Blaise Pascal - wie ein brillanter Kopf seinen Frieden fand
Essay zum Thema Wahrheit
von Bluebird
Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text
Erstaunlich, daß Du Dir Pascals berühmte "Wette" entgehen läßt: eine mathematische Argumentation für den Glauben an Gott und zugleich ein Meilenstein in der Wahrscheinlichkeitstheorie.
Für Fortgeschrittene dann die Widerlegung dieser Argumentation bei Stanislaw Lem in seinem Buch "Die vollkommene Leere".
Für Fortgeschrittene dann die Widerlegung dieser Argumentation bei Stanislaw Lem in seinem Buch "Die vollkommene Leere".
lernst du nicht mehr dazu? lies bitte den wiki-artikel zur pascalschen wette.
dr manfred lütz, bestsellerautor und vatikanberater, war in einem vortrag begeistert von pascals idee. abgesehen vom wiki-artikel ist auch folgendes zu bedenken. gott, der allwissende, würde jeden geheimen gedanken erkennen und eine opportunistische geisteshaltung konstatieren.
dr manfred lütz, bestsellerautor und vatikanberater, war in einem vortrag begeistert von pascals idee. abgesehen vom wiki-artikel ist auch folgendes zu bedenken. gott, der allwissende, würde jeden geheimen gedanken erkennen und eine opportunistische geisteshaltung konstatieren.
Sollte sich Pascal - wie Du - auf eine subjektive Gewißheit des Erlebens Gottes berufen, dann fiele er - wie Du - hinter das Argument des Descartes zurück: die Möglichkeit eines "deus malignus", eines bösen Gottes, der uns (systematisch) täuscht.
D.h. jede 'Offenbarung' Gottes könnte das Werk eines Betrügers sein. Ihr mögt das für unwahrscheinlich halten, aber unmöglich ist es nicht - und so wird es nichts mit der Gewißheit.
D.h. jede 'Offenbarung' Gottes könnte das Werk eines Betrügers sein. Ihr mögt das für unwahrscheinlich halten, aber unmöglich ist es nicht - und so wird es nichts mit der Gewißheit.
@losloch
Sich sein Heil gemäß der göttlichen Spielregeln sichern zu wollen, wäre Ok! Da darf und soll(te) sich jeder selbst der Näxhste sein!
@Graeculus
Das Argument des "deus malignus" (es könnten auch mehrere sein) benutze ich gerne, um allzu selbstsicher auftretende Christen mal etwas in die Schranken zu weisen ... wende ich aber bevorzugt auf die Offenbarungen der Götter in den anderen Religionen an
Sich sein Heil gemäß der göttlichen Spielregeln sichern zu wollen, wäre Ok! Da darf und soll(te) sich jeder selbst der Näxhste sein!
@Graeculus
Das Argument des "deus malignus" (es könnten auch mehrere sein) benutze ich gerne, um allzu selbstsicher auftretende Christen mal etwas in die Schranken zu weisen ... wende ich aber bevorzugt auf die Offenbarungen der Götter in den anderen Religionen an
wenn bluebird jemals eine ELO von über 2.800 gehabt hätte, wäre ich geneigt, ihn mit Blaise Pascal zu vergleichen.
der wiki-artikel über B.P. ist deutlich erweitert. sehr lesenswert.
"Moderne Kritiker wie der sonst vergleichsweise zurückhaltende Aldous Huxley gingen in ihrer Kritik weiter, allerdings in psychologisierender Weise. Pascal habe aus seiner Not – seinen körperlichen Gebrechen sowie seiner Unfähigkeit, echte Leidenschaft zu empfinden – eine Tugend gemacht und dies mit heiligen Worten getarnt. Schlimmer noch: er habe seinen beachtlichen Verstand dazu benutzt, um andere dazu zu ermuntern, eine gleichermaßen diesseits-feindliche Weltanschauung einzunehmen."
der wiki-artikel über B.P. ist deutlich erweitert. sehr lesenswert.
