Besonderheiten

Gedicht zum Thema Abhängigkeit

von  Isaban

In der Altstadt gab‘s die Frau
mit den tausend Katzen,
mit viertausend Tatzen.
Keiner wusste ganz genau:

Wovon lebt die Katzenfrau?
Menschen zog sie Fratzen.
Sie sprach nur mit Katzen.
Selbst ihr Haus war katzengrau,

die Wände schepps, der Putz recht rau.
Im Garten sah man Katzen
an Katzenschüsseln schmatzen,
für Kätzchen rot, für Kater blau,

und die Frau gab keine her.
Eines Tags sind sie gekommen,
haben Katz für Katz genommen -
wie tobte sie! Sie weinte sehr.

Die Katzenfrau gibt es nicht mehr.
Das graue Häuschen steht jetzt leer.

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Kommentare zu diesem Text


 larala (11.02.14)
Gänsehaut...

 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Immer alles eine Frage der Abhängigkeiten, hm?

 Lluviagata (11.02.14)
Traurig.

Mit einfachen Worten hast du das nicht einfache Leben beschrieben, von dem andere meinen, es wäre nicht lebenswert.

Sehr lesenswert.

Liebe Grüße
Llu ♥
(Kommentar korrigiert am 11.02.2014)

 Isaban antwortete darauf am 18.02.14:
Alles, was nic ht in die Norm passt, wird aussortiert. Irgendwie unheimlich, denn so ganz passt niemand in die Norm und wenn doch, ist das ganz bestimmt nicht mehr ganz normal.
Koka† (46)
(11.02.14)
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 Isaban schrieb daraufhin am 18.02.14:
Danke, Großer!

 monalisa (11.02.14)
Hallo Sabine,
wieder bedienst du dich (wie davor bei den 'Erwartungen') einer recht einfachen Sprache und erzählst eine unspektakuläre Geschichte, kaum eine Notiz im Lokablättchen wert.
Was sie aber interessant macht ist die Fülle der Fragen, die sie aufwirft und natürlich wie raffiniert du diese 'einfache Sprache' einzusetzen weißt
Es fällt kaum auf, dass in den ersten drei Strophen, die Katzen auch in den Reimen dominieren, umarmt von der Frau und ihren Reimpartnern, dann kommt der Bruch – auch die Reime wechseln , das, was ihr genommen wurde, umschlossen vom nicht hergeben wollen und dem sehr weinen müssen. Und die Conclusio am Ende schließt gleich direkt an mit 'nicht mehr' und 'leer' - diese Reime 'her – sehr; mehr – leer; gekommen – genommen' , so abgenutzt, dass man sich scheut, sie überhaupt noch einzusetzen - hier bebildern sie hervorragend die zunehmende Verarmung der Frau bis hin zur Selbstauflösung, da ihr Sinn und Zweck ihres Lebens mit den Kätzchen genommen wurden.

Du erzählts diese Geschichte und hinterlässt die LeserIn mit einem unguten Gefühl:
Wieviel 'Besonderheit' gesteht unsere Gesellschaft dem/der Einzelnen zu?
Muss man nicht einschreiten, wenn es so viele Katzen sind, dass sie nicht mehr richtig versorgt werden können - und was heißt schon richtig versorgt, wer betimmt das?
Wenn die Frau nun reich wäre, die Wände frisch getüncht und blitzsauber und der Außenputz glatt ...? Gestehen wir den 'Reichen' nich eine ganze Menge mehr Spleens zu als den weniger Bemittelten?
Hätte man sie nicht auch in ihrer Obsorge unterstützen können, ein Projekt daraus machen ...? Hätte sie das zulassen können?

Bevor ich mich jetzt ganz darin verliere, mache ich Schluss, liebe Sabine, und grüße dich herzlich,
mona

 Isaban äußerte darauf am 18.02.14:
Hach, Mona, wenn man für Kommentare Sternchen vergeben könnte (Ich finde immer noch, dass das unbedingt eingeführt werden sollte, auch um die Kommentarmetalität hier mal wieder ein bissl in Schwung zu bringen!), dann hättest du jetzt bestimmt nicht nur meine aus ganbzem Herzen verliehenden drei!

Liebe Grüße

Sabine

 AZU20 (11.02.14)
Waren doch wirklich nur ein paar zuviel, oder? LG

 Isaban ergänzte dazu am 18.02.14:
Ja?

Liebe Grüße

Sabine

 TassoTuwas (11.02.14)
Zwei Seiten hat jede Medaille.
Mag ja traurig sein, geb ich zu, aber" besonders" gut gerochen hat es bestimmt auch nicht.
LG TT

 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Tja, wenn man alles vernichtet, was nicht gut riecht, haben wir bald das Überbevölkerungsproblem gelost, hm?

