Sommer. Schwer. Mut.
Sonett zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma
von Walther
Kommentare zu diesem Text
Hallo Walther,
ja, wenn heute morgens erwacht, ahnt man, dass es kein wirklich guter Tag werden könnte. Fast jeden Tag eine schlechte Nachricht.
Du verzagst im zweiten Terzett, was ich verstehen kann, denn von uns, den Betroffenen, kommt kaum Widerstand.
Zum Technischen habe ich drei Dinge anzumerken:
Ich setze voraus, dass dir bekannt ist, dass These und Antithese denselben Reim haben müssen, was in diesem Sonett nicht der Fall ist.
Abzessfurunkel ist doppelt gemoppelt. Entweder man hat einen Furunkel oder einen Abzess. Es ist immer derselbe eitrige Pickel.
Im zweiten Terzett stört mich das "als umzingelt". Es hätte gereicht, dass man sich umzingelt fühlt, also ohne "als". Akzeptieren würde ich aber ein "wie".
Rosalinde
ja, wenn heute morgens erwacht, ahnt man, dass es kein wirklich guter Tag werden könnte. Fast jeden Tag eine schlechte Nachricht.
Du verzagst im zweiten Terzett, was ich verstehen kann, denn von uns, den Betroffenen, kommt kaum Widerstand.
Zum Technischen habe ich drei Dinge anzumerken:
Ich setze voraus, dass dir bekannt ist, dass These und Antithese denselben Reim haben müssen, was in diesem Sonett nicht der Fall ist.
Abzessfurunkel ist doppelt gemoppelt. Entweder man hat einen Furunkel oder einen Abzess. Es ist immer derselbe eitrige Pickel.
Im zweiten Terzett stört mich das "als umzingelt". Es hätte gereicht, dass man sich umzingelt fühlt, also ohne "als". Akzeptieren würde ich aber ein "wie".
Rosalinde
Kommentar geändert am 26.07.2023 um 18:04 Uhr
Hallo Rosalinde,
danke vielmals fürs lesen und bemängeln. das meine ich ernst, auch wenn ich dir nicht folge in den einschätzungen. meine antworten darauf:
(1) dass bei einem sonett these und antithese die gleiche reime im gleichen schema haben müssen, ist falsch (und von vorgestern, nämlich von herrn Schlegel ende des 18., anfang des 19. jahrhunderts so statuiert. wir sind im 21. jahrhundert angelangt).
(2) das "als" in S4V1 ist korrekt und beschreibt den tatsächlichen zu- bzw. umstand, während das "wie" nur die einbildung des "als" darstellt. das "als" ist bewusst gesetzt.
(3) richtig wäre, dass ein furunkel immer ein abszess ist und nicht umgekehrt. der eindeutigkeit halber und der verstärkung der aussage wegen wurde die dopplung verwendet.
ich wünsche dir frohes dichten und werken. bleibe mir trotz meiner abweichenden sicht der dinge bitte gewogen.
lieber gruß Walther
danke vielmals fürs lesen und bemängeln. das meine ich ernst, auch wenn ich dir nicht folge in den einschätzungen. meine antworten darauf:
(1) dass bei einem sonett these und antithese die gleiche reime im gleichen schema haben müssen, ist falsch (und von vorgestern, nämlich von herrn Schlegel ende des 18., anfang des 19. jahrhunderts so statuiert. wir sind im 21. jahrhundert angelangt).
(2) das "als" in S4V1 ist korrekt und beschreibt den tatsächlichen zu- bzw. umstand, während das "wie" nur die einbildung des "als" darstellt. das "als" ist bewusst gesetzt.
