An einem Donnerstagnachmittag um 13.33 Uhr

Kurzgeschichte zum Thema Essen/ Ernährung

von  AZU20

Immer seltener trifft man in unseren Städten auf so etwas wie ein Restaurant, das zwecks guten Essens zu betreten sich lohnte. Immer öfter trifft man aber auf neu eröffnete Fast-Food-Kettenläden, in denen es -wie der Name schon sagt- fast etwas zu essen gibt, beinahe gewissermaßen ... ein Nichts also.
Und neulich hätte ich mich gegen meine sonstigen guten Gewohnheiten und beinahe eben in so ein Nichts verirrt- meinen tiefen Widerwillen überwindend.
Aber als ich von außen auf die beschlagenen Scheiben schaute und an kleinen Plastiktischen Menschen unterschiedlichsten Alters in so etwas wie Plastikmüll herumwühlen sah ... als ich sah, wie sie ihre braun und rot gefleckten Nasen in braun und rot gefleckte Pappteller steckten, leere Colabecher zur Seite warfen und ihre braun und rot getupften Finger träumerisch zwecks Säuberung im Mund herumkreisen ließen, gleichzeitig aus den Zähnen zähes Rindfleisch pulend und dabei stumpf und abwesend umherblickten, ob auch alle dieses Schauspiel sähen ... als ich Menschen mit weit aufgerissenen Augen und ebensolchem Mund zwecks endlosem Gähnen in ihren Stühlen liegend mich anstarren sah, während andere ihre Augen im Wechsel zukniffen und aufsperrten, um die braunrote Soße loszuwerden, die sie beim Reiben derselben in denselben verteilt hatten ...
... und dabei sich ihr Mund öffnete und schloss als ob das sinnlose Kauen von Hamburgern nie zu Ende ginge. Als überall Menschen ebensolche in sich hineinstopften, wobei ihnen etwas in braun- rot seitlich aus den Mundwinkeln troff, während andere dabei ihre Zähne entblößten und ihre Plomben, ihre Prothesen und Jacketkronen ... und niemand die Hand vor den Mund hielt ...
Da vermeinte ich das allgemeine Knirschen, Schmatzen und Geifern durch die geschlossenen milchigen Scheiben zu hören, während ein kleines Mädchen in einem hübschen blauen Kleid mit braunen und roten Spritzern zwischen den Stühlen umhertrippelte und einen der Gäste mit einem Teddy mit braunen und roten Flecken gerade kreischend zusammenschlug.
Mein Gott, standen die Tische eng zusammen, klebten die Menschen eng aufeinander, sodass sie neben dem wabernden Essensdunst auch noch den Geruch von Schweiß und Urin, der von manchem Tischnachbarn an jenem heißen Julitag sicherlich aus der Haut austrat, herunterschlucken mussten.
Welche Wellen von Hässlichkeit, von geruchlicher, geschmacklicher und visueller Hässlichkeit mit den Grundfarben rot und braun?
Bevor eine gnädige Ohnmacht mich umfasste, stellte ich mir jenen mit süßlicher Limonade übergossenen fetttriefenden Cheeseburger vor, den ein froschgesichtiges ältliches Männlein gerade zwischen ein paar gelbliche Zahnstümpfe schob.
Als ich wieder zu mir kam, schob mir derselbe gerade eine miefige Flasche zwischen die Zähne, aus der ein rotbraunes jägermeisterähnliches Gesöff austrat, und eine junge uniformierte Dame sagte:" Ich glaube, der hat Hunger, der hat bestimmt lange nichts mehr gegessen, so wie der in unser Lokal gestarrt hat. Ich hole schnell einen Hamburger für ihn."


