Streik der Tiere

Fabel zum Thema Abrechnung

von  EkkehartMittelberg

Streik der Tiere
Oi gizigr Baur wollde sai hässliche Dochdr mid einr Midgifd verheirada, die vo sich schwätza machde. Des Geld dafür schbarde er an der Nahrung für sai Viehe oi, die Hungr lidda.
„So gohd des nemme weider“, verkündede die Leidkuh den andera Vieha. “Lasschd uns sdreiken.“
„Wie solla mir des anschdella “, gaggerde a Huhn. „Ganz oifach, erwiderde die Leidkuh: “Ihr Hühnr legd an soford nur no die Hälfde an Eiern. Mir Kühe fressa wenigr ond geba nur no halb so vil Milch ond die Bferd verschdeha Hüh als Hod ond Hod als Hüh“. Euch andera wird scho ebbes einfalla. Der Vorschlag wurd in offenr Abschdimmung agnomma.
Am andera Morga wara die Schwoi ausgebrocha ond hadde den Garda vom Bauern verwüschded, sai Dochdr war ufm Weg zom Margd in den Graba gfahra ond der Esl, der die Bferd ersedza sollde, hadde mid schdörrischr Gleichmud die Schläg vom wüdenda Bauern erdraga ond sich ned vo der Schdelle grührd.

Da schaldede der Geizhals ond ließ durch einen Bferdeflüschderr no den Wünsche der Viehe fraga. Die Leidkuh hadde die Barole ausgegeba: Nähre dai Viehe ond di redlich. Andernfalls werda mir di in den Ruin dreiba “
Die Viehe wusschde, dess der Geizhals rechna konnde ond fanda no am selba Dag wiedr ihr gwohndes Fuadr vor.

Streik der Tiere

Ein geiziger Bauer wollte seine hässliche Tochter mit einer Mitgift verheiraten, die von sich reden machte. Das Geld dafür sparte er an der Nahrung für seine Tiere ein, die Hunger litten.

So geht das nicht mehr weiter“, verkündete die Leitkuh den anderen Tieren. “Lasst uns streiken“

Wie sollen wir das anstellen?“, gackerte ein Huhn. „Ganz einfach, erwiderte die Leitkuh: “Ihr Hühner legt an sofort nur noch die Hälfte an Eiern. Wir Kühe fressen weniger und geben nur noch halb so viel Milch und die Pferde verstehen Hüh als Hot und Hot als Hüh“. Euch anderen wird schon etwas einfallen. Der Vorschlag wurde in offener Abstimmung angenommen.

Am anderen Morgen waren die Schweine ausgebrochen und hatte den Garten des Bauern verwüstet, seine Tochter war auf dem Weg zum Markt in den Graben gefahren und der Esel, der die Pferde ersetzen sollte, hatte mit störrischer Gleichmut die Schläge des wütenden Bauern ertragen und sich nicht von der Stelle gerührt.

Da schaltete der Geizhals und ließ durch einen Pferdeflüsterer nach den Wünschen der Tiere fragen. Die Leitkuh hatte die Parole ausgegeben: Nähre deine Tiere und dich redlich. Andernfalls werden wir dich in den Ruin treiben.“

Die Tiere wussten, dass der Geizhals rechnen konnte und fanden noch am selben Tage wieder ihr gewohntes Futter vor.



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (28.03.23, 01:26)
Hessisch?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 10:15:
Schwäbisch

 Saira (28.03.23, 10:26)
Lieb Ekki,

Godd sei Dank konnde der eigendlich ziemlich dumm Baur rechna.

I lieb Mundarda, wie du weischt. Dai Fabl isch oi Gaudi!

Lieb Grüße
Sigi


P.S.: I kann koi Schwäbisch schwätza, abr i mags versucha :D

Kommentar geändert am 28.03.2023 um 10:47 Uhr

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 28.03.23 um 11:47:
Grazie, Sigi,
ich muss staunen, wie schnell du dich in diesen schwierigen Dialekt eingefühlt hast.
Die Frage ist, warum ich ihn gewählt habe. Die überzogene Sparsamkeit, die der Bauer verkörpert, versucht sich in der Realität sympathisch treuherzig zu geben. Der rustikale schwäbische Dialekt macht dieses Ansinnen lächerlich, ohne dass es verbalisiert werden muss.
Herzlichst
Ekki

 AZU20 (28.03.23, 10:45)
Sdreiken. Ka guete Schtimmung, oder?

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 28.03.23 um 11:54:
Gracias, Armin,
es ist interessant, dass das Wort Streik in Deutschland nie positiv besetzt war. Die Schlagzeilen "Streik droht" sind nicht zu zählen.
LG
Ekki

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 29.03.23 um 22:27:
Momentmal!
Ich bin durchaus für Streik, denn freiwillig zahlt kein Unternehmer mehr.   Der Staat könnte die Steuer senken, aber gerade an der Inflation verdient der gut. Das tut er aber nicht, denn am Erstreiktem Mehrverdienst, verdient er ja wieder.
Mehr Geld, mehr Konsum, noch mehr einnahmen.