"Moderne Kritiker wie der sonst vergleichsweise zurückhaltende Aldous Huxley gingen in ihrer Kritik weiter, allerdings in psychologisierender Weise. Pascal habe aus seiner Not – seinen körperlichen Gebrechen sowie seiner Unfähigkeit, echte Leidenschaft zu empfinden – eine Tugend gemacht und dies mit heiligen Worten getarnt. Schlimmer noch: er habe seinen beachtlichen Verstand dazu benutzt, um andere dazu zu ermuntern, eine gleichermaßen diesseits-feindliche Weltanschauung einzunehmen."
Kommentar geändert am 30.04.2021 um 12:02 Uhr
B. P. war ein fulminanter Mathematiker! philosoph? nä!
er ist der wegbereiter der modernen wahrscheinlichkeitstheorie. hat leibniz auf die idee der integralrechnung gebracht. was hätte er ohne versenkung in die mystik noch alles entdecken können!
es geht das gerücht um, franziskus in rom plane den prozess seiner seligsprechung.
er ist der wegbereiter der modernen wahrscheinlichkeitstheorie. hat leibniz auf die idee der integralrechnung gebracht. was hätte er ohne versenkung in die mystik noch alles entdecken können!
es geht das gerücht um, franziskus in rom plane den prozess seiner seligsprechung.
loslosch: "was hätte er ohne versenkung in die mystik noch alles entdecken können!"
Mystik würd ich's nicht nennen. Es liest sich eher nach einer psychischen Krise, die er über dogmatisch-christliche Schablonen, die er als Wahrheiten erkannt zu haben meinte, teilbewältigte. Seelische Krisen sind oft Sinnkrisen. Das war eine.
Mystik ist ein anderes Kaliber.
Mystik würd ich's nicht nennen. Es liest sich eher nach einer psychischen Krise, die er über dogmatisch-christliche Schablonen, die er als Wahrheiten erkannt zu haben meinte, teilbewältigte. Seelische Krisen sind oft Sinnkrisen. Das war eine.
Mystik ist ein anderes Kaliber.
Pascal war ein körperliches Wrack, seine asketische Lebensweise, die Hand in Hand mit seiner Zuwendung zum christlichen Glauben ging, tat ihr Übriges, schon für damalige Verhältnisse ist er deshalb nicht besonders alt geworden.
Nun, Böhmes Erleuchtungen zugrunde gelegt, könnten einige von Pascals Erlebnissen schon als mystisch durchgehen, aber einmal davon abgesehen ist es schon erschreckend, dass sich eine so helle Kappe dermaßen verstricken kann. 🤔
Nun, Böhmes Erleuchtungen zugrunde gelegt, könnten einige von Pascals Erlebnissen schon als mystisch durchgehen, aber einmal davon abgesehen ist es schon erschreckend, dass sich eine so helle Kappe dermaßen verstricken kann. 🤔
Die "Mystik" ist eine gefährliche Spielwiese, auf der sich auch viele falsche (betrügerische) Geister tummeln.
Die Pascalsche Gotteserfahrung halte ich allerdings für echt
Die Pascalsche Gotteserfahrung halte ich allerdings für echt
"Die "Mystik" ist eine gefährliche Spielwiese, auf der sich auch viele falsche (betrügerische) Geister tummeln."
Klar sind automatisches Schreiben mit Hilfsmitteln und okkultistische Betätigungen aller Art gefährlich, doch bringen sie weder religiöse Genies (Moses, Amos, Jesaja, Hesekiel, Jesus, Paulus, Luther), noch heilige Ketzer wie Jesus, Paulus oder Luther hervor, sondern höchstens intelligente Halbidioten, die wieder und wieder dasselbe äußern. Mystiker am allerwenigsten. Denn die zählen zu heiligen "Ketzern".
Klar sind automatisches Schreiben mit Hilfsmitteln und okkultistische Betätigungen aller Art gefährlich, doch bringen sie weder religiöse Genies (Moses, Amos, Jesaja, Hesekiel, Jesus, Paulus, Luther), noch heilige Ketzer wie Jesus, Paulus oder Luther hervor, sondern höchstens intelligente Halbidioten, die wieder und wieder dasselbe äußern. Mystiker am allerwenigsten. Denn die zählen zu heiligen "Ketzern".