Anmerkung von AZU20:

Nach Lesen eines Textes von Milan Kundera

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (03.11.12)
Ein mehrfaches Mc Mc Mc an einem Sommerdonnerstag.
Ich staune auch immer, wie viele Leute sich in diesen kahlen und sterilen Tempeln aufhalten. LG vor dem Mittagessen

 AZU20 meinte dazu am 03.11.12:
Danke, Jorge. Wir speisen heute Abend, haben Gäste. Einen schönen Tag noch.

 Martina (03.11.12)
Gerne gelesen....Ich ziehe Restaurants vor...Nach diesen Burgern zieht es eher die Jugend hin....Lg Tina.

 AZU20 antwortete darauf am 03.11.12:
Gut, dass Du es auch nicht Restaurant genannt hast. In meiner aktiven Zeit gab es allerdings auch Schüler, mit denen ich vor ....demnbstriert habe. LG und einen schönen Abend

 princess (03.11.12)
Das möchte ich nicht verfilmt sehen. Nicht mal mit George Clooney und mir selbst in der Hauptrolle!

Liebe Grüße, Ira

 BrigitteG schrieb daraufhin am 04.11.12:
Ich tät mir den Film ansehen, wenn Ihr beide mitspielen würdet!

 AZU20 äußerte darauf am 04.11.12:
Ich auch. Vielen Dank. LG
AchterZwerg (65)
(03.11.12)
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 AZU20 ergänzte dazu am 04.11.12:
Dein Kommentar baut mich auf. Danke. LG
managarm (57)
(04.11.12)
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 AZU20 meinte dazu am 04.11.12:
Danke für den ausführlichen Kommentar und das Extra. LG
Steyk (61)
(04.11.12)
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 AZU20 meinte dazu am 04.11.12:
Wie gesagt, am liebsten habe ich vor dem Laden demonstriert. LG und danke
chichi† (80)
(04.11.12)
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 AZU20 meinte dazu am 04.11.12:
Danke. Freut mich sehr. LG
Lena (58)
(04.11.12)
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 AZU20 meinte dazu am 04.11.12:
Meine Frau hat gestern Abend überragend gekocht. Die Gäste verliehen ihr einen Stern. Mit meinen KIindern war iuch auch drin, als sie noch ganz klein waren. Das ist jetzt 20 Jahre her. LG und danke

 Lluviagata (04.11.12)
Mittlerweile habe ich auch zu meinen Wurzeln zurück gefunden, was das Essen angeht. Jede Menge Kalorien in sich hineingeschaufelt zu haben und trotzdem nicht satt sein, etwas Widersinnigeres gibt es nicht. Selbst ein Stück Buttercremetorte erschreckt mich nicht so, weil es wenigstens Genuss bereitet.
Was willst du machen, Armin, In ist In.

Eine sehr lehrreiche Geschichte, die sehr ordentlich geschrieben ist und deren Ende mir am besten gefällt.

Liebe Grüße
Llu ♥

 AZU20 meinte dazu am 04.11.12:
Danke für alles. LG

 EkkehartMittelberg (05.11.12)
Lieber Armin,
McDonalds und Burger King sind für mich zu Symbolen für die Macht der Werbung geworden. Ich kenne viele Jugendliche, aber keinen einzigen, den es nicht eine Zeitlang dorthin zieht.
So erging es mir auch mit meiner Enkelin auf der letzten Urlaubsreise. Ich habe ihr ein ähnliches Szenario geschildert wie Du – bei weitem nicht so gelungen – aber es reichte aus, ihr den Appetit zu verderben. Sie ist auf diesen Vorschlag nicht mehr zurückgekommen.
Ich bin noch immer stolz darauf, die Massenpsychose besiegt zu haben.
LG
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 08.11.12:
Da hast Du Großes geleistet. LG und danke

 HerrSonnenschein meinte dazu am 05.01.13:
Das ist wirklich heldenhaft! LG Jörg

 Didi.Costaire (05.11.12)
Was für ein Albtraum! Gut verhackstückt!
Schöne Grüße, Dirk

