Aphorismen in der Gaunersprache

Aphorismus zum Thema Sprache/ Sprachen

von  EkkehartMittelberg

1. Wer Schmiere steht, soll nicht nach Schicksen schauen.


2. Lieber ein Ding drehen als schanigeln (arbeiten).


3. Wer einen abgießt (Geld im Falschspiel abnehmen), lässt das Moos wachsen.


4. Wahre Schlitzohren acheln (essen) wie Adonis (Herren, Gebieter).


5. Große Ganoven stehen im Adelskalender (Steckbriefverzeichnis).


6. Mit Äffchen (Neulingen) ist leicht Kirschen essen.


7. Spitzengauner kuren hinter schwedischen Gardinen.


8. Nicht alle essen Wachteln, die Wuchteln drucken (lügen).


9. Mit lustigen Almones (Witwen) wird das Pinkepinke alle.


10 Krauterer mosern über Wolkenschieber (Nichtstuer).


Anmerkung: Zuverlässige Übersetzungen findet man bei

Siegmund. A. Wolf: Deutsche Gaunersprache. Wörterbuch des Rotwelschen, Helmut Buske Verlag Hamburg, 2. Auflage 1985




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Kommentare zu diesem Text

Cathleen (56)
(28.04.24, 00:49)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 00:56:
Merci Susanne,
ich finde diese Sprache witzig und sehr kreativ.
Liebe Grüße
Ekki
Cathleen (56) antwortete darauf am 28.04.24 um 16:51:
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 Regina (28.04.24, 01:08)
Spricht wohl für mich, dass ich die meisten Ausdrücke nicht kenne.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 28.04.24 um 22:06:
Liebe Regina,

sage mir, womit du nicht umgehst, und ich sage dir, wer du bist.

 BeBa (28.04.24, 01:19)
Andere Welt, andere Sprache ...

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 28.04.24 um 22:10:
Gracias, Beba,
die Sprache ist der Schlüssel zu jeder Welt.

 AchterZwerg (28.04.24, 07:42)
Mich fasziniert das ausgeprägte Ehrgefühl der allermeisten Ganoven.
Es gibt auch deutliche Abstufungen in der Wertschätzung, die sich auf die Art der Strftaten bezieht: Bankräuber und Juwelendieben sind beispielsweise sehr beliebt, selbst und ganz besonders in den Strafanstalten. - Wenn welche frisch eingeliefert werden, stehen die anderen Jungs mit kleinen Geschenken Spalier. Zigaretten, Leckerlis, Pornoheften etc.

. :D

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 28.04.24 um 22:15:
Grazie, Piccola,
wieder einmal hast du erkannt, worauf ich u. a. verweisen wollte. Es ist paradox, dass die Bedeutung der Ehre in der bürgerlichen Welt abzunehmen scheint, in der Welt der Ganoven jedoch konstant bleibt.

 Graeculus meinte dazu am 28.04.24 um 22:47:
Ich bezweifle, ob man unter den heutigen, international tätigen Verbrecherbanden noch von einem Ehrenkodex sprechen kann, der diesen Namen verdient. Dafür drei Beispiele:

1. Die Zuhälter auf St. Pauli kannten einen solchen Ehrenkodex untereinander, aber nur solange, bis osteuropäische Banden in dieses Geschäft drängten.

2. Bei italienischen Mafiabanden wie der 'ndrangheta liefern sich einzelne Familien blutige Auseinandersetzungen, in denen Morde häufig vorkommen und als Rache nicht die Täter selbst, sondern deren Familienangehörige auf sehr brutale Weise umgebracht werden, etwa durch Strangulierungsfesselungen oder das Austrinken einer Flasche mit Salzsäure. Die Opfer sind oft Frauen - was soll das für eine Ehre sein?

