Alle 9.522 Textkommentarantworten von Graeculus

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Gegen Religion als Privatsache, als persönliche Beziehung zu einem (geglaubten) Gott - dagegen habe ich nichts. Religion predigen, missionieren - das ist dann schon etwas anderes. Dann ist eine Diskussion angebracht; dann sollten Argumente auf den Tisch."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Religion ist insofern und insoweit unvernünftig, als sie nicht auf Argumenten, sondern auf Glaubenssätzen beruht. Warum soll ich - beispielsweise - meine Feinde lieben? - Weil es dafür Argumente gibt? Gut, wo sind sie? Laß sie uns diskutieren! - Weil Gott es uns so befohlen hat? Das ist unvernünftig, weil ungeprüft und ohne rationale Begründung. P.S.: Mit den Verbrechen der Kirchen habe ich Dich übrigens nie in Verbindung gebracht. Die Inquisition habe ich nur erwähnt, weil (a) der Film für mich ein Auslöser meiner Gedanken war und (b) die (zitierte) Reaktion des Inquisitors mir diese entsetzliche Struktur bewußt machte: was es heißt, wenn ein Standpunkt keinem vernünftigen Einwand mehr zugänglich ist."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Und damit fühle ich mir Sokrates sehr verbunden, seinem Prinzip des "lógon dídonai" (Rechenschaft geben)."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Fußball ist toll ... wenn der Bessere gewinnt und nicht der, der die Strukturen des Systems kontrolliert. Die Revolutionsgarden und die "Wächter" im Iran spielen nicht nach Regeln, bei denen Fairness und andere moralische Bedenken über Sieg oder Niederlage entscheiden."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Das Schlimmste an den Mißbrauchsfällen in der katholischen Kirche ist nicht, daß es pädophile Priester gibt (Pädophile gibt es auch unter Trainern im Sport usw.), sondern daß es ein System der Vertuschung und des Täterschutzes in der kirchlichen Hierarchie gibt - es ist dies ein strukturelles Problem. Daß Geistliche überhaupt der weltlichen Gerichtsbarkeit unterliegen, hat man der Kirche ja abtrotzen müssen - im Mittelalter war das nicht so. Ebenso steht es mit der Religionsfreiheit, der Trennung von Staat und Kirche, der Ehescheidung usw. - das mußte gegen die Kirche erkämpft werden."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Ich habe immer angenommen, daß es nicht auf das Etikett, sondern auf die Strukturen ankommt, und deshalb ist für mich der sich atheistisch etikettierende Kommunismus, dessen Verbrechen ich ganz gewiß nicht leugne, eher eine Religion - eine 'säkularisierte Religion', wie man das nennt: mit Göttern, Heiligen, einer Heiligen Schrift und - selbstverständlich - einer Inquisition. (Die sowjetische Zeitschrift 'Ogonjok' hat - ich glaube, 1949 - als Titelbild eine Photomontage mit einem leuchtenden Stalin-Bild über dem Kreml und der Überschrift "Der neue Stern von Bethlehem" gebracht.) Wir haben dieselben Strukturen wie bei jeder Religion: Autoritäten, die nicht in Zweifel gezogen werden dürfen; Schriftworte, die anstelle von Argumenten eingesetzt werden; Verfolgung von Andersdenkenden; Überwachung von Gesinnung; Sündenbekenntnisse. Eine säkularisierte Erlösungslehre. Man verwies auf Marx- oder Lenin- oder Mao-Zitate, und damit war eine Frage entschieden - ganz im Sinne des klassischen "Roma locuta, causa finita". Und was das Verhältnis des Kommunismus zur Wissenschaft angeht, so wurde letztere benutzt, wenn sie in den ideologischen (quasi-religiösen) Rahmen paßte, ansonsten aber beiseitegeschoben. Legendär ist ja Stalins Ausflug in die Biologie - die Lyssenko-Affäre."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Ich bin nicht der Meinung, daß Atheismus institutionalisiert, d.h. zu einer vorgeschriebenen Norm werden sollte. Gerade deswegen, damit wir nicht die gleichen Strukturen entwickeln, wie es Religionen tendenziell tun. Eine Freundin, die aus Kärnten (Gurktaler Alpen) stammte und in einer traditionell heidnischen Familie aufgewachsen war (erstaunlicherweise gab es das dort noch im 20. Jahrhundert), erählte mir einmal, wie sie als Kind in der Schule nicht am Religionsunterricht teilnehmen durfte und während der Religionsstunde in der Toilette eingesperrt wurde. Was tut man da einem Kind an? Was tun überhaupt Religionen Kindern an, die sie indoktrinieren (und öfters auch anders mißbrauchen)? Ein Zweig vieler Religionen, der sich von solchen Strukturen fernhält, ist die Mystik - als eine Religion der Liebe, nicht des Gesetzes. Das respektiere ich, auch wenn ich letztlich nie einen Zugang dazu gefunden habe. Und wenn jemand einen religiösen Glauben hat, nur für sich - in Ordnung. Wenn er ihn auch predigen will, sollte man sich damit auseinandersetzen, und zwar mittels Argumenten. Wenn er ihn sogar anderen aufzwingen will (genau das geschieht ja in vielen Ländern und verstärkt sich sogar), dann heißt es: NEIN! Alle Streitfragen, deren Klärung wir nicht umgehen können, sollten in der Weise einer offenen Diskussion mit Argumenten entschieden werden - nicht durch Glaubenssätze, die sich jeder Überprüfung prinzipiell entziehen. Beispiele für solche Fragen: Sollte Abtreibung erlaubt sein? Sollten Menschen sich scheiden lassen und wieder heiraten dürfen? Welche Inhalte, welche Werte sollten in Schulen unterrichtet werden - und wie? usw."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Aber, bluebird, wenn ich das mal sagen darf, was mir schon länger auf der Zunge liegt: Du vertrittst eine sehr spezifische Variante des Christentums, mit einem ganz anderen Schwerpunkt, als ich ihn im Neuen Testament finde, nämlich weitestgehend frei von dem, was für Christen so typisch ist: die Gemeinschaft der Gläubigen, das Gemeindeleben, das gemeinsame (Abend-)Mahl, die Kirche; an deren Stelle treten persönliche Gottes- und Dämonenerlebnisse, wie sie so auch in anderen Religionen vorkommen und daher gerade nicht typisch christlich sind."

