Mein schönstes musikalisches Erlebnis

Anekdote zum Thema Musik

von  EkkehartMittelberg

In letzter Zeit habe ich viel über den Tod und Krankheit geschrieben. Es ist an der Zeit wieder etwas Erbauliches zu berichten. Dies ereignete sich im Sommer 1969 in Dubrovnik.
Überall in der Stadt wurde damals ein Violinkonzert mit dem weltberühmten Geiger Isaac Stern angekündigt. Die Karten waren in Windeseile vergriffen. Doch es gelang mir noch zwei Plätze für meine Frau und mich in dem klassisch schönen Rektorenpalast zu erhalten und wir begaben uns in gespannter Erwartung in das harmonische Ambiente, erbaut im Stil der Gotik und Renaissance.
Auf dem Programm standen zwei Violinkonzerte, die man immer wieder gerne hört, das von Beethoven  und von Tschaikowski in D-dur.
Der Rektorenpalast war festlich illuminiert und schon mit den ersten Takten hatte Stern die Zuhörer in seinen Bann geschlagen. Doch dann geschah etwas Unerwartetes.
Draußen tobte ein schweres Gewitter und ein Blitz führte im Rektorenpalast zu einem totalen Stromausfall.
Der große Maestro ließ sich dadurch nicht beirren. Er spielte beide Konzerte in völliger Dunkelheit und die Zuhörer konnten sich, durch keine Äußerlichkeit abgelenkt, konzentriert seiner Kunst überlassen.
Dann führte der Zufall Regie, wie sie besser nicht sein konnte. Die letzten Töne von Tschaikowskis Violinkonzert waren verklungen, als der Rektorenpalast in erneuertem Licht erglänzte.
Es war damals in Dubrovnik Sitte, als Anerkennung für den Künstler Rosen mit ins Konzert zu nehemn. Als sich Isaac Stern unter frenetischem Beifall, der nicht enden wollte, verbeugte, wurde er von allen Seiten mit Rosen überschüttet. Erst der feinste Genuss für die Ohren und danach die Augenweide.

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Kommentare zu diesem Text


 Annabell (13.05.21)
... die letzten (n) Töne ...
Lieber Ekki, bitte korrigieren. Dein Text liest sich sehr schön. Dafür ein *chen
Einen schönen Vatertag wünscht Dir
Annabell

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Merci, Annabell, du bringst deine Korrekturen immer so charmant rüber, dass man gerne verbessert.
LG
Ekki

 tueichler (13.05.21)
Da wäre ich gern dabei gewesen, also nicht jetzt wegen Dir und Deiner Frau, dass Du das nich falsch verstehst - nee, Du hast eine wunderbar kompakte und zugleich zugängliche Art der Beschreibung gefunden. Da ist man beim Lesen mittendrin, wenn es auch nur kurz dauert. Sehr gern gelesen!

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 13.05.21:
Gracias, Tueichler, Anekdoten, zu denen tatsächliche Erlebtes die Vorlage liefert, schreiben sich leicht.
LG
Ekki

 harzgebirgler (13.05.21)
den isaac stern den mochte ich echt immer
und solche geiger gibt es heute nimmer -
auch heifetz, menuhin und oistrach zählten
zu den einstmals wirklich auserwählten.

lg
henning

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.05.21:
Merci, Henning, ich wundere mich immer wieder über deine Umfassenden Kenntnisse der schönen Künste.
LG Ekki

 Regina (13.05.21)
Da hat der Zufall mitgespielt. Aber Dunkelkonzerte oder solche bei Kerzenlicht gibt es (inzwischen) als Programm. Da wird das Auge nicht abgelenkt. Im Orient erreicht man einen ähnlichen Effekt, indem die Musiker hinter Vorhängen spielen. Die Architektur eines Konzertsaales spielt natürlich auch eine akustische Rolle, das verwendete Material und die Formen. Aber auch die "Stimmung" des Publikums, deren Konzentration und emotionale Verfassung spielen eine Rolle, sowie die Einstellung der Musiker. Die faszinierendste Akustik erlebte ich in einem kleinen Schlösschen, dessen Räume nach dem goldenen Schnitt berechnet waren. Zu Hause höre ich gern Musik im Liegen. Diese "Konserve" vom Tonträger hat ihre Vor- und Nachteile. LG Gina

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 13.05.21:
Vielen Dank, Gina, ich habe vermutet, dass Räume, die nach dem goldenen Schnitt berechnet sind, eine gute Akustik haben, wusste es aber nicht.
Hast du noch einen Moment Zeit für mich? Welche Musik ist aus deiner Sicht gleichsam nach dem goldenen Schnitt komponiert?
LG
Ekki

 Regina ergänzte dazu am 14.05.21:
Freilich hätte ich auch auf Mozart getippt. Goldener Schnitt ist das, womit wir uns besonders wohlfühlen. Andere schreiben, dass W.A.M. die Fibonaccireihe eher intuitiv erfasst hat. Musik und Mathematik, das ist so ein Thema, da wird es wirklich elfenbeintürmig verstiegen, wenn man sich damit befasst. Gäbe es Arnold Schönbergh nicht, würde ich es beim Wiener Klassiker belassen. Aber die Regel, dass einem Ton alle anderen 11 folgen müssen, auch das ist kosmische Regel, akustische Gesetzmäßigkeit. Unsere Kadenzenselige Hörgewohnheit weiß aber nicht, wo hinhören, fühlt sich verwirrt und, Zitat Paul Hindemith "wie auf einer Achterbahn". Viel Freude bei der Mathe-Musikesoterik, von der dann wirklich behauptet werden kann, dass kaum einer in der Lage ist, da noch mitzudenken. Aber die Schnecke kanns beim Hausbau und der Koran wurde dem Mohamed als Fibonaccireihe eingegeben, wirkt aber nur in der Originalsprache. Deshalb ist die erste Sure die kürzeste, die letzte die längste, Sprachklang, keine Musik. Rechnende Musiker waren auch Bela Bartok und, im Bereich der Akustik, Hans Cousto. Weiterhin viel Freude mit Klang und Leben. LG Gina

