Nahe am...
Skizze zum Thema Absurdes
von alter79
Ich. Jung. Jeans. T-Shirt. Definierter Body. Hart hervortretender Bizeps. Sehe, wie sich seine Hand als Stopp-Signal zur Faust ballt. - Ey, wie wütend der ist... und warum: Weil wir eben nicht Lehrer/Schüler sind. Von wegen Grenzlinie und Genuss - überschreiten. Lust an Unterwerfung. Denkste. Kontrollfanatiker! Er, - der zwischen totaler Kontrolle und totalem Selbstverlust irrt. Ich: der ich nicht mal mit den Beinen gewippt habe. Von wegen Takt und Gegenteil. Mehr Banane im Schlafrock. Und das geht mir so was von auf den Sack. - Ey!
Therapie: Ruhe bewahren. Beruhigende, erklärende Gespräche mit Patient und Angehörigen führen. Dem Patienten Orientierung geben. Gute Beleuchtung, gut sichtbare Uhr, strukturierter regelmäßiger Tagesablauf´.
Koma: Lass uns einen Überschlag wagen. Prostete Hirni bei 2,8 Promille dem Auto. Und das Auto wagte - bei 3,2 Promille.
Na bitte, sagte das Hirni- Auto, ging doch perfekt. Nur Hirni- Hirn hörte es nicht mehr - sagen. Nichts sagen. Fragen sagen. Bitte? Nichts. Sagen. Tod. Nein sagen. Als wäre das Pferd längst vom Flur. Wie das Auto. So. Tot. Das dumme Ding. And so (did) I. Lebe ab nun im Saustall meiner Erinnerung(en). Nicht mehr, als aus der steifen rechten Hand heraus. Die mir Mutter (oft) hält. Wie die verkackte, verkrüppelte linke... Die beide in heißer Welle. Zur Mitte des - des Körpers. Hin. Fließen. Dem Torso. Der immer noch meiner. Ist. Der immer wieder in (verheerenden) Explosionen. Aufs neue. Zerstört. Als sei ewiger Krieg. Mit Schläuchen. Dicken. Dünnen. Blau. Rot. Weiß. Braun. Durch den Mund. Hals. In den Magen - hinein. Einwärts. Auswärts. Sauer. Die Kehle hoch. Dabei gibt es für nur einen Euro eine 6fache Überspannungssteckdose. Prima: „Herzlich Willkommen, sage ich der. Du hast den Bogen raus, Ede.“
„Samantha“, sagt die. „Sichern Sie sich bitte ihren Vorteil jetzt!“ Und ich scrolle vertikal. Wie befohlen. Für Tipps und Aufklärung. Alles machbar. Easy. Echt. Und (Doppelpunkt – und Frage): „Wollen Sie ihren Unfall noch mal sehen? Den entscheidenden Moment?“
„Was kann man als Hirntod schon sehen? - Was?“
„Man weiß nie...“ sagt sie. Samantha. Mein Assistenzsystem.
„15 Kundenrezensionen und 3.6 Sterne in 2 Stunden, ist das etwa nichts?“
„Schon. Doch. - Ja!“ Ich.
„Also?“
„Komma“, sagt mein Koma. „Komma!“
„Erkennen Sie die Melodie?“
(...)
„Nie wieder letzter sein?“
„Wir sollten Ihre Sehstärke anpassen!“
Wo das Auge hinkommt, will auch die Hand hin:
1. So Sachen - wie ich eine bin - liegt man auf dem Rücken aus.
2. Wer sich darauf einlässt, sollte sich auf Zumutungen gefasst machen. Auf Gitterstäbe. Schmerzen. Albträume. Wegen meiner elenden Liebe zu dir. Und zum Glück. Das ich Leben nenne. In einer Nacht die niemals endet. Und immer wieder höre ich mein Dasein sei weit nach außen gerückt. Komma. Koma. Fragt man mich, was ich tags im Bett zu suchen hätte. Warum es so ist. Wie es ist. Koma. Komma. Weshalb es Tränen regnet. Warum ich verurteilt wurde. Verknackt. Verlacht bin. Und werde. Ach, was freue ich mich ab und an die Sonne zu sehen.
3. Leider komme ich nicht einen Millimeter von der Kette los, um nach meinen Feinden zu suchen. ’Der Vater betrinkt sich und zeigt sein Geschlecht in den Spielhöllen an der Flussmündung.’ - Pierre Guyotat -
4. Und dann erzählt er mir im letzten Wort, wie das Blut in die Flüsse kriecht. Vom scharlachroten Schrei, während anderswo die Masern wüten. Dem wogenden Gras, in dem sich die Mörder verstecken, - die vom Himmel zu Binsen geschnürt. Und was die rosa Kugeln an schwarzer Erde verspritzen würden. Ja. Ich weiß, das alles ermüdet dich. Das ganze Leben. Doch billiger kommst du mir nicht davon.
’Der Krieg räumt, gleich einer Höllenmaschine, vollständig mit den soziologischen Wirklichkeiten auf’, schreibt Bourdieu.
„Legen Sie sofort die Akte wieder hin!“ Schnauzt Munk.
„Das ist doch aber meine!“
„Ich verbiete Ihnen zudem, an dem Roman weiter zu schreiben! Gehen Sie zum Malkurs und powern sich mal ordentlich aus!“
„Ist das ein Befehl?“
„Raus! --- Und lassen Sie sich vorerst hier nicht mehr sehen!“
„Ich gelte also als geheilt entlassen?“
„Raus!“
(Learn to Dance with) - Über das Vorhandensein sexueller Wünsche: „Wären wir uns früher passiert, hätten wir mehr Zeit füreinander gehabt.“
„Wie die Bienen für Blumen?“
„Ja... völlig ohne Zwang und in der Freiheit frei zu entscheiden.“
„Du redest, als wären wir 20 Jahre verheiratet!“
„So schlimm?“
„Schlimmer!“
„Du solltest zuhören, was die Stimmen von dir wollen.“
„Verdrängen bringt nix! Ich gehe deshalb 1-2 Mal pro Monat in eine Klinik. Dort futtere ich dann etwas weniger Medis als ich sollte. Gut, es labert zwar etwas wirr im Kopf, ist aber besser als die Null- Bock auf Nix- Nummer.“
„Echt mal, mit 6mg Risperdal arbeitet mein ICH zu 50% solide und die Alles- Vorbei- Stimmen verarschen mich dann auch kaum.“
„Ich versuche drüber zu lachen, aber meist zerfrisst es mich gewaltig. Ist so, als wenn ich einen Terroranschlag im Hirn habe!“
„Die Storys beinhalten Daten...“
„Meinst du nicht umgekehrt?“
„Es ist so: seit ich es für dich tue, kann ich vergessen, was ich für mich getan habe.“