im Biergarten

Gedicht

von  Tula

Vier Stühle und ein Tisch in kühlem Schatten.
Auf jedem Stuhl ein Gast mit einem Bier.
Dahinter welche, die schon sieben(?) hatten.
Im Vordergrund schallt‘s „Prost!“, gleich neben mir.

Der Kellner spurtet wie ein kleiner Muck.
Oh Durst! Ich hebe zaghaft meinen Finger.
Der Herr, der Prost rief, gönnt sich einen Schluck
und röhrt, so scheint‘s mir, wie ein Wolpertinger.

Der Kellner – Scheiße! – ist indes verschwunden.
Die Kehle brennt, mit Speichel zäh wie Teer.
Dann taucht er auf und räumt in zwölf Sekunden
das volle Biertablett flugs wieder leer.

Der Kellner kommt und sieht und geht vorbei.
Mein Finger zeigt jetzt deutlich mein Verlangen.
Der Kellner schleppt sechs Humpen zu Tisch drei.
Nicht Schweiß allein verdampft auf meinen Wangen.

Ich winke mit den Armen, einem Bein!
Da nickt er endlich und … zieht hastig weiter.
Der Schädel brummt. Mein Puls schläft langsam ein.
Auf meiner Zunge kocht bereits der Eiter.

Der Kellner, unermüdlich, hetzt und wetzt
und trägt sein Kellnerschicksal ohne Klagen.
Er bringt auch mir ein Bier zu guter Letzt.
Ich hör noch: „Hilfe! Ruft den Rettungswagen!“


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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (20.07.25, 01:04)
Hallo Dirk,

es ist voll schlimm, muss man im Biergarten
fast Ewigkeiten auf sein Bier warten.
Da sitzt man blöd in der Botanik
und kriegt allmählich echt die Panik.

Dein wohl bislang ergreifenstes lyrisches Werk!

Mitfühlende Grüße, 
Dirk

Kommentar geändert am 20.07.2025 um 01:04 Uhr

 Tula meinte dazu am 20.07.25 um 23:00:
Lieber Didi-Dirk

Neulich kam das Bier, aber dann alles noch viel schlimmer:

Kaum war das neunte Glas gekommen,
sah ich die Welt um mich verschwommen.
So traf mich dann die Annegret;
ich nahm sie mit, es war schon spät.
Doch früh am Morgen wurde klar,
dass "sie" mein Nachbar Hannes war.

LG Tula

 AchterZwerg antwortete darauf am 21.07.25 um 07:17:
Das sag ich!

Also werklisch ... :(

 DanceWith1Life (20.07.25, 02:02)
Lach, so viel zum Thema „Weißbieryoga“ 

 Tula schrieb daraufhin am 20.07.25 um 23:05:
Hallo DanceWithLife
Ja, man sollte bei dieser Sportart hin und wieder den Arm wechseln, sonst sieht man bald aus wie ein Galeerensklave der Antike.

LG Tula

 klausKuckuck (20.07.25, 10:35)
Der Gast am Nebentisch protokolliert:

Der Kellner macht es extra, dieses Luder,
der Durst richtet ihn hin, den Leidensbruder, 
das Leben hängt an einem Humpen Bier,
ein letztes Röcheln, und dann stirbt er neben mir …


Der Mörder ist immer der Kellner!  :O

 Tula äußerte darauf am 20.07.25 um 23:08:
Hallo Klaus
Deshalb sollte man nie allein in den Biergarten gehen, sondern in Begleitung einer Horde kugelbäuchiger Männer. Dann kommen sie sofort  8-)

LG Tula

 Quoth (20.07.25, 11:59)
Portugiesische Biergärten müssen ja echt ein Grauen sein. Das Bier wahrscheinlich auch!

 Tula ergänzte dazu am 20.07.25 um 23:15:
Hallo Quoth
Da muss ich aus Erfahrung eher widersprechen. Wir haben natürlich keine klassischen Biergarten, aber die Esplanaden. Das gezapfte Bier (Imperial) wird eiskalt serviert und ist etwas sprudelnder als unser. Wie auch immer: Man darf den Kellner rufen, auch mehrmals. Ich habe das einmal in Deutschland in einem Biergartenrestaurant gemacht, nicht ganz zu unrecht. Die junge Dame und ihr Chef waren stinksauer. Ich hatte ihre berufliche Ehre schwer verletzt! Ging am Ende trotzdem versöhnlich aus, war aber eine interessante Erfahrung hinsichtlich der kleinen, feinen Unterschiede, die man schnell vergisst.

LG Tula

 plotzn (20.07.25, 14:56)
Servus Dirk,

da lobe ich mir die bayerischen Selbstbedienungsbiergärten. In denen habe ich noch keinen dehydrieren sehen und wenn einer kollabiert ist, dann lag es an anderen Gründen...

