Die Sprache der Blumen

Aphorismus zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
1 Widerstehen wie die Gänseblümchen. Kaum ging der Rasenmäher über sie weg, erheben sie schon wieder ihre Köpfchen.
2 Man muss nur warten, bis aus dem leuchtenden Löwenzahn eine Pusteblume wird.
3 Eine Nelke im Knopfloch macht noch keinen Revolutionär.
4 Blumen können ein Herz öffnen. Danach muss man die Sprache der Liebe selbst sprechen.
5 Noch im Verwelken zeigt die Rose ihre Schönheit.
6 Fast alle mögen die Sprache der Blumen, nur wenige blumige Sprache.
Ekkehart Mittelberg, Januar 2018

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (04.01.18)
Wie die Gänseblümchen dem Rasenmäher trotzen, ist wirklich beeindruckend. Das kann ich draußen auf der Wiese auch regelmäßig sehen.
Gut in Worte gefasst!
Liebe Grüße, Dirk

 TrekanBelluvitsh (04.01.18)
Ich mag die 1. Vor allem weil ich jetzt weiß, wie man unsere Zeit nennen könnte: das Rasenmäherzeitalter. Ich bin halt ein Pessimist und habe noch nicht einmal einen kleinen Knopf.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Merci, Trekan. "Rasenmäherzeitalter" ist viel anschaulicher als technisches Zeitalter. Nein, du hast keinen kleinen Kopf.
NimbusII (42)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 04.01.18:
Grazie, Heike, die Aphos sind nicht alle erbaulich, aber wenn sie ein wenig von dem Grau vertreiben könnten, würde mich das sehr freuen.
LG
Ekki
Marjanna (68)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 04.01.18:
Merci, Marjolaine, ja, mir lag auch daran, die Perfektion des Äußeren in Frage zu stellen.
Liebe Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.01.18:
Danke, Uwe. Blumen in den Knopflöchern können außergewöhlich sein, aber revolutionär war es, Nelken in Gewehrläufe zu stecken.
(Nelkenrevolution in Portugal)
LG
Ekki
Gerhard-W. (78)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 04.01.18:
Merci, Gerhard, eine feine Beobachtung, dass der überreichende Mensch die Lebendigkeit von Blumen verstärken kann oder auch nicht.
LG
Ekki
Agneta (62)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Gracie, Agneta, Blumen verwelken leider. Deshalb freut es mich, dass meine Gedanken über sie für dich nachhaltig sind.
LG
Ekki

 princess (04.01.18)
Lieber Ekki,

am meisten beeindruckt mich deine Gänseblümchen-Beobachtung. Da möchte ich doch glatt Gänseblümchen sein, wenigstens so ein kleines bisschen. Sehr schön erkannt!

Herzliche Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Liebe Ira,
es ist ein kluger Wunsch, Gänseblümchen sein zu wollen, denn meines Wissens überlebt keine andere Blume Kälte, Sturm und Regen so wie sie.
Jetzt gerade blühen sie munter in meinem Garten.
Merci und herzliche Grüße
Ekki
WernerBaumgarten (35)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Lieber Werner,
danke, dass du die Aufmerksamkeit auf die Nr. 6 gelenkt hast, die aus meiner Sicht wegen des Wortspiels ein typischer Aphorismus ist.
Wenn du dich in literarischen Lexika über den Aphorismus informierst, wirst du finden, dass Reime bei diesem Genre verpönt sind. Der Aphorismus soll es mit anderen Mitteln schaffen, beachtet zu werden.
LG
Ekki
WernerBaumgarten (35) meinte dazu am 04.01.18:
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Sinshenatty (53)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Merci, Sin, es ist tatsächlich so, dass sich mit dem Alter ästhetische Bewertungen verändern. (Nr.5)
Doch freue ich mich immer über generationenübergreifende Urteile. Meine 12jährige Enkelin liest meine Texte zum Teil mit und nicht selten stimmen wir überein.
LG
Ekki

 GastIltis (04.01.18)
Ekki, du hast natürlich wieder einen wunden Punkt in einer Zeit berührt, der zu Erinnerungen jeder Art verleitet. Meinem vor ein paar Jahren in den Ruhestand gegangenen Zahnarzt habe ich – Thema Löwenzahn – ein paar Zeilen zur Verabschiedung mit auf den Weg gegeben. U.a.:
„Das Unheil aller Wiesen,
das ist der Löwenzahnprophet.
Nach einem gelben Niesen,
der Kurs bei zwanzigtausend steht.

