Lesen just on demand

Beschreibung zum Thema Umbruch

von  eiskimo

Verlustanzeige! Im Schwimmbad, am Strand – da lagen sie, und ich habe gerne genau hingesehen: manche waren zum Fremdschämen, andere zum Bewundern, teils erlebte man echte Überraschungen. Ich meine die Lektüren, die die Badegäste so zum Zeitvertreib mit sich führten, vom „Lore-Schicksalsroman“ über Simmel und Konsalik bis zu Ken Follett und Rosamunde Pilcher.
Weg sind sie, weg ist diese intellektuelle Visitenkarte, mit der man Seinesgleichen so schön einordnen konnte. Und was ist statt dieser verräterischen Bücher zu sehen? Anonyme Kindles und Tolinos, die gar nichts Persönliches preisgeben.
Schlimmer noch als dieses Unkenntlich-Machen einzelner Lesepräferenzen aber scheint mir, dass überhaupt viel weniger gelesen wird. Just on demand, neudeutsch ausgedrückt.
Ob am Strand, im Zug oder Überlandbus: Die meisten Leute daddeln nur endlos an ihren Smartphones; viele haben Tablets zum Spielen oder ein Laptop zum Arbeiten dabei. Dieser Klientel werden auch tunlichst flächendeckend WLAN und Steckdosen offeriert, gerade so, als ob ein paar Stunden „ohne Netz“ der existentielle Untergang wären.
Tja, wie einfach war das doch vordem noch mit …. Büchern! Keine Netz- oder Akkuprobleme. Und Spannung war trotzdem da.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (27.08.20)
Anonyme Kindles und Tolinos, die gar nichts Persönliches preisgeben.
Das kann man leicht mißverstehen. Sie geben alles preis - nur eben nicht dem Sitznachbarn.
Dieter Wal (58)
(27.08.20)
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 ViktorVanHynthersin (27.08.20)
Solange es für Kindle und Co. keine Malbücher gibt, sind die Geräte für mich nutzlos
Herzlichst
Viktor

 TassoTuwas (27.08.20)
Schön ironische Beobachtung mit einem Volltreffer am Schluss
LG TT

 eiskimo meinte dazu am 28.08.20:
Danke!
vG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (27.08.20)
meinst du, dass weniger gelesen wird oder dass weniger Bücher gelesen werden?
LG
Ekki

 eiskimo antwortete darauf am 27.08.20:
Letzteres ganz sicher. Sie werden gekauft, gerne verschenkt, aber gelesen?
LG
Eiskimo

 Dieter_Rotmund (27.08.20)
Ich verstehe gar nicht, was im Smartphone stundenlang so spannend sein kann - sind die Leute in Dutzenden von Whatsapp-Gruppen gleichzeitig?
Ich spähe auch gerne die Buchtitel anderer Menschen aus, andererseits denke ich auch: Niemand im Bus geht es was an, was ich lese. Nacher frägt einer noch blöd: "Ist das gut?". Das gilt zu vermeiden.
Sätzer (77)
(27.08.20)
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