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Es tut mir leid, wenn der Eindruck entstanden sein sollte, ich hätte über die Inhalte von Religionen geschrieben; was ich an Religionen ablehne, ist die Struktur ihres Denkens, das Ersetzen von Diskussion und Argumentation, von offenem Weltbild durch Glauben, Dogmen, unüberprüfbare, kritikresistente Ansichten, mit denen man alles 'rechtfertigen' kann. So erkläre ich es mir, daß Religionen einander mit Verfolgung begegnen: Die römischen Heiden haben Christen verfolgt, die Christen die heidnischen Religionen ausgelöscht (und ihre eigenen Sekten gleich mit); die säkulare Religion des Kommunismus (ich bleibe dabei, daß das strukturell eine Religion ist) die christliche Religion verfolgt; in Indien sind es Hindus und Moslems; Schiiten bekämpfen Sunniten und umgekehrt; in Myanmar verfolgen Buddhisten Moslems usw. Und nehmen wir die echten Atheisten, die einer wissenschaftlichen Denkweise anhängen: Demokrit, Epikur, Giordano Bruno, Vanini, Ludwig Feuerbach, Schopenhauer, Nietzsche, der Wiener Kreis, Karl Popper - wenn haben die verfolgt? Wer von ihnen hat sich auch nur für eine Verfolgung von Gläubigen ausgesprochen?"

03.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "An Judas: Meinst Du nicht, daß ein wissenschaftliches und damit offenes Weltbild gegen die Verfolgung Andersdenkender immun macht? Bist Du so pessimistisch?"

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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