Alle 9.535 Textkommentarantworten von Graeculus

07.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Arthur Schopenhauer und ein zu düsterer Blick auf die Welt! von  Bluebird: "An Bluebird: bitte Argumente und keine Behauptungen! Ausschneiden und über Deinen PC hängen!"

06.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Friedrich Hegel und die These vom werdenden Gott von  Bluebird: "Na, dann kritisiere Du mal weiter Philosophen, von denen Du niemals auch nur eine Seite gelesen hast. Ich habe - auf der Basis von umfangreicher Lektüre - einmal die folgende Darstellung von Hegels Philosophie Gottes zusammengefaßt (früher schon einmal, nicht eigens für Dich); dabei habe ich seine Argumente so gut wiedergegeben, wie mir das möglich ist. Wenn es einen Gott gibt, dann muß er das höchste denkbare Wesen sein. Daß es etwas Höheres als Gott gibt, darf nicht sein. Er muß, mit G. W. F. Hegel zu sprechen, das Absolute sein. Geht man nun aber von einem Gott aus, der über der Welt steht, sie geschaffen hat (in der Relation Schöpfer – Geschöpf oder Unendliches - Endliches) und nicht Element von ihr ist, dann wäre dieser Gott nicht das höchste denkbare Wesen, sondern es stünde folgendermaßen: unendlicher Gott <-> endliche Geschöpfe weniger, geringer als: unendlicher Gott inklusive endliche Geschöpfe Das höchste denkbare Wesen, das Absolute, ist also ein Wesen, welches Unendliches und Endliches umfaßt. Ein „unendlicher“ Gott hingegen, welcher das Endliche nicht beinhaltet, sondern als ihm Äußerliches, Anderes seiner selbst hat, ist – so Hegels Ausdruck – ein Wesen von „schlechter“ Unendlichkeit, weil diese Unendlichkeit nicht total, absolut, allumfassend ist – was allein die „wahre“ Unendlichkeit ist. So ist z.B. die Menge der natürlichen Zahlen zwar unendlich, aber es gibt doch etwas anderes als natürliche Zahlen, d.h. deren Unendlichkeit ist „nur“ eine schlechte Unendlichkeit, keine absolute. So auch mit einem Gott, der über seiner Schöpfung steht und sie nicht mitumfaßt. Damit ist der Begriff des Absoluten im Sinne des Allumfassenden als der adäquate Begriff Gottes wiedergegeben. Da es Geist (Denken, Bewußtsein, Bewußtsein seiner selbst) gibt – andernfalls könnten wir nicht einmal darüber nachdenken, ob es Geist gibt –, muß das Absolute Geist beinhalten: es gibt Geist, und das Absolute ist alles, was es gibt, also ist der Geist Element des Absoluten. Gott ist daher (unter anderem) Geist. Welche Struktur hat Geist? Geist ist das Bewußtsein von etwas und das Bewußtsein von dem, was man selber ist. Ich bin nicht nur Mensch, sondern ich weiß auch, daß ich ein Mensch bin. Dieses Wissen von sich selbst erlangt der Geist aber nur durch Abgrenzung von dem, was er nicht ist. Daß man jung ist, wird einem nur bewußt durch Konfrontation mit dem Alten, daß man ein Lehrer ist, nur in der Begegnung mit Schülern, ebenso Mensch – Tier, Frau - Mann usw. Daß Gott Geist ist (also: was er selbst ist), kann ihm also nur bewußt werden durch die Relation zu etwas, das nicht Geist ist; daß er unendlich ist, nur durch die Beziehung zum Endlichen; daß er Schöpfer ist, erfordert die Existenz von Geschöpfen; absolut ist er nur, wenn es das Relative gibt. Gott muß also, um sich bewußt werden zu können, daß er das Absolute ist, sich auf das Relative, Endliche, die Schöpfung beziehen. Es muß – für Gott selbst! – eine Schöpfung dessen geben, was er nicht ist: der endlichen Geschöpfe. Da aber Gott das Absolute ist, muß diese Endlichkeit, von der er sich unterscheidet und durch die allein ihm bewußt werden kann, was er selbst ist, in ihm selbst entstehen – denn sonnst würde er (s.o.) nicht dem Begriff des Absoluten gerecht. Gott muß also – so eine häufige Formulierung Hegels – das Andere seiner selbst (das Endliche, die Schöpfung) in ihm selbst werden. Mit anderen Worten: das allumfassende Ganze muß in sich kleine, begrenzte Strukturen bzw. Entitäten entstehen lassen, denn sonst könnte es nicht wissen, daß es das alles Endliche umfassende Ganze ist. Gott, der Schöpfer, braucht die Schöpfung, um zu wissen, daß er der Schöpfer ist; und er braucht die Schöpfung als Teil von sich selbst, weil er das Absolute ist. Hierzu sind nun noch zwei wichtige Aspekte zu ergänzen: Einmal, daß für Hegel dieser Vorgang, die Bewußtwerdung Gottes, ein historischer Prozeß ist. Er verläuft in der Zeit: Erst ist Gott das „leere“ (noch nicht vom Endlichen abgegrenzte und noch nicht seiner selbst bewußte) Absolute; dann wird er bzw. schafft er in sich das Andere seiner selbst, die bewußtlose Natur; da aber Gott Wissen von sich werden will, folgt im Prozeß die Reihe bewußter Wesen, von den Tieren bis zum Menschen; im Menschen endlich entsteht nicht nur eine Bewußtsein (von Dingen), sondern auch ein Bewußtsein davon, daß es sich hier um Bewußtsein handelt – was Hegel „Selbstbewußtsein“ nennt. Und im Menschen entsteht auch ein Bewußtsein von Gott, welches so, wie es erläutert ist, nichts anderes ist als das Wissen Gottes von sich selbst im Anderen seiner selbst, dem Menschen. Im Menschen gelangt Gott also zu dem, was er ist bzw. werden soll: absoluter Geist. Gott benötigt also zum Zwecke dieses Prozesses die Natur und, als deren Krönung, den Menschen. Die zweite Ergänzung besteht darin, daß es für Hegel – und wohl auch mit Recht – nur eine Religion gibt, welche diesen Gedanken gedacht hat: daß Gott Mensch wird. Diese Religion ist das Christentum. Im Menschen wird die Kluft zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung aufgehoben, indem dem Menschen und dadurch Gott bewußt wird, daß Gott das Ganze ist. Die anderen monotheistischen Religionen behalten diese Kluft zwischen Schöpfer und Geschöpf als „letzte Wahrheit“ bei ... und verfehlen dadurch einen adäquaten Begriff von Gott, daß dieser nämlich das Absolute ist, wahre (nicht bloß „schlechte“) Unendlichkeit. Damit ist es aber für mich jetzt gut. Ich stehe Deinem hybriden Projekt mit tiefem Befremden gegenüber. Antwort geändert am 06.04.2020 um 22:20 Uhr"

