Dahineilende Zeit

Glosse zum Thema Zeit

von  loslosch

Omnia fers, aetas, animum quoque (Vergil, 70 v. Chr. bis 19 v. Chr., Bucolica). Alles trägst du hinweg, Zeit, sogar das Gedächtnis (den Geist, das Bewusstsein).

Die Römer waren fast melancholisch verliebt in Sprüche über die Vergänglichkeit. Eine kleine Auswahl gefällig? Volat aetas (Cicero). Die Zeit fliegt dahin. Oder: Tempus edax rerum (Ovid). Zeit, Zerstörer aller Dinge. Tempori parce (Seneca)! Geh sparsam mit deiner Zeit um! Nec praeteritum tempus umquam revertitur (Cicero). Und die vergangene Zeit kehrt nie zurück. Noch Mitte des 20. Jhs. surrte und wehklagte das alte Spinnrad: "... ach bring mir die Stunden meiner Jugend noch einmal zurück." (Altes deutsches Liedgut).

Vergils Bonmot, damals wohl nicht als solches empfunden, verbindet Menschenzeit mit Weltenzeit: Zu Lebzeiten wird das Gedächtnis, das Bewusstsein, hinweggetragen. Der Tod ereilt den Homo sapiens in zwei Phasen: erst verliert er den Verstand und dann das biologische Leben. Taucht ein in die Weltenzeit.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(25.05.15)
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 loslosch meinte dazu am 25.05.15:
ja, gefaselt. erstaunlicherweise vermeidet die christliche theologie, von ihren rändern abgesehen, eine konkretion des lebens nach dem tod. mein klassenlehrer am staatl. gym war kath. prieser (und unser geschichtslehrer - ein unding!) und formulierte knapp: über das leben nach dem tod wüssten wir nichts genaues. es ginge um die nähe zu gott mit ewiger glückseligkeit. bums, das wars.

und wiki?

 hier.

die "aufgeklärten" religionen vermeiden das spekulieren. die priesterschaft der christ. kirchen ist ja nicht strunzdumm. würde man à la islam das jenseits ausmalen, würden etliche priester in eine seelische krise geraten können!
(Antwort korrigiert am 25.05.2015)

 niemand (25.05.15)
Der Tod ereilt den Homo sapiens in zwei Phasen: erst verliert er den Verstand und dann das biologische Leben.

Stimmt nicht bei jedem. Ich kenne da ein paar, die verloren das biologische Leben, aber ihr Verstand war bis zuletzt in voller Schärfe da. Diesem nach, hätten sie noch länger existieren können. LG Irene

 loslosch antwortete darauf am 25.05.15:
du hast natürlich recht. ich hätte weicher formulieren sollen. der zeitliche abstand zwischen wachem bewusstsein und tod kann hauchdünn sein, sodass wir als beobachter keine zeitliche diskrepanz erkennen können.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 25.05.15:
Wer kein Verstand hat, kann am Ende keinen verlieren. Also ich tu mich da leicht ...

 loslosch äußerte darauf am 25.05.15:
wer kein(en) verstand hat ... oh, selbstkritisch.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 25.05.15:
Bedürfte es, um selbstkritisch zu sein, nicht gerade des Verstandes?

 EkkehartMittelberg (25.05.15)
Den Ausdruck "Weltenzeit" lese ich hier zum ersten Mal. Ich finde, dass er die Zeit des Universums gut trifft, die für das Verständnis des Menschen unfassbar erscheint.

 loslosch meinte dazu am 25.05.15:
das wort ist nicht völlig neu, wie ich eben im netz lese. ich bin ein dudenfreund, verwende allerdings längst nicht immer wörter, die dort zu finden sind.
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