Déjà-vu

Als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, der Einladung zu einer russischen Modenschau zu folgen, war der Einlass bereits vorbei. Ich irrte auf dem weitläufigen menschenleeren Gelände umher. Das imposante Gebäude erinnerte mich an den Martin-Gropius-Bau. Schließlich fand ich eine unverschlossene Tür, drückte sie auf und betrat einen engen, schwach beleuchteten Gang, abgestandene Luft schlug mir entgegen. Wie die Kabine im Tränenpalast, dachte ich und starrte entgeistert auf die Wände mit Sprelacart-Platten und die mit Buchenholz-Imitat furnierte Tür. Auf einmal bekam ich weniger Luft. Die Tür war unverschlossen. Ich gelangte in einen weiteren schmalen Flur. In der Hoffnung, nun den Saal mit der Modenschau zu erreichen, öffnete ich die nächste Tür – und befand mich wiederum in einem ähnlich kleinen Korridor. Schwer atmend lief ich nun schneller – öffnete Tür um Tür – und ließ immer gleiche Gänge hinter mir. Angst überkam mich. Panisch drehte ich mich um – ich wollte zurück, nur raus hier – und riss die Tür auf: Da – vor mir der Saal, klatschendes Publikum, über den Laufsteg liefen russische Models in roten Roben und Pelzen.  Froh wachte ich auf, der Spuk war vorüber, als ich aber das Radio einschaltete und Nachrichten hörte, kamen mir Zweifel.