Altbundesrepublikanische Lachnummern - Heute: Hans Küng

Essay zum Thema Nihilismus

von  toltec-head

Was ich unter altbundesrepublikanisch verstehen möchte, macht man sich am besten durch die Betrachtung einer Fotographie klar:

 externer Link

In den Jahren zwischen dem Ende des 2. Weltkriegs und den Hartz4-Reformen hatte in Deutschland eine Weltanschauung eine gewisse Plausibilität, die ich deswegen als altbundesrepublikanisch bezeichnen möchte, und die sich dadurch auszeichnete, dass sie sich nicht nur nicht von der abgebildeten Person fasziniert gezeigt hätte, sondern Männer wie diesen einfach wegblendete. Eine Leni Riefenstahl hätte sich sofort von dem Foto fasziniert gezeigt, so wie ich es bin. Aber nehmen wir einen typischen Repräsentanten der Alt-BRD wie Hans Küng, der zwar Schweizer, aber seit 1960 Professor der Theologie in Tübingen und daher so etwas wie der Robert Blanco der Katholiken-Szene war. Welche Gedanken mögen wohl einem Hans Küng bei der Betrachtung dieses Fotos durch den Kopf gehen? Wie schön es wohl wäre, in einen sogenannten Dialog mit dem Abgebildeten einzutreten? Ein Dialog wohlmöglich über das Küng´sche  Projekt eines Weltethos? Dass der Abgebildete sich von der Küng´schen Formel "Kein Friede zwischen den Nationen ohne Friede zwischen den Religionen" sicherlich fasziniert gezeigt hätte?

Gut möglich, dass Hans Küng das Foto gestern sah. Es war nämlich in der Literaturbeilage der FAZ abgebildet, in dem auch der neuste Band seiner Memoiren besprochen wurde. Der Rezension war zu entnehmen, dass Küng vor kurzem aus gesundheitlichen Gründen von seinen Funktionen als Präsident dreier Stiftungen, darunter auch der Stiftung Weltethos, zurückgetreten sei. Er rechne mit dem Sterben. Doch sage er ganz selbstverständlich und sicher sein Ja zum ewigen Leben. Das Brecht´sche "Und es kommt nichts nachher" kehre er einfach um - Es komme, so Küng, kein Nichts nachher.

Billige Optimismusformeln wie diese prägten die altbundesrepublikanische Weltanschauung. Das Wegblenden von Fremdem und dem Tod als einem absolut Fremdem. Es war die Zeit, in der man meinte, mit Selbstverständlichkeiten à la "Nie wieder Auschwitz" den Weg in eine bessere Zukunft zu bahnen. Die Zeit, in der man meinte, mit allem und jedem in einen sogenannten Dialog eintreten zu sollen und vor allem auch zu können. Dass alle Menschen sich miteinander verständen, wenn sie nur lang genug miteinander redeten. Und dass es geschickte Moderatoren wie einen Hans Küng gebe, die uns die lange Wartezeit verkürzen helfen.

Ich bin ein Kind der Alt-BRD. Das Buch von Küng "Existiert Gott?" stand bei meinen Eltern im Bücherschrank und ich erinnere mich, wie es zu hitzigen Debatten zwischen den Erwachsenen führte. Ich lies mich anstecken und lange Jahre faszinierte mich die Frage des Buchtitels auch, von der ich heute sagen muss, dass sie mich, zumal wenn ich mir das oben verlinkte Foto anschaue, vollkommen kalt lässt. Was aber die Alt-BRD angeht, empfinde ich manchmal, und so gerade jetzt, nachdem ich mir längere Zeit das verlinkte Foto angesehen habe, doch ein gewisses Heimweh.

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Kommentare zu diesem Text


 AlmÖhi (06.10.13)
Ich versetze mich gerne mental in die 80er und 70er, in die Alt-BRD, zurück. Es befruchtet mich. In einer Latenzphase einer Gesellschaft zu leben hat meine persönliche biologische Latenzphase, die durchaus auch gefährdet war, stabilisiert. Die allgemeine Naivität jener Jahre hat für mich auch einen gewissen Charme. Es war eine Naivität mit Programm, nicht zu verwechseln mit dem Stumpfsinn heute. Da die Verhältnisse noch recht stabil waren, führte die Naivität auch nicht so unmittelbar und offensichtlich zu Verwerfungen, so wie heute. Und doch war das zukünftige wie das vergangene Grauen immer latent anwesend und wurde eher kultiviert als entschärft.
Dieter Wal (58)
(06.10.13)
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 toltec-head meinte dazu am 06.10.13:
Ach Dieter, so lange es Menschen wie dich gibt, die von allem Ahnung haben, müssen wir uns doch keine Sorgen machen. Der Präsidentenposten der Stiftung "Weltethos" ist frei. Bewirb dich doch.
Dieter Wal (58) antwortete darauf am 06.10.13:
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JakobJanus (35)
(06.10.13)
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 loslosch (06.10.13)
lies/ ließ. schau noch mal drauf.

küng hatte auf der BAB pech, als er die abfahrt um 100 m verpasste und auf dem randstreifen im rückwärtsgang den fehler beheben wollte. man hätte es nie erfahren, wenn er nicht versucht hätte, seinen irrigen standpunkt durchzusetzen.

auch himmelskomiker sind von dieser welt.
Dieter Wal (58) schrieb daraufhin am 06.10.13:
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 loslosch äußerte darauf am 06.10.13:
war ich undeutlich, dieter?
parkfüralteprofs (57)
(07.10.13)
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