06.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Friedrich Hegel und die These vom werdenden Gott von  Bluebird: "Diese ganze Reihe, in der Du Philosophen auf der Basis von Weischedels Philosophischer Hintertreppe kritisierst, ist im Ansatz verfehlt. Schon der Titel seines Buches sollte Dir ein ironisches Augenzwinkern bewußt machen. Wenn Du schon Sekundärliteratur statt der Originaltexte zugrundelegen möchtest, dann nimm wenigstens sein ernst gemeintes Werk Der Gott der Philosophen."

06.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Friedrich Hegel und die These vom werdenden Gott von  Bluebird: "'Hegels Gott' beansprucht, keine fiktive Größe, sondern absolute (!) Gewißheit zu sein. Und dafür liefert Hegel Gründe. Die mögen falsch sein oder nicht, aber man darf sie doch nicht ignorieren, bloß weil sie in Weischedels "Philosphischer Hintertreppe" nicht erwähnt werden!"

06.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Friedrich Hegel und die These vom werdenden Gott von  Bluebird: "Ach so, Du beruteilst Hegel von Weischedels populärem Schriftchen her? Alles klar. Da hätte mein Professor an der Uni sich viel Mühe sparen können. Dann kann ich nur hoffen, daß meine Gedanken nicht eines Tages nach der Comic-Version beurteilt werden."

06.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Friedrich Hegel und die These vom werdenden Gott von  Bluebird: "Übriegens heißt der Autor Georg Wilhelm Friedrich Hegel. In privaten Briefen unterschrieb er mit "Wilhelm"."

05.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bewährung von  FrankReich: "In einem anderen preist ein Parteiredner die Errungenschaften des Sozialismus, und immer wieder ruft jemand aus der letzten Reihe in den Saal: "Und wo bleibt das Klopapier?" Schließlich platzt dem Redner der Kragen: "Leck mich doch am Arsch!" Darauf der Störenfried: "Das wäre nur eine Zwischenlösung.""

05.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bewährung von  FrankReich: "Keine Bretter für die Laube, keine Nägel, keine Schraube, für den Hintern kein Papier, aber ´n Sputnik haben wir. Es gab etliche Witze damals darüber."

05.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Baruch de Spinoza: Ist alles Gott? von  Bluebird: "Das ist nicht meine Aufgabe, da nicht ich hier Spinoza vorgestellt und kritisert habe. affirmanti incumbit probatio."

05.04.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Baruch de Spinoza: Ist alles Gott? von  Bluebird: "Was hat denn der Konnex "zu Gott beten und dennoch infiziert werden" mit dem freien Willen zu tun? Der kann sich doch allenfalls in der Entscheidung, gemeinsam zu beten, manifestieren. Und Gott antwortet mit seinem freien Willen darauf wie? In seiner neuerschienenen Autobiographie schreibt Woody Allen über seine Schulzeit: Erst kam der Fahneneid, mit der Hand auf dem Herzen, um sicherzugehen, dass wir uns nicht auf die Seite der Achsenmächte schlugen. Dann ein bescheuertes Gebet, das niemals erhört wurde. Nicht mal ein „Ich denke darüber nach“ gab es zur Antwort. Gott schweigt, sagte ich immer, jetzt müssten nur noch unsere Lehrer die Klappe halten. Antwort geändert am 05.04.2020 um 14:43 Uhr"

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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