Alle 9.522 Textkommentarantworten von Graeculus

09.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Von dem Pilatus-Fund habe ich gehört. Der stand für mich aber außer Zweifel, weil er von Tacitus erwähnt wird, und zwar in einer Weise, die den Eindruck erweckt, daß er sich da auf römische Akten und nicht auf christliche Berichte bezieht. Der Autor heißt (August Graf von) Platen, nicht Platon - klar. Ich habe lediglich nicht verstanden, wie Du gerade auf den gekommen bist, weshalb ich eine Assoziation vermutet habe. Dein tatsächliches Motiv hatte ich mangels Platen-Kenntnis nicht durchschaut. Poet statt Gelehrter. Worin sieht man seine Fähigkeiten? Wie glaubt man, sich am besten ausdrücken zu können, wenn man beispielsweise Homosexueller in einer heterosexuell dominierten Gemeinschaft ist? Wer weiß, was aus Rosa von Praunheim sonst noch hätte werden können?"

09.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Ich hatte das griechisch-römische Heidentum im Kopf, dem das Christentum fremd erschien. Vom Jainismus wußte man damals nichts (obwohl es, wie ich gerade sehe, den damals schon gab). Erlösungsbedürftigkeit vom Leiden des Lebens ist für mich etwas anderes als Sündhaftigkeit, weil jene nicht in der Schuld eines Vergehens gegenüber dem Willen eines Gottes wurzelt. Was diesen angeht so lesen wir, wie Diomedes von Troja die Aphrodite angegriffen und verwundet hat, während Cato d. J. mit Einsicht in seine geringere Macht, aber doch hartnäckigem Selbstbewußtsein sagte: "Causa victrix deis placuit, sed victa Catoni." Was die christliche Umwertung der Werte angeht (da bin ich natürlich Nietzsche dankbar), so hat sie im Judentum, speziell bei den Essenern, eine Wurzel - das innerhalb der antiken Religionen tatsächlich eine Sonderstellung einnimmt. Übrigens ist auch Dionysos ein Erlösergott, aber er kennt keine moralischen Gebote, gegen die man verstoßen könnte, sondern nur Respekt oder Respektlosigkeit ihm gegenüber, und er ist zudem ganz diesseitig, d.h. auch die Erlösung vollzieht sich im Hier & Jetzt, nicht im Jenseits. Antwort geändert am 09.02.2020 um 18:46 Uhr"

10.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Altgriechisch im Selbststudium - das hat meinen Respekt. Dazu fällt mir sonst nur Schliemann ein."

10.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Die Essener mögen sich zum Judentum 'nur' als radikale Ausprägung verhalten - im Verhältnis zum Heidentum sehe ich eine Umwertung der Werte. Allerdings - und da muß ich mich teilweise korrigieren - fallen mir gerade Hegesias mit dem Beinamen Peisithanatos und seine Anhänger ein: 1. Schüler des Antipater war Epitimides aus Kyrene, dessen Schüler Paraibates, dessen Schüler Hegesias, genannt Peisithanatos (zum Tode ratend), und Annikeris, der den Platon aus der Gefangenschaft freikaufte. [Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 86] 2. Was die sogenannten Hegesiaker (οἱ Ἡγησιακοὶ λεγόμενοι) anlangt, so stimmten sie in Annahme der Ziele, nämlich der Lust und des Schmerzes, mit dem Gesagten überein. In bezug aber auf die selbständige Geltung der Dankbarkeit, Freundschaft und Wohltätigkeit nahmen sie einen völlig ablehnenden Standpunkt ein, denn man erstrebe sie nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Nutzens willen, ohne den ihnen überhaupt kein Sein zukäme. Die Glückseligkeit sei eine reine Unmöglichkeit (τὴν εὐδαιμονίαν ὅλως ἀδύνατον εἶναι), denn der Leib werde von vielerlei Leiden heimgesucht, die Seele aber sei die Begleiterin des Körpers (τὴν δὲ ψυχὴν συμπαθεῖν τῷ σώματι) und teile seine Leiden und Erschütterungen, und was unsere Hoffnungen anlange, so würden viele durch das Schicksal zuschanden gemacht; damit aber sei das wirkliche Vorhandensein der Glückseligkeit ausgeschlossen. Leben und Tod seien erstrebenswert (τήν τε ζωὴν καὶ τὸν θάνατον αἱρετόν). Von Natur (φύσει), sagten sie, sei nichts angenehm und unangenehm: Seltenheit oder Neuheit oder Sättigung schaffe den einen Lust, den anderen Unlust. Armut und Reichtum kommen für die Lust nicht weiter in Rechnung, denn die Lust der Reichen habe keinen Vorzug vor der der Armen. Knechtschaft und Freiheit seien in gleichem Grade bedeutungslos für das Maß der Lust, ebenso hohe Geburt und niedere, Ruhm und Verachtung. Dem Unvernünftigen habe das Leben Wert, für den Vernünftigen sei es gleichgültig (καὶ τῷ μὲν ἄφρονι τὸ ζῆν λυσιτελὲς εἶναι, τῷ δὲ φρονίμῳ ἀδιάφορον). Der Weise werde um seiner selbst willen alles tun, da er keinen andern für gleichwertig mit sich selbst ansehe. [...] [Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 93-95] Das waren allerdings Exoten in der heidnischen Kultur. Immerhin - es gab sie."