(3) richtig wäre, dass ein furunkel immer ein abszess ist und nicht umgekehrt. der eindeutigkeit halber und der verstärkung der aussage wegen wurde die dopplung verwendet.
ich wünsche dir frohes dichten und werken. bleibe mir trotz meiner abweichenden sicht der dinge bitte gewogen.
lieber gruß Walther
Antwort geändert am 26.07.2023 um 19:43 Uhr
Hallo Walther,
das wusste ich nicht, dass die Sache mit dem gleichen Reim in den beiden Quartetten auf Schlegel zurückgeht. Inzwischen aber hat sie sich unter Lyrikern eingebürgert, kann man in den Anleitungen lesen.
Zum "als" bin ich der Ansicht, dass es reichen würde, es einzusparen, also einfach nur zu sagen: "Er fühlt sich umzingelt". Nun brauchst du das "als" aber metrisch, insofern passt es jetzt zwar als leichte Hebung, aber stilistisch scheint es mir nicht so besonders.
Was nun Furunkel und Abzess angeht, so sind das zwei Sprachebenen: landläufig der Furunkel, der Abzess aber aus dem Medizinischen. Du machst dem Leser also klar,
dass du weißt, wie der Arzt spricht. Zu bemängeln ist es nicht, hat aber was von Intellektualität, was vielleicht in Alltagssprache hätte ausgedrückt werden können. Falls du nicht aus der Medizin kommen solltest.
Nein, ich bin dir nicht böse. Das Sonett ist zwar nicht umwerfend, aber ansonsten sehr sauber geschrieben und beschreibt den Seelenzustand des Autors ziemlich genau.
Aber nimm mal hinter "doch" (1. Quartett, Vers 3) das Komma weg.
Rosalinde
das wusste ich nicht, dass die Sache mit dem gleichen Reim in den beiden Quartetten auf Schlegel zurückgeht. Inzwischen aber hat sie sich unter Lyrikern eingebürgert, kann man in den Anleitungen lesen.
Zum "als" bin ich der Ansicht, dass es reichen würde, es einzusparen, also einfach nur zu sagen: "Er fühlt sich umzingelt". Nun brauchst du das "als" aber metrisch, insofern passt es jetzt zwar als leichte Hebung, aber stilistisch scheint es mir nicht so besonders.
Was nun Furunkel und Abzess angeht, so sind das zwei Sprachebenen: landläufig der Furunkel, der Abzess aber aus dem Medizinischen. Du machst dem Leser also klar,
dass du weißt, wie der Arzt spricht. Zu bemängeln ist es nicht, hat aber was von Intellektualität, was vielleicht in Alltagssprache hätte ausgedrückt werden können. Falls du nicht aus der Medizin kommen solltest.
Nein, ich bin dir nicht böse. Das Sonett ist zwar nicht umwerfend, aber ansonsten sehr sauber geschrieben und beschreibt den Seelenzustand des Autors ziemlich genau.
Aber nimm mal hinter "doch" (1. Quartett, Vers 3) das Komma weg.
Rosalinde
Nein, ich bin dir nicht böse. Das Sonett ist zwar nicht umwerfend, aber ansonsten sehr sauber geschrieben und beschreibt den Seelenzustand des Autors ziemlich genau.
Wie bitte, Rosalinde?
Hattest du nicht erst am 24.07. moniert:
Rosalinde schrieb daraufhin am 24.07.23 um 17:55:
Der Fehler meiner Vorschreiber verwundert mich doch etwas, denn sie lesen diesen Text nicht als fiktiven Text, sondern als die Lebensgeschichte der Autorin. Das verbietet sich aber für jeden ernstzunehmen Autor, und wir sind ja hier alle Autoren.
Rosalinde
Der Fehler meiner Vorschreiber verwundert mich doch etwas, denn sie lesen diesen Text nicht als fiktiven Text, sondern als die Lebensgeschichte der Autorin. Das verbietet sich aber für jeden ernstzunehmen Autor, und wir sind ja hier alle Autoren.
Rosalinde
Du hast das Dilemma gut geschildert, Walther.
Liebe Grüße
Sigrun
Liebe Grüße
Sigrun