 AZU20 meinte dazu am 05.11.12:
Danke, Dirk. LG

 NormanM. (06.11.12)
Ein guter Text, der alles genau wieder gibt.
Ich gebe zu, dass ich hin und wieder auch mal zu solchen Läden (Restaurant will ich es nicht nennen) gehe und dort einen vegetarischen Burger kaufe, aber nur dann, wenn sich gerade keine andere Alternative anbietet. Und wohl fühle ich mich dort nicht wirklich. Man sieht dort meistens die gleichen Gäste, wenn es nicht sogar dieselben sind. Und fast immer ist da irgendeine Familie, die mit ihren Kindern Kindergeburtstag feiert und dann eine Riesenbestellung von etwa zehn Tabletts aufgibt.
Besonders gut hat mir deine Definition von Fast Food gefallen: "Fast etwas zu Essen". Nun weiß ich auch, warum man in einem Fast Food Restaurant trotzdem warten muss: weil es eben nicht "Schnell etwas zu essen" heißt.

Lg Norman

 AZU20 meinte dazu am 07.11.12:
Danke, Norman, guter Kommentar. LG
stimulanzia (48)
(06.11.12)
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 AZU20 meinte dazu am 07.11.12:
Interessanter Aspekt, danke für alles. LG

 tulpenrot (11.11.12)
Atemlos lässt du mich als Leser werden, sodass ich dieses Braunrote schon überall hier sehe, ja fast schon rieche. Deine Beschreibung hat also Tempo, lässt Bilder zu Hauf entstehen und produziert eine passgenaue, gut zugespitzte Vorstellung davon, wie grauenvoll dieses Zuguckenmüssen einer solchen Fressorgie ist.
LG
Angelika
P.S. die allerdings ganz ganz manchmal.....................

 AZU20 meinte dazu am 11.11.12:
Ja, als meine Kinder noch klein waren ...LG

 styraxx (11.11.12)
Bei diesem Anblick vergeht einem der Appetit. Ein einzig Gesaber, Geschlürfe und Geschmatze. Nein, hier läuft einem das Wasser nicht im Mund zusammen. Doch eine Gegenbewegung zum Trend des Fastfood ist in Sicht: Slow Food nennt sich das. Ob sich dieser Trend durchsetzen wird, ist fraglich.
Eindringlich und mit schneller Bildabfolge (passend zum Motiv) geschildert. Die Art wie du das hier beschreibst, hat etwas von Slapstick. Gut auch der Schluss, wenn der kritische Beobachter von den Konsumenten als Hungriger wahrgenommen wird. Was bleibt ist das Bild einer fressenden Meute eingepfercht in einen Glaskasten. Gerne gelesen, gefällt mir. LG

 AZU20 meinte dazu am 12.11.12:
Ich danke Dir sehr für Deinen langen und zutreffenden Kommentar. Du leidest förmlich mit. LG und Dank für alles
Scrag (24)
(08.12.12)
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 AZU20 meinte dazu am 08.12.12:
Danke, Markus. LG und ein schönes Wochenende
ichbinelvis1951 (64)
(14.12.12)
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 AZU20 meinte dazu am 14.12.12:
Ich danke Dir für Dein Mitgefühl. LG

 HerrSonnenschein (05.01.13)
Das ist richtig gut! Werde ich mal meinem Bruder schicken, der ist Gastrokritiker.
Leider ist ja zunehmend auch dort Fast Food drin, wo es gar nicht draufsteht. Die Systemgastronomie hat sich auch weite Teile der scheinbar guten Restaurants erobert.
Mit Verlaub, es ist zum Kotzen! Und wenn wir das alle vor Ort tun würden.... es würde helfen. Bestimmt! LG Jörg

 AZU20 meinte dazu am 05.01.13:
Dein Kommentar gefällt mir. LG und danke
gaby.merci (61)
(15.03.13)
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 AZU20 meinte dazu am 16.03.13:
Natürlich leicht übertrieben. Dankeschön. LG
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