Ich stehe hinter jedem streikendem Tier und Menschen.
Auch wenn es manchmal weh tut.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 29.03.23 um 23:58:
Das sehe ich genau so.
Teolein (70)
(28.03.23, 12:31)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 17:06:
Vielen Dank, Teo, ich springe gerne ein, fürchte aber, dass
ich Sigis mundartlich bekannten Charme nicht erreichen kann.
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (28.03.23, 12:57)
ein bauer der am futter spart bei seinen tieren
sollte des geizes folgen immer beinhart spüren.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 17:11:
Gracias, Henning,

die Tiere haben ihm bewusst gemacht, 
dass Geizes Folgen schlimmer als gedacht.

LG
Ekki

 Quoth (28.03.23, 16:17)
Nun, der Streik hat dazu geführt, dass die Tiere wieder mehr zu fressen kriegen und früher schlachtreif werden ... Ich hatte auf Grund des Titels etwas etwas Folgenreicheres erwartet - nicht gleich wie in "Animal Farm" von Orwell, aber ein bisschen mehr zugunsten der Tiere! Gruß Quoth

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 17:16:
Nichts für ungut, Quoth,
das muss wohl daran liegen, dass die Fabel realistischer ist als deine Erwartung.
Bescheidene Grüße
Ekki

 Quoth meinte dazu am 28.03.23 um 22:36:
Ein trauriger Realismus, der den Tieren nur zugesteht, für ihre eigene Lebensverkürzung zu streiken! :(

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.03.23 um 23:56:
Quoth, diese Tiere streiken zum ersten Mal. Du kannst nicht von ihnen erwarten, dass sie den Weitblick erfahrener Streikführer haben.
Taina (39)
(28.03.23, 16:24)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 17:24:
Merci, das ist wohl Geschmacksache Taina, hier liegt der Reiz aus meiner Sicht in dem direkten Konflikt von Mensch und Tier.
LG
Ekki

 Didi.Costaire (28.03.23, 16:26)
Hallo Ekki,

allerdings hat der Bauer jetzt weiterhin seine unverheiratete Tochter an der Backe. Es ist oftmals schwer, alle zufriedenzustellen.

Schöne Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.23 um 17:32:
Gracias, da hast du recht, Dirk. Wie ich diesen Bauern kenne, findet der bestimmt etwas für deine Tochter, mit dem sie sich nützlich machen kann. :D
Beste Grüße zurück
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 29.03.23 um 05:52:
Wie, Didis Tochter mischt auch mit? :O

 Saira meinte dazu am 29.03.23 um 08:30:
Die Emojis im KV klappen heute wieder nicht.

also bring ich einen mit.

Das ist ein so süßer Schreibfehler


Antwort geändert am 29.03.2023 um 08:35 Uhr

 Didi.Costaire meinte dazu am 29.03.23 um 14:49:
Mensch, die kenne ich noch gar nicht. Aber es ist bestimmt eine Hübsche!!! :D

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.03.23 um 22:13:
@AchterZwerg @Saira @Didi.Costaire: Zu den letzten Beiträgen: Ihr seht, es gibt auch amüsante Rechtschreibfehler. Vielen Dank, dass ihr so humorvoll reagiert habt.

 AlmaMarieSchneider (29.03.23, 01:00)
Durch die Mundart wird die Fabel richtig heimisch. Hinsichtlich der Tiere schließe ich mich Quoth an, aber heutzutage kann man froh sein, wenn sie wenigsten 10 cm mehr Platz bekommen. Gesetze, die zum Himmel stinken. 

Liebe Grüße
Alma Marie

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.03.23 um 01:08:
Liebe Alma Marie,
ich bin froh, dass du etwas zur Mundart sagst.  Ich meine dass sie die Literatur angenehm auflockern.
Vielen danke und liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg (29.03.23, 05:56)
Lieber Ekki,
mir gefällt, dass hier die Mundart dem allgemeinen Vorurteil angepasst wird, das den Schwaben ohnehin übertriebene Sparsamkeit nachsagt. :D 
Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.03.23 um 12:28:
Vielen Dank, Piccola, endlich wird der Vorteil von Mundarten für Fabeln gesehen. Sie werfen einen Schleier von Ironie über die Handlung, ohne dass der Autor direkt werden muss. 

Herzliche Grüße
Ekki

 plotzn (29.03.23, 14:46)
Servus Ekki,

ganz schön schlau die Leitkuh (von wegen blöde Kuh)!

Dass das Schwäbische aus ihr zunächst eine Leidkuh macht, passt ins Bild der Fabel, doch sie weiß sich ja zu wehren.

Der Dialekt gibt der ländlichen Fabel eine authentischere Note.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.03.23 um 22:17:
Merci Stefan: Ländliche Fabel-authentische Note. Besser kann man es nicht sagen.

Liebe Grüße
Ekki
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