Sinnsuche für Fortgeschrittene

Groteske zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit

von  Saira

An Tagen, an denen meine Synapsen lieber in der Hängematte schaukeln und dabei Cocktails mit kleinen Papierschirmchen schlürfen, statt produktiv zu feuern, sitze ich da, aufrecht wie ein philosophierender Gartenzwerg, der sich für Sokrates hält und widme mich der großen Sinnsuche.

 

Ich muss suchen. Nach dem Sinn. Nach dem Grund, warum die Kaffeemaschine immer dann streikt, wenn mein Koffeinspiegel bedrohlich sinkt oder nach dem tieferen Zweck von Einweg-Zahnstochern, die sich stets in der falschen Schublade verstecken, als wären sie auf der Flucht vor ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit.

 

Sanfte Stimmen in meinem Kopf, freundliche, aber überforderte Stimmen aus dem Irgendwo, lotsen mich durch die Fußangeln der Selbstreflexion. Am Ende des Tages finde ich: NICHTS.

 

Also suche ich weiter, immer in der Hoffnung, dass die Kaffeemaschine morgen wieder mitspielt. Denn Sinnsuche ohne Koffein macht keinen Sinn!

 

Manchmal vermute ich, der Sinn des Lebens wohnt längst in einer dieser Tupperdosen im Kühlschrank, deren Inhalt inzwischen als neue Lebensform durchgeht und nachts leise „Carpe Diem“ vor sich hin gärt. Oder er hat sich in der Bedienungsanleitung meines Saugroboters verkrochen: Diese erklärt zwar in 17 Sprachen, wie man das Gerät startet, schweigt sich aber beharrlich darüber aus, wie man die existenzielle Leere im Wohnzimmer beseitigt, wenn der Roboter wieder einmal orientierungslos seine Kreise zieht.

 

Vielleicht ist der Sinn auch ein Sockenmonster, das nachts nicht nur einzelne Socken, sondern auch meine besten Vorsätze frisst. Morgens finde ich dann nur noch die Hälfte meiner Motivation und frage mich, ob der Sinn vielleicht im Wäschekorb ein Nickerchen macht – oder längst mit meinen Träumen durchgebrannt ist, auf einem Tandem-Fahrrad Richtung Sonnenuntergang.

 

Und so sitze ich weiter hier, im Pyjama, und warte darauf, dass das Leben mir endlich einen Hinweis gibt. Bis dahin bleibt mir nur, den nächsten Kaffee aufzusetzen und zu hoffen, dass wenigstens der Toaster heute keinen schlechten Tag hat.

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (26.06.25, 05:49)
Sinnsuche, alltagsphilosophisch dargestellt. Unakademisch zwar, aber anschaulich.

 Teo (26.06.25, 08:49)
Ach Sigi,
Das ist schön! So herrlich lapidar, ja fast nervig mitgeteilt. Und so erfrischend unakademisch. Aber....Papierschirmchen geht gar nicht! Wusstest du, dass jetzt irgendwann da draußen ein Eichhörnchenkind ohne Regenschutz zu Schule geht?
Egal....es sei dir verziehen.
Gruß aus dem Regen
Teo

 Didi.Costaire (26.06.25, 12:08)
Moin Sigi,

man redet ja von sinnstiftenden Dingen. Vielleicht liegt der Sinn einfach darin, einen Stift in die Hand zu nehmen.   :)

Liebe Grüße,
Dirk

 plotzn (26.06.25, 12:14)
Solche Tage kenne ich, liebe Sigi.

Die ewige Suche wird regelmäßig nicht von Erfolg gekrönt. Sich dabei ausgerechnet unseren Zwerch zum Vorbild zu nehmen, ist auch nicht hilfreich. Der weiß ja nicht mal, dass er nichts weiß...

Vielleicht liegt der Sinn des Lebens ja einfach nur im Leben selbst, ohne irgendeine höhere Bedeutung. Er räkelt sich selbstreflektiv in der Hängematte, belustigt von den verzweifelten Versuchen, ihn zu finden...

Liebe Grüße vom suchfaulen
Stefan

 Graeculus (26.06.25, 18:20)
Es wird Deinem witzig-unterhaltsamen Text vielleicht nicht ganz gerecht, aber hier ist er, der Sinn: die verschleierte Isis.

Mehr bekommen wir nie zu Gesicht.

Friedrich Schiller hat eine Ballade geschrieben über "Das verschleierte Bild von Saïs" - mit dem Motto: „Ich bin alles, was war, ist und sein wird, und meinen Schleier hat kein Sterblicher je aufgedeckt.“ (Inschrift auf dem Isis-Tempel zu Saïs)
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