Alle 395 Texte von Walther

Die Welt sagt nichts. Sie leidet einfach still Und fühlt sich schlecht beherrscht von denen, die Einst Gott gelehrt hat: Macht sie untertan. Er sagte nicht: Bringt sie dabei gleich um. Wer herrscht, muss sorgen, pflegen, hegen. Wer hütet, muss...

Dieb stahl Das wort aus dem mund stehle ich dir wärme mich da ran & lege es zu den anderen in mein schmuck Kästchen – deiner zunge sage ich dass sie nicht spalten soll sich nicht nicht uns nicht die welt in zwei Hälften ein & der selben...

Dieb stahl / Der an lass war ein perücken / dieb stahl das er gebnis ein blanker / schädel auf hoch glanz poliert / Der schillerte & Goethe blendete: / weil die ohren ab standen & der / adams apfel unter die schlangen / Fiel –...

Don’t look back in Anger! (Oasis) / Du weißt, wie’s ist: Ja, nichts kann ewig währen. / Du lehrst nicht mehr. Du lernst. Nämlich zu gehen. / Es fällt dir schwer, den Abschied zu verstehen! / Der Anfang trägt das in sich: Enden...

Donbas-Lied / Der Panzer rollt. Die Drohnen fliegen. / Wir werden töten, werden siegen, / Weil wir viel mehr und härter sind. / Wir lieben es, das sich Zerfleischen, / Wenn Männer stöhnen, Frauen kreischen, / Und mittendrin verreckt ein...

Doppelherbst. / Es streicht der Himmel sich in mildes Grau / Und Tröpfchen setzen sich an Haaren fest. / Das müdgewordne Jahr gibt sich den Rest, / Und was der wär, weiß keiner so genau. / Ein Hund zieht seine Spuren und sagt: „Wau!“, /...

Dummheit Wirf deine Fesseln von dir, arme Seel Und habe Ruh. Schließ deine Äuglein zu. Und schau gradaus und griene nicht so scheel. Die Feste Burg ist Liebe nicht - Filou Ist sie und Beutelschneider: Nichts als Gift, Für Herz und Schmerz,...

Dümpeln In der alten Kaffeetasse Dümpelt eine braune Masse Vor sich hin. Ich sitz still an leeren Tischen Einsam beim Im-Trüben-Fischen, Hand am Kinn.

Dystopie. Die Sonne, die’s Gesicht verbrennt Und einfach keine Gnade kennt, Versinkt am Horizont ins Meer. Davor, dahinter, alles leer. Ich schau mich um, die Dämmerung Beschleicht mich als Belämmerung, Als Schattenspende für ein Nichts. Der...

Eben. / Der letzte Schritt ins Abseits, der letzte Blick ins Nichts: / Es sprang sich leicht ins Weite, man flog kurz schwerelos, / Man denkt sich: Wow, ich gleite, und fühlt sich riesengroß. / Ein Schlag, ein letzter Brechreiz, Verlöschen...

Edel. Weiß. / Der Berg des reinen Wahnsinns rutscht ins Tal / Und nimmt die fette Beute gleichfalls mit. / Den Permafrost zertaut als Bindemittelkitt / Jahrhundertsommerlich die Weltdachqual. / Der Dichter lichtet seinen Fundus mal, / Und...

Eichhörnchenweisheit Haste wieder keine Nuss, Herrscht Verdruss. Haste irgendeinst zu viele, Machste Spiele.

Ein armer kleiner böser Mensch Der Dreck ist kaum zu fühlen, doch er klebt Am weißen Kragen, da, wo man ihn sieht. Selbst wenn der Täter in den Schatten flieht – Es sind Legenden, die er fleißig webt, Er möchte schaden, und das maximal....

Ein bunter Fussel / Am Saum des Schicksals hängt ein bunter Fussel / Und schreitet durch den Lauf der Zeit, geht mit / Durch Glück und Höllen, Not und Tod hindurch / Und bleibt doch kleben. Nein. Er ist kein Dussel, / Sehr klug ist er:...

