Berge versetzen und so

Sonett zum Thema Abhängigkeit

von  Isaban

Im Lauf der Zeit brach ich mir eine Schwinge.
Der andre Flügel flattert stur,
vom Fliegenkönnen keine Spur;
da blieb dann nur die Vogelstimme.

Schief folge ich der roten Schnur.
Auch wenn ich meine Lieder singe,
ob leise, laut, ob Moll, ob Dur,
sie sind im Grunde bloß Textur,

sind immer nur das eine Lied
vom Anbeginn und Sein und dem,
was irgendwann danach geschieht.

Der Bruch der Schwinge hat System:
An Vogelstimmen glaubst du nur.
Was dich bewegt? Die große Uhr.

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (28.03.14)
Ich lese daraus, einen Sinn im Leben finden zu wollen, während die Zeit unerbärmlich weiter tickt. Sehr schön, Isaban.
christa

 AZU20 meinte dazu am 28.03.14:
So lese ich es auch. LG

 Irma (28.03.14)
Mit dem Wegbrechen der fünften Hebung der ersten Zeile verliert sich auch jedwede Hoffnung an ein Sich-in-die Lüfte-Erheben-Können. Was uns bleibt ist das immerwährend Gleiche („Textur“), ist das unaufhörliche Singen des u(h)r-eigenen Lebensliedes, das sich mit selbigem Reim vom Anfang des ersten Quartetts bis in die letzte Terzett-Zeile hindurch zieht. Die Zeit läuft stetig weiter und wir werden es auch. Schnurstur.

LG Irma (die sich auch an den Variationen der feinen Vogellieder immer wieder aufs Neue erfreuen kann)
(Kommentar korrigiert am 28.03.2014)
Fabi (50)
(28.03.14)
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Al_Azif (34) antwortete darauf am 28.03.14:
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 EkkehartMittelberg (28.03.14)
"sie sind im Grunde bloß Textur,

sind immer nur das eine Lied..."

Herrliche Selbstironie.
Um das "eine Lied" dreht sich die gesamte Poesie. Aber "die große Uhr" macht auch sie irgendwann vergänglich, mehr oder weniger.

Liebe Grüße
Ekki
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