Liebe Grüße

Sabine
P. Rofan (44)
(11.02.14)
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 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Das kann ich verstehen, lieber Aron, Asche zu Asche...
Graeculus (69)
(11.02.14)
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 niemand meinte dazu am 11.02.14:
@ Gracelus
Dein Kommentar ist GUT! mit herzlichen Grüßen,
niemand

 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Alles eine Interpretationsfrage, ne?
Aus dem Text ist nicht zu erkennen, dass die Katzen gelitten hätten. Katzen haben einen sehr eigenen Kopf und wenn es ihnen irgendwo nicht gefällt, dann suchen sie sich ein anderes Zuhause - sofern man sie nicht einsperrt. Selbst die fette Nachbarskatze hält sich anscheinend viel lieber in unserem Garten auf, als im Nachbarshaus.
Aus diesem Text ist zu erkennen, dass die Katzen gefüttert wurden und dass sie Freigang hatten und dass es der Protagonistin wichtiger war, sich um die Katzen zu kümmern als luxuriös zu wohnen.
Ob die Tiere es im Tierheim besser haben und ob es rechtens ist, jemandem seinen Lebensinhalt zu nehmen, weil "sowas nicht in die Nachbarschaft passt" ist eine Frage der Auslegung. Wäre das Häuschen eine Finca ist Spanien, so würde man die Frau vermutlich als Tierschützerin bezeichen und selbst die Behörden würden ihr Tiere aus schlechter Haltung bringen. Hier in Deutschland geht man, wenn jemand mehr als zwei oder drei Tiere hält sofort davon aus, dass sie schlecht oder nicht ausreichend versorgt werden.
Wie dem auch sei, die Interpretation meiner Verse obliegt natürlich den Lesern und resultiert - wie jede Interpretation - aus unseren Assoziationen, aus dem, was wir wissen, eigenen Erfahrungen, eigener Einstellung, eigenen Emotionen und eigenen Gedanken - und so muss es auch sein.

Liebe Grüße

Sabine

 ViktorVanHynthersin (11.02.14)
Bis auf den Titel (der, so meine ich, den Kern nicht trifft) finde ich Dein Gedicht ausgesprochen gut, lesens- und nachdenkenswert.
Herzliche Grüße
Viktor

 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.
Welcher Titel träfe denn den Kern?

Liebe Grüße

Sabine

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 18.02.14:
"Die Katzenfrau" ist zwar kein besonders ausgefallener Vorschlag, würde mir aber eher zusagen.
Herzliche Grüße
Viktor
kyl (57)
(15.02.14)
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 Isaban meinte dazu am 18.02.14:
Macht es nicht einen kleinen Unterschied, lieber Kay, ob die Tierhaltung in einem Hochhaus, wo auch das direkte Umfeld anderer Menschen beeinflusst wird, oder in einem Häuschen mit Garten passiert? Hätte man im Hochhaus auch Aquarien entfernt, wenn die Fische artgerecht gehalten, dem Wohnungsinhaber aber vor lauter Aquarien nur noch einen winzigen Flur zum Durchqueren der Wohnung bliebe? Und wie ist es mit den Messis, darf und muss man die aus ihrer selbstgewählten Wohn- und Lebensumgebung reißen, nur weil sie nicht der Norm entspricht? Laut Grundgesetz übrigens nicht, solange weder sie noch andere gefährdet sind. Und große Gefahren gehen ja nun weder von Aquarienfischen noch von artgerecht gehaltenen Katzen aus. Zur artgerechten Haltung gehört schließlich auch, dass man die notwendigen Hygieneregeln beachtet und Katzenklos, Schlafstellen, Futternäpfe und Haus regelmäßig reinigt.

Zur schlichten Sprache: Sie ist hier - wie du beinahe erkennen konntest - Stilmittel. Hier wird eine Geschichte erzählt, eine Geschichte, die sehr einfach, simpel und selbstverständlich, beinahe sogar kindgerecht wirkt, es aber nicht ist, wenn man hinter Vers und Inhalt schaut.
Je schlichter, d.h. je einfacher und selbstverständlicher die Sprache/ der Sprachgebrauch, desto eingängiger wird ein Text, gute Beispiele dafür sind z.B. Abzählreime.
Die Wortwiederholungen (Katze) bebildert natürlich die Vielzahl der Katzen und Reimschema etc. bebildert stilistisch die Vorgänge, den Umbruch, das Ausbleiben der Katzen, Ersterben. Tja, so ist das wohl mit Stilmitteln: Manchmal (oder bei manchen) kommen sie so an, wie man es sich als Autor des Textes vorgestellt hat, bei anderen nicht.
Fakt ist, dass dieser Text zu jenen gehört, die hier recht kontrovers kommentiert und diskutiert werden - und ich glaube, das ist genau das, was dieses komplexe Thema verdient hat. Ganz nebenher glaube ich kaum, dass es die gleiche Wirkung hätte, wenn der Text komplizierter aufgebaut und mit Lateinvokabeln etc. gespickt wäre, um "mein Niveau" zu unterstreichen. Es ist kein Text, der mich udn mein Niveau bebildert, es ist einer, der in gereimter Form eine Geschichte erzählt und zu Interpretation und Diskussion freigibt.

Liebe Grüße

Sabine
kyl (57) meinte dazu am 19.02.14:
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 Dieter Wal (01.08.14)
Ich würde ergänzen:

Ist die Wohnung jetzt auch mau,
kann sie niemand kratzen.
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