Antwort geändert am 01.05.2021 um 08:56 Uhr
"Die Pascalsche Gotteserfahrung halte ich allerdings für echt"
Echt oder falsch, wahr oder falsch, gut oder böse, sind hier die falschen Kriterien. Denn Deine Erzeugnisse sind ja auch nicht einfach richtig oder falsch, sondern in der Regel sprachlich völlig fehlerhaft, konzeptionell holzschnittartig und in ihren Aussagen haarsträubend.
Blaise Pascals "Pensées" (1656-1662) strotzen von pseudoreligiös-christlichen Phrasen, was sie ähnlich schwer erträglich lesbar macht wie Bluebird-Texte. Nur sind sie insgesamt nicht ganz so gedankenarm, und vor allem sagen sie nicht überall dasselbe, weshalb das Buch nach wie vor gelesen wird. Gerade von einem Mathematiker hätten viele solche Themen nicht erwartet. Dabei sind Mathematiker zu 99, 999 % (überwiegend undiagnostizierte) hochfunktionale Asperger-Autisten oder Autisten, die sich eh in jeder Minute ihrer Arbeit mit Transzendenz gedanklich auseinandersetzen. Da ist ein Ausflug ins Religiös-Irrationale verständlich.
Echt oder falsch, wahr oder falsch, gut oder böse, sind hier die falschen Kriterien. Denn Deine Erzeugnisse sind ja auch nicht einfach richtig oder falsch, sondern in der Regel sprachlich völlig fehlerhaft, konzeptionell holzschnittartig und in ihren Aussagen haarsträubend.
Blaise Pascals "Pensées" (1656-1662) strotzen von pseudoreligiös-christlichen Phrasen, was sie ähnlich schwer erträglich lesbar macht wie Bluebird-Texte. Nur sind sie insgesamt nicht ganz so gedankenarm, und vor allem sagen sie nicht überall dasselbe, weshalb das Buch nach wie vor gelesen wird. Gerade von einem Mathematiker hätten viele solche Themen nicht erwartet. Dabei sind Mathematiker zu 99, 999 % (überwiegend undiagnostizierte) hochfunktionale Asperger-Autisten oder Autisten, die sich eh in jeder Minute ihrer Arbeit mit Transzendenz gedanklich auseinandersetzen. Da ist ein Ausflug ins Religiös-Irrationale verständlich.
Antwort geändert am 01.05.2021 um 09:23 Uhr
@RR: danke für den hinweis auf böhmes erleutungen. Jacob Böhme war mir bisher unbekannt. wenn man ihn liest, wirkt er wie aus der zeit (frühes 17. jh.) gefallen. der mystische philosoph und autodidakt kann heute noch ob seiner sprachgewalt menschen in seinen bann ziehen. beim studium des wiki-beitrags beeindruckte dieser passus:
"Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde durch Schelling mit Böhmes Gedankenwelt vertrauter. Hegel würdigte in Böhmes Spekulationen trotz deren „barbarischer“ Sprache die in ihnen enthaltenen dialektischen Ansätze. Er nannte ihn den „ersten deutschen Philosophen“, weil er als erster in deutscher Sprache schrieb. Selbst Newtons Gravitationslehre wurde mit Böhmes „Dialektik“ in Zusammenhang gebracht."
"Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde durch Schelling mit Böhmes Gedankenwelt vertrauter. Hegel würdigte in Böhmes Spekulationen trotz deren „barbarischer“ Sprache die in ihnen enthaltenen dialektischen Ansätze. Er nannte ihn den „ersten deutschen Philosophen“, weil er als erster in deutscher Sprache schrieb. Selbst Newtons Gravitationslehre wurde mit Böhmes „Dialektik“ in Zusammenhang gebracht."
@ lo: Joseph Dan bezeichnet Böhme als den wohl bedeutendsten christlichen Kabbalisten. Das trifft es 100%. Er spekulierte ja längst nicht allein in alchemistisch-kabbalistischen Metaphern (Spekulative Alchemie), sondern entwickelte darüber hinaus die eigene Lehre der Zentralschau, die er in "Aurora" eindrucksvoll beschreibt.
Antwort geändert am 02.05.2021 um 14:54 Uhr