Unverhofft kommt oft!

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Ich war  jetzt schon fünf Monate in Bremen. Die ersten drei Monate hatte ich mein Gemeindepraktikum in der Pfingstgemeinde abgeleistet und nun waren schon die ersten zwei Monate meines sozialpädagogischen Anerkennungsjahres vorüber. Noch zehn Monate, dann würde es zurück auf die Bibelschule nach Erzhausen/Hessen ins letzte Schuljahr gehen. Das  zweite Schuljahr war mir ja quasi geschenkt worden.
    Ich hatte diesbezüglich anfangs einige Bedenken gehabt, aber mittlerweile fand ich es richtig gut da jetzt nicht die Schulbank drücken zu müssen. Acht Monate in einem Internat mitten in einem 6000 Seelendorf mit wenig Abwechslungsmöglichkeiten können recht anstrengend werden, selbst wenn einem der Lehrstoff  leicht fällt.
    Irgendwann machen auch die längeren Spaziergänge in die nähere Umgebung keinen rechten Spaß mehr und wirkliche Freundschaften zu andern Mitschülern hatten sich nicht so recht ergeben.

Dagegen war das Leben hier in Bremen geradezu bunt und vielfältig. Im Grunde genommen war immer etwas los, sei es auf der Arbeit, in unserer christlichen Wohngemeinschaft  oder aber auch der Pfingstgemeinde.
  Manchmal war ich dann wirklich froh, einfach mal die Zimmertüre hinter mir zumachen  und nur für mich alleine sein zu können.

Dieses kleine stille Glücke im Winkel des Hauses hatte ich knapp zwei Wochen genießen können, als mich plötzlich Heinz B., der Leiter des Sozialwerks, beiseite nahm: „Hör mal, Heiner, da hat sich ein ehemaliger Seemann bekehrt. Für den bräuchten wir eine Unterkunft und ein bisschen Betreuung. Du bist doch ein Spezialist auf dem Gebiet. Wäre das okay für dich, wenn der bei dir einziehen würde?“
  Nun, wirklich begeistert war ich nicht, aber ich sagte: „Ja, warum nicht? Platz ist ja genug. Ich kann mich ja, wenn es mir zu viel wird, oben in die kleine Dachkammer verziehen.“
  „Schön,“ sagte Heinz, „dann machen wir das so! Eines muss ich dir aber noch sagen. Der Mann hat wie viele, die zur See gefahren sind, ein ernstes Alkoholproblem. Im Moment ist er zwar trocken, aber es wäre gut wenn du da was Obacht geben würdest. Es wäre auch nicht schlecht, wenn du ihn im Glauben etwas unterweisen und stützen könntest!“

Zwei Tage später zog Manni, ein Bär von einem Mann, bei mir im Zimmer ein und ich verzog mich gleich mal die Leiter hoch in die kleine Dachkammer im Giebel des Hauses

Gedankenimpuls:
Erstens kommt es anders, und zweitens als du denkst


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1988

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