Blattentjungferungsneurose

Gedicht zum Thema Schreiben

von  niemand

Der Tag ist grau, es gießt wie aus Kanistern -
ein Dichter dünkt sich einfallslos und fad,
da geht durch dicke Schreibtischluft ein Knistern:
"Gestatten, Herr, ich heiße DINA Blatt,
geborne Freifrau von zur Zellulose.
Hier ist nichts los, der Raum so öd und still
und mich plagt die Entjungferungsneurose,
ich suche wen, der mir was antun will. 
 
Ach, käm ich nur dem Richtgen in die Finger,
es dürstet mich nach einem flotten Stift.
Sie wissen doch, wir unberührten Dinger
empfinden reines Weiß als pures Gift. 
 
Sie könnten ihre Sehnsucht in mich stöhnen,
den Schmerz mir schniefen, tief in mein Gewand,
mit hehren Liebesworten mich verwöhnen -
wo bleibt nur Ihre hochpotente Hand? 
 
Wie lang wolln Sie noch brütend in sich dringen,
anstatt in mich? - Ich bin des Wartens satt!
So bringen Sie ihr Stäbchen doch zum Schwingen,
dann bin ich endlich ein beschriebnes Blatt.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (22.01.15)
Hach, Irene, derartige Anbiederungsversuche von Seiten unbeschriebener Blätter vernimmt mancher selbsternannte Griffelspitzer gerne um zur Tat schreiten zu können. Gekonnt in Reime und Sätze gebracht, macht das Lust auf mehr.;-)
LG Peer

 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Danke für den humorvollen Kommentar, lieber Peer.
"Anbiederungsversuche" sind gut und passend
und der "selbsternannte Griffelspitzer ))) bringt mich zum Lachen. Mit herzlichen Grüßen, Irene
Graeculus (69)
(22.01.15)
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 niemand antwortete darauf am 22.01.15:
Für mich ist das Tasten-Schreiben ein Segen, habe ich doch eine Klaue die sich gewaschen hat - kann oft selber kaum entziffern, was ich in Eile aufs Blatt schmierte
aber ich beneide Menschen die eine schöne Handschrift haben (mein Mann hat eine sehr schöne) weil ich Handgeschriebenes sehr mag und dann auch noch auf
gutem Papier=ein Genuss! Allerdings habe ich immer ein Notizblock und einen Stift bei mir, falls mir was einfällt und die Tastatur ist weit ... zu Hause ahne ich dann mehr, als ich herauslesen kann ))) Mit herzlichem Dank und ebensolchen Grüßen, Irene
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 22.01.15:
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 niemand äußerte darauf am 22.01.15:
Ich stehe auch noch aus anderen Gründen auf der "roten Liste". Bald komme ich ins Museum ..*g*... als antikes Exemplar )))
Graeculus (69) ergänzte dazu am 22.01.15:
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 niemand meinte dazu am 22.01.15:
;-))))))) Herrlich! danke für den Lacher!!!
janna (66)
(22.01.15)
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 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Ich habe dieses Gedicht grade noch überarbeitet, als es mir beim Stöbern in die Hände fiel - es hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Ich merke immer, wenn ich ein altes finde, dass eine Überarbeitung nie schaden kann [der Abstand zur Sache zeigt einem die Fehler/Ungereimtheiten deutlicher irgendwie] Ich kann mich aber auch an eines aus Deiner Feder/Tastatur erinnern, zwar nicht mehr ganz, aber es schwant mir ein ähnlicher Inhalt
Mit herzlichem Dank und ebensolchen Grüßen zurück,
Irene
Graeculus (69) meinte dazu am 22.01.15:
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 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Oh, ja, ich musste sogar 3 Mal die Anrede ändern: 2 x Sie
und 1 x Ihre. Dankeschön! Du hast recht, Anrede groß!

 tueichler (22.01.15)
Ich brauch dazu nicht einmal meinen Stift, ich kann das auch durch Tasten ;)I

 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Dann bist Du zeitlich voll auf der Höhe )))
mit schmunzelnden Grüßen, niemand
Graeculus (69) meinte dazu am 22.01.15:
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 niemand meinte dazu am 22.01.15:
.
Ich taste [nach dem Tasten]
nach den Tasten,
auf dass ich, was beim Tasten
ich empfand,
in Worte fassen kann,
die ich, per Kasten,
dann sende
in das inter-nette Land.
.
Graeculus (69) meinte dazu am 22.01.15:
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Gerhard-W. (78)
(22.01.15)
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 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Dankeschön ! mit herzlichen Grüßen, niemand

 loslosch (22.01.15)
gibs zu: die ersten 4 wörter hast du von wilhelm busch geklaut.

Der Tag ist grau. Die Wolken ziehn.
Es saust die alte Mühle.
Ich schlendre durch das feuchte Grün
Und denke an meine Gefühle.

Die Sache ist mir nicht genehm.
Ich ärgre mich fast darüber.
Der Müller ist gut; trotz alledem
Ist mir die Müllerin lieber.

 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Hmm ... muss man, wenn man den Tag als grau sieht/empfindet gleich klauen? Wenn der Tag grau ist, dann ist er grau und wenn ich was klauen wollte, dann spräche das nicht für meine Intelligenz so was Simples zu stiebitzen. Klauen lohnt sich nicht, wenn man auf ein paar Cent blickt, Lo )) da müsste schon ein Bündel Scheinchen locken. Ich kenne diesen Busch noch nicht mal,
aber dass er mich erwähnt "es saust die alte Mühle" finde ich dennoch beachtlich Mit scherzlichen Grüsskes, Irene
janna (66) meinte dazu am 22.01.15:
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 loslosch meinte dazu am 23.01.15:
aber ich denke dran, lüfte aber nicht das geheimnis.

 Didi.Costaire (22.01.15)
Ein witziges Gedicht, Irene, und schön, dass sich Dinas Wunsch so ganz nebenbei erfüllt hat.
Liebe Grüße, Dirk

 niemand meinte dazu am 22.01.15:
Dankeschön! Dirk ))) ich freue mich und grüße herzlich
zurück, Ilrene
Sätzer (77)
(22.01.15)
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 niemand meinte dazu am 23.01.15:
Dankeschön, Uwe ))) mit herzlichen Grüßen zurück,
Irene

 plotzn (23.01.15)
So viel zur unbefleckten Empfängnis, liebe Irene!
Aber die Gute heißt ja auch Dina und nicht Maria ...

Klasse geschrieben! Die dritte Strophe ist für mich der stöhnende Höhepunkt

Liebe Grüße, Stefan
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