3. Die Drogenkartelle führen brutale Auseinandersetzungen untereinander um Märkte.

Als Ehre fällt mir da nur noch das Gebot der omertà an: Ein "anständiger" Verbrecher kooperiert nicht mit der Polizei und Staatsanwaltschaft. Tut er es doch ... s.o.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:09:
Du hast völlig recht, Graeculus. Ich hätte präziser formulieren müssen. Nachdem, was ich über die Mafia weiß, bilden die Mitglieder unterschiedlicher Organisationen sich immer noch ein, ehrenhaft zu handeln, obwohl ihr 
Ehrbegriff von Anfang an substanzlos war. Als Drohung scheint er jedoch immer noch zu funktionieren.

 Graeculus meinte dazu am 28.04.24 um 23:45:
Der heutige "Ehrbegriff" ist eine Drohung, ja.
Ich vermute, daß man sich früher eher noch auch zu gegenseitiger Hilfestellung verpflichtet gefühlt hat.

 harzgebirgler (28.04.24, 08:16)
:) :) 
dem gauner ist der kieberer (polizist) verhasst
denn landet durch den oft zum glück im knast.

lg
henning

Kommentar geändert am 28.04.2024 um 17:38 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 22:28:
Merci, Henning,
solange Kieberer etwas taugen,
haben sie im Rücken Augen.

LG
Ekki

 Saira (28.04.24, 09:04)
Moin Ekki,
 
ich könnte mich wegschmeißen vor Lachen. Einfach köstlich diese Gaunersprache! :P
 
Danke für diesen Morgenkracher!
 
Favoriten? ALLE!
 
Fröhlich grüßt dich
Sigi

Kommentar geändert am 28.04.2024 um 09:04 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 22:34:
Grazie, Sigi,

Humor weiß um die Dissonanzen in unserer Welt und Gauner wissen dies auch. :)

Heitere Grüße zurück
Ekki

 Teo (28.04.24, 10:10)
Moin Ekki,
na so was! Du hattest sicherlich in Hamm den Draht zur Unterwelt. Eine nette Sammlung. Ich gebe aber zu, einiges kannte ich.
Schönen Sonntag 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:50:
Teo, getz ma Tacheles. Im Slang des Ruhrgebiets gibt es viele Ausdrücke aus der Gaunersprache. Frag mich bitte nicht, warum. Wie du weißt, sind Bergleute sehr ehrenwerte Menschen.
Krakel (36)
(28.04.24, 10:12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 22:49:
Hallo Krakel,
vielleicht kennst du mehr Ausdrücke dieser Sprache als du glaubst, weil sie unsere Umgangssprache sehr bereichert hat.
LG
Ekki

 plotzn (28.04.24, 11:09)
Servus Ekki,

na, wenn das keine gezinkten Aphorismen sind, dann weiß ich auch nicht... ;) 

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 22:53:
Gracias, Stefan,

erkennt der Gauner die Zinken,
kann der Kieberer ihn nicht linken.

Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (28.04.24, 11:17)
Moin Ekki,

das klingt ja alles kreativ und originell. Ich frage mich, ob die Kriminellen heutzutage auch noch so gut ausgebildet sind. 

Beste Grüße, 
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 22:56:
Ich tappe wie du im Dunklen, Dirk, weil die Lexika der Gaunersprache keine Neuauflagen mehr haben.
Beste Grüße
Ekki
Kardamom (40)
(28.04.24, 11:18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:20:
Ich kann zu deiner Frage nur eine Mutmaßung äußern, Kardamom. Alle Gruppierungen, die eng zusammenarbeiten, haben ihre Sondersprache und bekunden einander Solidarität durch deren Verwendung. Warum sollte das heute nicht mehr so sein? Ich vermute aber, dass auch die Gaunersprache durch Neologismen stets verändert wird.
Kardamom (40) meinte dazu am 29.04.24 um 06:34:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.04.24 um 12:29:
Willst du damit sagen, dass die Belegung der Gefängnisse so heterogen ist, dass sich keine gemeinsame Sprache mehr ent4wickeln kann?
Kardamom (40) meinte dazu am 29.04.24 um 13:27:
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 Quoth (28.04.24, 11:34)
Ach, die sind aus dem Wörterbuch! Ich dachte, die wären aus Deiner Zeit, bevor Du Dich für den Lehrerberuf entschiedst!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:29:
Gut, dass ich das weiß, Quoth. Es war also an der Zeit, dass ich mich zu meinem tugendhaften Verhalten bekannte. :D