Antwort geändert am 14.05.2021 um 11:40 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.21:
Vielen Dank für deine differenzierte Antwort, Gina. Ich hätte auch auf Mozart getippt. Verzeih bitte, dass ich dir nicht versiert antworten kann. Ich kann auf diesem Felde von dir nur lernen.
LG
Ekki

 Moja (13.05.21)
Ein unvergessliches Erlebnis, lieber Ekki!
Eine feine Geschichte hast Du daraus gemacht.

Liebe Grüße,
Moja

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Grazie, Moja, Musik hat in meinem Leben immer wieder Stoff für Anekdoten geliefert. Nichts verbindet die Völker so wie sie.
Liebe Grüße
Ekki

 Morphea (13.05.21)
Moin Ekki, ich kann das so sehr nachvollziehen, nichts ist faszinierender als im Konzert die Musik durch sich hindurch spüren und hören zu können. Ich bin kein Klassikliebhaber, eher Techno, Trance und vor allem Schiller, da ist es fast so als würde man in eine Metaebene gehoben und atmet die Klänge...das mit den Rosen ist wirklich eine wundervolle Anerkennung. Musik hat eine wundersame Kraft Menschen zu verbinden und im Konzert schwingt immer soetwas wie ein Friedensgefühl...;) Liebe Grüße von Morph

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Merci, Morph, das mit der Metaebene, dem Atmen der Klänge und dem Friedensgefühl hast du sehr fein ausgedrückt.
Liebe Grüße
Ekki
Dieter Wal (58)
(13.05.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Diesmal bedanke ich mich besonders, Dieter. Ich wusste nicht einmal, dass es den Film "Von Mao zu Mozart" gab.
LG
Ekki

 AZU20 (13.05.21)
Von solchen Erlebnissen träumt man ein Leben lang. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Danke, das stimmt, Armin. Dieser Konzertabend kehrt immer wieder in meine Erinnerung zurück.

LG
Ekki

 GastIltis (13.05.21)
Lieber Ekki,

Musik direkt zu erleben, ist immer eine Freude. Wer dafür das Empfinden aufbringt, sollte auch, so wie du, darüber berichten. Wenn er es so gut beherrscht. Letzteres geht mir leider ein wenig ab. Dabei hat mich die Musik mein ganzes Leben, bewusst oder unbewusst, begleitet. In der Schule hatten wir einen Musiklehrer, der ein ehemaliger Thomaner war. Die Stimme war so klar und sauber klingend, dass es eine Freude war, ihm beim Vorsingen zuhören zu dürfen.
In den Sommerferien waren wir (meine Schwester und ich) immer bei meinem Großvater zu Besuch, der aus einer Musikantenfamilie stammte. Das war die mütterliche Linie. In der väterlichen Linie hatte ich einen Cousin, die Verwandten besuchten wir in den Ferien auch ein paar Tage, der anfing, Musik zu studieren. Einmal war ich zugegen, wie er mit einem Freund vierhändig Klavier spielte, dass mir vor Staunen wohl der Mund offen gestanden haben muss. Später hatte er eine Professur am Robert Schumann Konservatorium in Zwickau.
Begeistert hatte mich auch einmal ein Konzert von Matthias Eisenberg an der berühmten Jehmlich-Orgel in der Frauenkirche in Grimma, später von der Orgelbauerfirma Eule umgebaut, das wohl neben dem Publikum in der vollen Kirche auch den Künstler derart begeistert haben muss, dass er die angesetzte Zeit um mehr als das Doppelte überschritt. Vor allem die leisen Töne waren auf der Orgel so faszinierend, dass man vergaß, wie beängstigend Orgelspiel in voller Lautstärke zu sein vermag. Ja, Musik kann schon verzaubern. Und dein Konzert ist dafür ein Beispiel vom feinsten.

Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Vielen Dank, mein Freund,
es besteht eine enge Beziehung zwischen Musik und Lyrik, sodass es mich angesichts deiner klangvollen Gedichte nicht wundert, dass in deiner Familie so viele Liebhaber der Musik waren. Das Thema Musik ist bestimmt für uns beide nicht erschöpft. Ich werde bald Neues berichten.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (13.05.21)
Hallo Ekki,
das war wirklich ein einzigartiges Ereignis, wie es nur die erleben konnten die dabei waren, und wie es sich nicht wiederholen wird.
Das zu vergessen ist unmöglich!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.21:
Gracias, Tasso, das Schöne an solchen Erlebnissen ist auch, dass man viel Verständnis findet, wenn man darüber berichtet.
Herzliche Grüße
Ekki
Sin (56)
(13.05.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.21:
Das ist ein schönes Kompliment, Sin. Danke.
LG
Ekki

 indikatrix (14.05.21)
Was für eine wunderschöne Geschichte und ein im wörtliches Sinne wunderbares Erlebnis! Danke dafür, ich bin richtig in der Situation.
Liebe Grüße,
Indikatrix

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.21:
Merci. Indikatrix, ich freue mich, dass dir die Erzählung gefällt.
Liebe Grüße
Ekki
Rita (56)
(12.06.21)
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Mono (70)
(16.06.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.06.21:
Danke, Mono, dein Kompliment freut mich sehr.
LG
Ekki
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