Zwei Feen bekämpfen sich

Anekdote zum Thema Kampf

von  EkkehartMittelberg

Ich vermute, dass Menschen, die viel Literatur lesen, etwas anders träumen als die Mehrheit.

Ich finde meine Träume manchmal sehr seltsam und kann sie nicht deuten, obwohl ich bemüht bin, für ihre kritischen Hinweise offen zu sein.

In einem dieser sonderbaren Träume liege ich in einem heftigen Streit mit einem Liebespaar. Ich versuche mir den Grund in Erinnerung zu rufen, aber es gelingt nicht.

Ich habe freilich den Verdacht, dass ich etwas verdränge, weil ich in diesem Streit nur reagiere.

Kurz, in diesem Traum, der nur ein paar Wochen zurückliegt, bin ich selber noch ein junger Mann und dieses Paar wünscht mir Pest und Cholera an den Hals. Dass ich nicht sofort gestorben bin, habe ich meiner Fee zu verdanken. Dennoch setzen mich meine Feinde schwer unter Druck.

Das Ganze beginnt relativ harmlos. Meine Gegner wissen, dass ich gerne schreibe und verhindern mit ihrer Fee, dass mir irgendetwas einfällt. Ich rufe also meine Fee an, wünsche mir optimale Kreativität und verfasse eine Satire auf meine Feinde, in der sie neidisch und zänkisch erscheinen. Im Gegenzug mit Hilfe der feindlichen Fee wird aus mir ein eitler Popanz und die öffentliche Meinung fällt erbarmungslos über mich her.

Selbstverständlich wäscht meine Fee mich rein und ich kämpfe als Engel gegen fiese Intriganten.

Sie bemerken, dass es in dem Traum zunächst um die Zerstörung der Reputation geht, aber dann wird er lebensbedrohlich. Meine Feinde haben mir eine schlimme Krankheit gewünscht und ich mache sie arbeitslos. Das einzig Gute ist, dass die bösen Wünsche sich mit Hilfe beider Feen nicht auswirken können und sich neutralisieren.

Aber ich schwitze im Traum, weil es äußerst anstrengend ist, sich immer wieder eine neue Gemeinheit einfallen zu lassen

Ich bin erschöpft und habe nur noch den Wunsch aus dieser kraftraubenden Zwickmühle herauszukommen. Jetzt wünsche ich mir von meiner Fee Frieden mit meinen Todfeinden und dass diese auch Gefallen daran finden.

Ich weiß nicht, ob die beiden Feen hinter meinem Rücken verhandelt haben, aber mein Wunsch geht in Erfüllung. Die Gegenaktion von der anderen Seite bleibt aus und ich erwache erleichtert, als wäre ein Kobold von meiner Brust gesprungen.



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Kommentare zu diesem Text


 Moja (31.07.22, 08:29)
Mit Vergnügen gelesen, lieber Ekki!
Der innere Kampf, Zwiespalt, abwägen des Für und Wider, am besten aufwachen bzw. loslassen, vielleicht bei einem Kaffee, Blick in den Garten, vielleicht schaukeln da beide Feen einträchtig nebeneinander.

Lieben Gruß,
Moja

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.07.22 um 09:12:
Vielen Dank, Moja, dass dir, der princess of dreams, der Traum gefällt, macht mir Mut.

Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (31.07.22, 09:15)
Ähnliche Kämpfe kenne ich auch. Ich werde mir-Deinem Beispiel folgend- auch ein paar Feen zulegen. LG

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 31.07.22 um 09:26:
Merci, du tust gut daran, Armin, denn Feen sind eine gute Traumstress-Versicherung.

LG
Ekki

 Kleist (31.07.22, 09:39)
Lustiger Text.

In Konfliktfällen einfach mal die Feenwelt zur Hilfe rufen. Sollte ich vielleicht auch mal probieren.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 31.07.22 um 11:18:
Gracias, Kleist, du stellst die Feen nicht in Frage. Von daher hast du Aussicht, dass dein Versuch funktioniert.