11.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Das deckt sich mit meinen Kenntnissen. Typisierungen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn wir nicht ganz ohne sie auskommen: die Sadduzäer, die Pharisäer usw. statt die Juden ist ja selbst wieder eine. Wie realistisch "Das Leben des Brian" in dieser Hinsicht ist, hatte ich mir allerdings noch nicht bewußt gemacht. Danke für den Hinweis!"

13.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Dem ersten Abschnitt stimme ich glatt zu - schon mit Blick auf die Politik. Bei der Aussage Deines zweiten Abschnitts möchte ich wiedersprechen, zunächst aus meiner Einnerung im Umgang mit Muslimen vor 40 Jahren im Vergleich zu heute. Das bezieht sich auf Muslime in Deutschland. Vom größten Teil der arabischen Welt sowie Indonesien lese ich, daß der Fundamentalismus in dieser Zeit zugenommen hat; das mag in Saudi-Arabien anders gewesen sein. Aber in den Maghreb-Staaten und in Ägypten (unter Nasser!) war das keine starke Bewegung, auch im Iran unter Reza Pahlewi nicht. Daß es speziell im Iran unter der Jugend auch ganz andere Stimmen gibt und daß viele dort der Ayatollah-Herrschaft überdrüssig sind, habe ich vernommen. Einen christlichen Fundamentalismus gab es in den USA wohl immer - er war aber nicht von großem Einfluß auf die Politik. Dem dritten Abschnitt stimmt meine Hoffnung zu, sofern man bei "aber er kann ... verhindern, dass die Menschen eigenständig denken und hinterfragen" ein "nicht" einfügt, was sicher Deine Absicht war."

14.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Das ist vielleicht etwas zu einfach. Der strikte Islam stützt die eigene Identität, erzeugt ein Überlegenheitsgefühl gegenüber dem technisch und materiell oft überlegenen "Westen". Sie fühlen sich oft "von uns" als Parias behandelt, aber besagter Islam macht ihnen klar, daß sie auf einer höheren Stufe stehen und wir nur "Ungläubige" sind. Auf der anderen Seite stehen die Tendenzen, die Du erwähnst: die zahlreichen Einschränkungen, die der salafistische oder schiitische Islam seinen Anhängern auferlegt und die vor allem von jungen Leuten als Einengung und Bevormundung durch alte Männer empfunden ... und abgelehnt werden. Das kann dann zu religiöser Indifferenz führen. Ausgesprochene Atheisten islamischer Provenienz kenne ich in meinem Bekanntenkreis nur zwei."

16.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Genau das war sein Argument: Sie merken, daß der Islam ihre Probleme nicht löst. Ich möchte hinzufügen: ... sondern weitere schafft."

22.12.21 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Vor allem die von der Armageddon-Sekte."

16.04.23 - Diskussionsbeitrag zum Text  Wider den Suizid von  Terminator: "Einmal davon abgesehen, daß hier der Suizid zum Wohle der Gemeinschaft (Arnold Winkelried: https://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Winkelried) fehlt, wird man schwerlich Argumente für den Suizid finden, solange man a priori ausschließt, daß es solche geben kann. Im Falle von "Alles Leid lässt sich ertragen, wenn du im Leben einen Sinn hast" muß man den konditionalen Sinn des Nebensatzes beachten. Oder ist diese Frage für den 'solaren Typus' auch im Falle fortschreitender Demenz geklärt? Antwort geändert am 16.04.2023 um 18:03 Uhr"

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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