 Graeculus (28.04.24, 12:45)
Dabei hast Du einen Aspekt dieser Gaunersprache weggelassen, dessen Erwähnung heute ein Kontroverse auslösen könnte: daß viele ihrer Begriffe aus dem Jiddischen stammten, schon beginnend mit "Ganove". Ein heikles Thema.
Kardamom (40) meinte dazu am 28.04.24 um 15:54:
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 Graeculus meinte dazu am 28.04.24 um 22:14:
warum sollte es heikel sein?

Weil die Ganoven mit Juden in deren Rolle als Hehler zu tun hatten und von daher deren Sprachgebrauch übernommen haben. Bestätigt das nicht antijüdische Klischees?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:42:
Ich verfolge das Rotwelsche seit meinem Studium, Graeculus, und bin noch nie darauf gestoßen, dass es Ressentiments gegen Juden ausgelöst hätte, obwohl es antijüdische Klischees bestätigen könnte. Warum hat man sich zurückgehalten? Ich weiß es nicht. Ich kann nur vermuten, dass "brave Bürger" den Witz und die Kreativität dieser Sprache zu schätzen wussten.

 Graeculus meinte dazu am 28.04.24 um 23:50:
Vom Ende des 19. Jhdts. bis zum Ende der Tausendjährigen Reiches hat man sich durch das Klischee des jüdischen Hehlers seine Ressentiments bestätigen lassen. Wie es heute damit steht, weiß ich nicht; aber 1. weiß ich auch nicht, ob es diese Ganovensprache noch gibt (was sollten italienische Mafiosi oder rumänische Zuhälter damit anfangen?), und 2. steht es mit den Geschichtskenntnissen eh nicht zum Besten.

Die Zahl der aus diesem Milieu stammenden Wörter ist allerdings groß.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.04.24 um 23:58:
Das Rotwelsche ist die im deutschsprachigen Raum praktizierte. Ganovensprache. Ich bin jetzt für eine Recherche zu müde, bin mir aber sicher, dass andere Nationen ihre eigen Ganovensprache haben.

 Graeculus meinte dazu am 29.04.24 um 00:04:
bin mir aber sicher, dass andere Nationen ihre eigen Ganovensprache haben.

Das gilt definitiv für die russischen "Diebe im Gesetz". Und es ist auffallend, daß deren oft brutale Bezeichnungen in den letzten Jahrzehnten in die russische Umgangssprache eingedrungen sind.

In deutschen Übersetzungen kann man das schlecht nachempfinden, aber "Einer ist keiner - nur nachladen muß man" stammt aus diesem Milieu.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.04.24 um 12:37:
Das scheint mir sehr plausibel zu sein. Mir fehlen dazu leider Kenntnisse, die es belegen könnten.

 AZU20 (01.05.24, 08:41)
Ein Spruch besser als der nächste.  Es kringelte mich. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.24 um 18:02:
Vielen Dank, Armin.

Solange die Sprüche kringeln,
werde ich weiter tingeln,

LG
Ekki

 Mondscheinsonate (17.05.24, 13:51)
Ad 8. Interessant, die sprachlichen Unterschiede. In Wien heißt das: Spaß machen. "Der hat eine Wuchtel g'schoben".
https://echtwien.at/de/wiener-sprache/lexikon/W/1861

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.24 um 22:20:
Merci, Cori, das macht Gaudi.
LG
Ekki
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