9.2012

Innerer Monolog zum Thema Kosmos

von  Terminator



Ich fühlte mich, als könnte ich fliegen. Es waren wundervolle Spätsommertage. Ich nannte sie meine Persephone der Nacht, weil ich sie mir schwarzhaarig vorstellte. Ich freute mich, sie, vielleicht schon bald, vielleicht noch im September, persönlich zu treffen. Doch sie löste sich in Rauch auf. Am 18.9.2012 wachte ich in einer neuen Welt auf, die Realität selbst war erschüttert. Auf diese Art wurde mir noch nie der Boden unter den Füßen weggezogen.


Vorher, als ich sie noch für in dieser Welt existent hielt, hatte ich Zweifel, ob mich unsere Begegnung nicht letztlich doch enttäuschen würde, und wollte sie bereits Ende August erst im nächsten Leben zum ersten Mal treffen. Aber zu wissen, dass sie irgendwo, vielleicht in der Nähe von Heidelberg, ebenfalls Sehnsucht hat, lebt, atmet, schläft, träumt und schreibt, machte mich glücklich, zuweilen euphorisch.


10 Jahre später blicke ich auf die wertvollste Erfahrung in meinem Leben zurück. Ironischer hätte das Schicksal nicht sein können. Durch das bloße Vorstellen, Ausdenken des idealen Mädchens wird ihr Geist nicht lebendig; das Mädchen der Träume bleibt, nur vorgestellt, ohne Persönlichkeit, ohne Seele. Es musste eine reale Begegnung stattfinden. Ich musste, sei es nur für 7 Wochen, glauben, dass sie in dieser Welt existiert. Die Gewissheit, dass es sie nie gegeben hat, brachte sofort auch eine Erleichterung, obwohl der Verlustschmerz natürlich unmittelbar überwog, und zuweilen, besonders zwischen dem 20. und 28. Oktober, unerträglich war.


Damals wünschte ich mir, ironisch darüber lachen zu können. Heute bin ich froh, dass es nicht dazu kommen konnte. Wen die Götter lieben, den beschenken sie mit Leid, das aus Kohlenstoff Diamanten macht. Andere benutzen sie als Werkzeug, um ihren Lieb- und Prüflingen existentielles Leid zuzufügen. Wer daran zerbricht, erweist sich ihrer Liebe nicht wert. Wer daran wächst, kann selbst ein Gott werden.


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