LG
Ekki
Jo-W. (83)
(31.07.22, 10:02)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 31.07.22 um 11:30:
Grazie, Jo, wir träumen zwar nicht konfliktfrei, aber haben das Glück, mit heiler Haut auf den Konflikten herauszukommen. Mögen diese Träume ein Spiegel unseres Lebens bleiben.

LG
Ekki
Taina (39)
(31.07.22, 10:04)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 31.07.22 um 11:54:
Vielen Dank, Taina, die Parallelen in Dornröschen sind verblüffend. Ich habe sie bei Wikpedia "Dornröschen 1959" nachgelesen, aber auch dort keinen Hinweis gefunden, was aus der Bösen Fee wurde.

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (31.07.22, 16:03)
für putins krieg in der ukraine
gibt's solche feen scheint's leider keine. :(

super geschrieben, ekki, und gerne gelesen!

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.07.22 um 16:13:
Merci Henning,

der Krieg ist für die Ukraine eine Qual,
sie hält stand ohne Feen mit ihrer Moral.

LG
Ekki

 plotzn (31.07.22, 16:20)
Servus Ekki,

Deine Vermutung aus dem ersten Satz schein zuzutreffen. Dein Traum ist weit literarischer als meine 0815-Träume.
Vielleicht liegt es an fehlendem Kobolden und Fee - hab nur Toffi im Haus.

Mal sehen, was ich nach der Lektüre Deiner anregenden Anekdote heute Nacht träumen werde...

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.07.22 um 17:08:
Vielen Dank, Stefan, ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass du Toffi literarisch würdigst.

Liebe Grüße
Ekki

 AlmaMarieSchneider (31.07.22, 20:27)
Ich träume gottlob sehr wenig, kann mir aber das Gewicht des Kobolds, der auf der Brust saß gut vorstellen.
Spannend geschrieben und solch eine Fee wäre auch für mich oft recht angenehm.

Liebe Grüße
Alma Marie

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.07.22 um 22:07:
Grazie Alma Marie, auch wenn du wenig träumst, hast du Empathie für meinen Traum bewiesen.

liebe Grüße
Ekki

 indikatrix meinte dazu am 01.08.22 um 09:27:
Ein feiner Text!
Unter uns: wie genau kam der Kontakt zwischen deiner Fee und dir zustande? Hättest du einenTip?
Lieben Gruß, Indi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.08.22 um 10:24:
Vielen Dank, Indi. Meine Fee sah, wie unglücklich ich war und trug mir ihre Hilfe an.Der Kontakt mit Feen scheint mir Glückssache zu sein.

Liebe Grüße
Ekki

 indikatrix meinte dazu am 01.08.22 um 10:47:
:ermm:

 Saira (01.08.22, 10:21)
Lieber Ekki,
 
sollte dir noch einmal dieses böse Ehepaar mit ihrer Fee im Traum begegnen, gib mir bitte Bescheid! Ich hüpfe dann in deinen Traum hinein und es gibt von mir eine Portion „Haumiblau“ :devil:
 
Herzlichst
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.08.22 um 10:31:
Hallo Sigi,
vielen Dank für dieses schöne Angebot. Ich ernenne dich zu meiner guten Fee und weiß jetzt, dass man sie in der Not auch anrufen kann.

Herzliche Grüße
Ekki
Agnete (66)
(04.08.22, 12:09)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.08.22 um 12:13:
Eine tolle Idee, Monika. Ich wünsche sie den beiden auch.

LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (04.08.22, 14:22)
Jeder schöpferischer Akt ist immer auch ein Kampf: Mit dem Text, mit sich selbst, mit dem Publikum. So kennt z.B. jeder Kreative diese Verwunderung, dass was einem selbst sehr wichtig ist, woran man lange gesessen hat, kaum Beachtung findet und das, was einem eher leicht fiel, besondere Aufmerksamkeit erregt.

So ist jeder schöpferische Akt immer auch von einer Ambivalenz, die uns in Unzufriedenheit, Unsicherheit und Verwunderung zurücklässt. Das hier von dir Beschriebene könnte ein Wiedergabe all dessen sein... oder etwas ganz anderes.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.08.22 um 18:17:
Vielen Dank, Trekan,

mir geht es mit dem schöpferischen Akt oft genau so, wie du es beschrieben hast.

LG
Ekki
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