Prost!
Stefan

 Tula meinte dazu am 20.07.25 um 23:18:
Lieber Stefan
Und ich dachte gerade in Bayern wird man gut bedient, vor allem von schönen, vollbusigen Kellnerinnen, die zwölf Humpen auf einmal bringen können. Also doch alles nur Reklame für den Touristen. Schlange stehen wie im Konsumladen der DDR ... Oh je!  ;)

LG Tula

 plotzn meinte dazu am 21.07.25 um 09:31:
Lieber Tula,

solche Biergärten gibt es dort natürlich auch (sogar viel mehr als die Selbstbedienungsvarianten, bei denen man sich sogar die Brotzeit mitberingen darf). Allerdings muss ich dich enttäuschen, es sind es nur zehn Humpem, den anderen beiden fehlt das "m"...  

Liebe Grüße
Stefan

 harzgebirgler (20.07.25, 16:27)
:) :) 

hallo Tula,

ich wär' gen klo geeilt zum wasserhahn
und hätt' dem durst so gut's erst mal getan. :D

herzliche schmunzelgrüße
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 20.07.25 um 23:19:
Lieber harzgebirgler

Wasser 'lassen' darfst du immer,
aber trinken? - Nie und nimmer!  :D

LG Tula

 EkkehartMittelberg (20.07.25, 18:09)
Hallo Tula,
die Schöpfung ist ungerecht. Auch im Biergarten gibt es keine Gerechtigkeit.

Empathische Grüße
Ekki

 Tula meinte dazu am 20.07.25 um 23:24:
Lieber Ekki
Du hast es erfasst, einer ist selbst im Biergarten immer der letzte. Aber wie oben beschrieben, am besten, man geht dort nie allein hin. Macht ja auch in Gesellschaft viel mehr Spaß.

LG Tula

 GastIltis (20.07.25, 22:02)
Hallo Tula,

wer wie ich gegen den Genuss von Bier abstinent ist, kann deine Zeilen natürlich nur ablehnen. Wenn man sie natürlich vom Standpunkt deiner Dichtkunst her betrachtet, muss man sie in hohem Grade würdigen. Das tue ich hiermit im Glauben, dass man sehr leicht auch ein profanes Glas Bier durch den ein oder anderen Schoppen guten Weines in einer geeigneten Stätte ersetzen kann. Gut, der Kellner wird dort sehr gesittet seine Tätigkeit verrichten, und der Rettungsdienst, falls er notwendig werden sollte, könnte ebenfalls klaglos realisiert werden.

Herzlich Gil.

 Tula meinte dazu am 20.07.25 um 23:27:
Lieber Gil
Dass mit dem Wein kriegen wir hin, jedenfalls hier in Portugal.
Noch anekdotisch: Einige Kneipen vergisst man nie, wie die in Wolgast gleich am Hafen während meiner Matrosenzeit. Man bekam das erste Glas Bier in die Hand, während die andere noch an der Klinke der Eingangstür war. Mehrere Male ausprobiert, es war wirklich so. 

LG Tula

 GastIltis meinte dazu am 21.07.25 um 11:36:
Na Tula, 
du warst Matrose? Und ich dachte immer, du bist Nichtschwimmer!
LG von Gil.

 AchterZwerg (21.07.25, 07:23)
Ja, ja, Tula,

d a s  sind die wahren Schmerzen während einer Hitzeperiode! Aber sie zeigen auch einen positiven Aspekt:

Ist das Bier erstmal vor Ort, ist man dem zuvor gehassten Kellner plötzlich durchaus geneigt. So ähnlich wie in einem Weltkrieg, nä?  8-)

 Tula meinte dazu am 21.07.25 um 21:30:
Lieber 8er
So ist es. Nicht von ungefähr braucht man in etwa eine Woche, um zu verhungern, aber nur zwei Tage, um zu verdursten. Hängt natürlich auch vom Wetter ab.
Grundsätzlich sollte man(n) natürlich nicht mit dem Kellner liebäugeln, sondern mit der Wirtin. Die wird im Laufe des Abends ohnehin immer schöner 

LG Tula

 Saira (21.07.25, 12:38)
Moin Tula,
 
hier lernt man Geduld oder wie man heimlich das Bier vom Nachbarn klaut.
 
Hab uns zwei Humpen (vom Nebentisch ) mitgebracht. Prost!
 
Liebe Grüße
Sigi

 Tula meinte dazu am 21.07.25 um 21:31:
Liebe Sigi
Das scheint mir eine gute und vor allem sparsame Ausweichvariante zu sein  :D

LG Tula
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