Über Anmut, Systemtheorie, Jonathan Meese und das Marionettentheater
Kritik zum Thema Nihilismus
von toltec-head
Anmerkung von toltec-head:
Jonathan Meese und die Diktatur der Kunst: http://www.youtube.com/watch?v=d7-1-dDqhhg
Kommentare zu diesem Text
JakobJanus (35)
(22.10.13)
(22.10.13)
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Systeme „kennen“ Menschen nur als Umwelt.
Genau. Aber gerade deswegen kann jemand zur Systemhure werden. Die kleinste Einheit sozialer Systeme ist nicht der Mensch, dieses komische Gebräu aus einem psychischen System und einer Vielzahl biologischer Systeme, sondern Kommunikation. Vom Menschen aus gesehen sind aber die sozialen Systeme (Wirtschaft, Recht, Wissenschaft, Kunst etc) ihrerseits ebenfalls bloße Umwelt. An sich hätte man also Gründe, sich frei zu fühlen. Aber gibt es die strukturelle Koppelung. Die sozialen Systeme interpenetrieren die psychischen Systeme. Kommunikation fräst sich in das Bewusstsein ein. Wer sich als psychisches System zu sehr mit dieser strukturellen Kopplung identifiziert, den kann man als Systemhure bezeichnen. Die umgekehrte Figur, also derjenige, dem die Desidentifikation mit Kommunikation gelingt, wäre der Parasit.
JakobJanus (35) antwortete darauf am 22.10.13:
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JakobJanus (35) schrieb daraufhin am 22.10.13:
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Bewusstsein ist nur ein anderes Wort für psychisches System. Den Menschen im humanistischen Sinn gibt es in der Systemtheorie gar nicht. Es gibt Bewusstsein oder besser: Bewusstseine, die strukurell gekoppelt sind mit Körpern.
Zu strukturellen Kopplung gibt es sogar, wie ich gerade sehe, einen Wikipedia Artikel.
Zitat:
Von Schweinesystem zumal im Singular kann gar keine Rede sein.
Zu strukturellen Kopplung gibt es sogar, wie ich gerade sehe, einen Wikipedia Artikel.
Zitat:
„Strukturelle Kopplung“ löst das Problem, dass selbstreferentielle (autopoietische) Systeme nicht in ihrer Umwelt, also auch nicht innerhalb anderer Systeme operieren können, dennoch aber scheinbar aufeinander abgestimmte Entwicklungen zu beobachten sind. Nach Luhmann können diese gegenseitige Abstimmungen unterschiedlicher Systeme nicht Ergebnis von Durchgriffskausalitäten sein, wozu die Systeme außerhalb ihres (die System|Umwelt-Grenze konstituierenden) „Codes“ operieren müssten, was sie (nach Luhmanns Definition) gerade nicht können.
Beispiel: Oliver Jahraus (2001) beschreibt die „strukturelle Kopplung“ von Bewusstsein (psychisches System) und Kommunikation mit der Metapher zweier nebeneinander gestellter Uhren, die so ausgestattet sind, dass jede für sich nur dann tickt, wenn sie mittels eines Sensors ein Ticken der anderen Uhr registriert.
Beispiel: Oliver Jahraus (2001) beschreibt die „strukturelle Kopplung“ von Bewusstsein (psychisches System) und Kommunikation mit der Metapher zweier nebeneinander gestellter Uhren, die so ausgestattet sind, dass jede für sich nur dann tickt, wenn sie mittels eines Sensors ein Ticken der anderen Uhr registriert.
Von Schweinesystem zumal im Singular kann gar keine Rede sein.
Zur Interpenetration: Auch diese ist ein fester Bestandteil der Systemtheorie.
http://www.luhmann-online.de/glossar/interpenetration.htm
http://www.luhmann-online.de/glossar/interpenetration.htm
JakobJanus (35) meinte dazu am 22.10.13:
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Wenn etwas fester Bestandteil einer Theorie ist, kann dies schlecht gleichzeitiger ihr blinder Fleck sein. Ich tippe weiterhin auf Anmut. Wirst du in keinem Luhmann Register finden. Man kann übrigens auch bei der Grenzziehung zwischen psychischem System und Körper ansetzen. Verglichen mit übermenschlicher Anmut erscheint diese doch als etwas nur allzu menschliches.
JakobJanus (35) meinte dazu am 22.10.13:
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Nimm "Draw a distinction" als Grundanweisung. Wer sich darauf einlässt, verliert an Anmut. Darum geht´s auch in dem Kleist Text. Sobald der Jüngling sich differenziert beobachtet, ist die Anmut futsch. Die Systemtheorie sagt, es geht aber nur so. Deshalb muss sie Anmut konstitutionell ausblenden. Ein blinder Fleck ist nicht nur etwas, was man nicht sieht. Man sieht immer unendlich viel nicht, wenn man irgendwas fixiert. Ein blinder Fleck hat mit der Konstitution eines Sehens zu tun. Und die Konstitution der Systemtheorie ist ein nicht anmutsvolles Sehen, so meine These.
(Antwort korrigiert am 23.10.2013)
(Antwort korrigiert am 23.10.2013)
JakobJanus (35) meinte dazu am 23.10.13:
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Ein Beobachter wie L wird bei Kunst immer das oberste Gesetz "Draw a distinction" beachtet finden. Aber ich denke bei großer Kunst scheint immer etwas Undifferenziertes ("in sich selbst Scheinendes") auf. Und es muss ja nicht immer ein Jüngling sein. Manchmal tut´s auch eine Lampe:
Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,
An leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,
Die Decke des nun fast vergessnen Lustgemachs.
Auf deiner weissen Marmorschale, deren Rand
Der Efeukranz von goldengrünem Erz umflicht,
Schlingt fröhlich eine Kinderschar den Ringelreihn.
Wie reizend alles! lachend, und ein sanfter Geist
Des Ernstes doch ergossen um die ganze Form -
Ein Kunstgebild der echten Art. Wer achtet sein?
Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst.
Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,
An leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,
Die Decke des nun fast vergessnen Lustgemachs.
Auf deiner weissen Marmorschale, deren Rand
Der Efeukranz von goldengrünem Erz umflicht,
Schlingt fröhlich eine Kinderschar den Ringelreihn.
Wie reizend alles! lachend, und ein sanfter Geist
Des Ernstes doch ergossen um die ganze Form -
Ein Kunstgebild der echten Art. Wer achtet sein?
Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst.
JakobJanus (35) meinte dazu am 23.10.13:
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JakobJanus (35) meinte dazu am 23.10.13:
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Nein, von der Sonne.
Eine gewaltige Klatsche, die du Meese verpasst, und sie sitzt. In der Anmut manifestiert sich, höchst selten, das Schönste der Kunst. Warum ist sie so selten? Weil der Mensch sie als bewusstes Wesen reproduzieren will und damit zerstört. Er tut den Sündenfall des Bewusstseins und wird deshalb aus Arakadien, dem Land der Anmut, vertrieben. (Schiller: über "Anmut und Würde" sinngemäß wiedergegeben)