Gelb frisst er und aus gelb wird Geld.
Er hat mehr Geld als Rockefeld
und weiß, mit seiner Lebensart
verändert er die Gegenwart.“

Unheil oder nicht: der herrliche Anblick einer grünen Wiese mit dem wunderschönen Gelb, das kann selbst ein Zahnarzt nicht kaputtmachen. Herzlich grüßt dich Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Gracias, lieber Gil, bei der Überreichung dieser urkomischen Verse wäre ich gern dabei gewesen und hätte mit euch gelacht.
Darf ich noch einen Spruch für den Zahnarzt hinzufügen?
Wenn die Löwenzähne ausfallen, haben die Weisheitszähne Platz.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (04.01.18)
Den bei 1 geschilderten Widerstand mag ich besonders. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Merci, Armin, das passt zu dir und mir.
LG
Ekki
wa Bash (47)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Vielen Dank, wa Bash, die von dir vorgenommene Unterscheidung von Form und Inhalt wird leider oft ignoriert, obwohl sie für die Betrachtung von Literatur unverzichtbar ist.
Sabira (58)
(04.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.01.18:
Grazie, Sabira, ich freue mich, dass die Nr.3 auch Beachtung findet.
LG
Ekki

 TassoTuwas (04.01.18)
Ekki,
ich denke, die Sprache der Blumen zu verstehen ist etwas, das sich zwischen Auge und Herz abspielt.
Manche begnügen sich, das Gras wachsen zu hören
Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 05.01.2018 um 00:00 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.01.18:
Grazie,Tasso. das hast du zutreffend bemeerkt. Denen, die das Gras wachsen hören, wird niemals Vergißmeinnicht blühen.
Herzliche Grüße
Ekki

 idioma (05.01.18)
Diese Blumenaphorismen sind alle wunderschön, aber auch mein Liebling ist der erste, denn diese duldsame Eigenart der Pflanzen, trotz aller Misshandlungen sich weiter zu bemühen zu wachsen, zu blühen und gar Frucht zu bringen, ist immer wieder beispielhaft und zugleich beschämend anzusehn. Auch bei den vielen vernachlässigten Obstbaumwiesen blühen die verdorrenden zusammenbrechenden Apfelbäumchen doch immernoch mit ein paar allerletzten noch lebendigen Zweigen und im Herbst verfault das verschmähte Obst in dichtem Kreisrund unter den letzten Heroen, denn wir ziehen Aldis "Plastik"äpfel vor.....
Auf meinem einst täglichen Weg zur Arbeit wuchs im Schotter bei der Einfahrt zur 4-spurigen Rennstrecke eine Königskerze heran. An der Ampel wartend und dann beim langsamen Einbiegen in den Zubringer freute ich mich täglich an ihrer prächtigen Entwicklung aus dieser Schotterwüste heraus.
Als sie dann leuchtend gelb blühte lag sie eines Tages grausam umgetreten und zertreten da und verwelkte peu à peu. Täglich machte mich der Anblick wütend und traurig. Nach einer Woche Urlaub kam ich dann wieder an der Stelle vorbei und traute meinen Augen kaum : Aus der braunvertrockneten Blumenleiche hatte sich die Spitze im 45° Grad Winkel ca 20 cm hochgebogen und sogar ein paar winzige gelbliche Blühversuche waren zu erkennen, das war zum Heulen rührend anzusehen ! Aber alsbald machte das Schwabenländle seinem Ruf wieder alle Unehre und räumte diese mutige unermüdliche Pflanze vollständig weg, vermutlich mit Gift obendrein, denn seitdem ist da kein gar nichts mehr außer dem öden Schotter....
idi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.01.18:
Merci, liebe Idioma. Deine Geschichte von der Königskerze ist so schön, dass ich dir empfehle, sie noch einmal extra bei kV einzustellen.
Liebe Grüße
Ekki

 idioma meinte dazu am 05.01.18:
Nein nein lieber Ekki, diese Geschichte gehört unbedingt in die Nähe Deiner Gänseblümchen !
Aber darf ich Dich etwas bitten ?
"Kaum ging der Rasenmäher über sie weg, erheben sich schon wieder neue Köpfchen."
Diese Formulierung fände ich noch zutreffender, damit jede Verharmlosung, sie hätten sich nur weggeduckt, ausgeschlossen bleibt, denn sie müssen ja tatsächlich ganz neue Blüten hervorbringen und in dem Wort "Köpfchen" ist ja auch auf ganz subtile Weise die brutale Köpfung ausgesprochen......
Bald überraschen uns wieder die Schneeglöckchen ! Das ganze Jahr über vergessen wir sie total, treten womöglich achtlos über ihre Standorte und trotz allem tauchen sie wieder auf... sowas von zuverlässig und treu !!!

Zu Deinen schönen Blumen-Aphorismen möcht ich noch das schönste Loblied auf die Pflanzen überhaupt zitieren :
" Ich sagte zu Baur, dass im Sommer 1935 Harry Graf Kessler auf der Rambla de San José in Barcelona ( mit ihren berühmten Blumenständen ) in sein Tagebuch notiert habe : Bäume, Blumen, überhaupt Pflanzen seien die einzigen irdischen Wesen, die selig seien, deren Naturzustand das sei, was wir himmlische Seligkeit nennten. Pflanzen seien überhaupt, aus göttlicher Perspektive gesehen, viel vollkommenere Wesen als Menschen...... Es liege eine tiefe Wahrheit darin, dass das Paradies als Garten vorgestellt werde, als Ort, dessen Leben ein Pflanzenleben sei und wo der Mensch als solcher ein Fremdling sei und bleibe..... Der Sündenfall, die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies, bedeute seine nicht wieder gut zu machende Loslösung vom vollkommenen göttlichen vegetativen Leben. "
zitiert nach Gerhard Meier in seinem Roman
"Baur und Bindschädler" Zytglogge Verlag
( überaus lesenswert !!!)
Auch Neugeborene mit ihren meist geschlossenen Augen und langsamen ziellosen Bewegungen ähneln ja noch ganz den Pflanzen, sind dem Paradies noch ganz nah..............
BlümlesAbendgrüßla von idi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.01.18:
Liebe Idi,
liegt es an der Einstellung meines Rasenmähers?
Die Gänseblümchcne auf meinem Rasen ducken sich nach unten und werden tatsächlich nicht geköpft. Sie überleben also durch Biegsamkeit im richtigen Moment.
Wie schön, dass ich das Loblied von Gerhard Meier auf die Pflanzen lesen durfte. Grazie

 idioma meinte dazu am 06.01.18:
" liegt es an der Einstellung meines Rasenmähers?
Die Gänseblümchcne auf meinem Rasen ducken sich nach unten und werden tatsächlich nicht geköpft. "
Also musst Du nix ändern
Dieser Rasenmäher passt sich gnädig schonend seinem Lenker an !
" Wie der Herr so´s Gscherr " formuliert ein altes Sprichwort.
( "Plane qualis dominus, talis et servus" würd loslosch sagen )
idi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.01.18:
Du hast recht, Idioma, ich werde meinen Rasenmäher jetzt mit euer Gnaden anreden. ,-)))

 harzgebirgler (10.01.18)
als "eine der blumen des himmels" erschien
"die erde" hyperion sprich hölderlin...

herzliche abendgrüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.01.18:
Danke, Henning, es ist etwas Besonderes, dass dieser schüchterne Dichter so in Ehren gehalten wird.
Herzliche Grüße
Ekki
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