Ein Lied. Garstig. / Auf, lass sie hungern, Putin, lass sie sterben, / Sie wollen dir doch bloß den Spaß verderben. / Lass sie in Kiew sich dem Arsch abfrieren / Und ihre Kinder in dem Krankenhaus krepieren, / Das du mit Mullah-Drohnen...

Eis. Kratzer. Blues. / Der Frost legt sich als Reifkleid um die grünen Halme, / Ein Kratzer hülfe gegen Eis, wenn man ihn hätte. / Die Katze will, dass ich sie vor dem Frieren rette. / Mein Atem lässt mich wissen, dass ich wieder qualme. ...

Eis. Prinzessin. ("Ice Ice Baby", Vanilla Ice) / Jetzt lieg ich da, im Traum, in deinen Armen. / Es ist so kalt, ich fühle nichts als Eis. / Ich weiß nicht, wer ich bin und wie ich heiß: / Das Traumland kennt da kein Erbarmen. /...

Elster, nicht diebisch Ich gebe mal an: zb die steuer nummer & die kleider größe & wo der schuh drückt Warum bleibt das gefühl dass gerne mehr gewusst würde als ich selbst weiß & Wieso träume ich von einer video kamera auf dem dach first...

Ende. Gut. Nichts. Gut. / Am Ende ist nichts gut, so wie es ist. / Als ob es früher besser war – wars nicht! / Es steht uns wieder mal schlecht zu Gesicht, / Dass wir uns überlegen fühlen: Trist / Steht diese Eiche kahl und greift ins Nichts...

Enge.schlüssel.weite. Und als du von der enge sprachst hörte ich weite In den zwischen raum legte sich der staub der zeit aus birken samen er wuchs ein schatten spiel aus schüttrem blatt werk das den wind berauschte Ein vogel nistete in den...

Ente gut. Nichts gut. / Die Welt baut sich aus Pappmaschee / Der Uwe, als er in der Rente / Genug hat von der Plastikente, / Die – freeflow – im Granitbidet / Das Schwimmen übte für die See. / Ein Test im Dieksee bei Malente, / Wo er...

Entseelt. / Als Fred vom Jupiter* das Hausdach striff, / Blies ich die Nachtmusik auf einem Kamm. / Die Leiche wusch sich mit dem Spongebob-Schwamm, / Ich ließ das Blasen, weil im Kopf was pfiff: / Ein Tinnitus von allerhöchsten Graden, /...

Entwintert Das Fenster schillert blau. Die Wolke reibt die Augen Weit weg in Ostnordost, wo immer Winter tost. Die holde Weiblichkeit schürzt kurz, und kurzbehost Springt Männlichkeit den vielen Bienchen nach, die saugen Und saugen, was das...

Er stirbt Als in nichts geronnene vergeblichkeiten hängen sie in den hohlen gängen seiner seele an den wänden: tote gefühle neben toten freunden falsche versprechungen neben heuchelein kalte wut neben kalter rache Es flüstern sich vergangene...

Erdet / Der mond um nachtet strahlt / sein diebes gut auf den planeten / der – nicht blau – nein fahl um / seine achse eiert / Irgend wann weiß er ist er aus / geleiert steht sein mond an einer / stelle fest und will nicht wandern /...

Erwartung. Haltung. / Wir ernten, was wir säten. Ob es schmeckte, / Ist nicht so relevant, weil keine Wahl / Bestand: Nu, mein Kindchen, iss das mal, / Das Mahl, das sagt ein Maul, das Zähne bleckte, / So lang, so gelb porös. Dass es...

Eulen spiegel ei Da ist ein sprung im glas im blick im auge das nicht sieht was es sieht & nur sieht was es sehen will Das grau verschleiert die weite die nicht ferne ist: nah ist sie dem ur knall nah dem schwarz dem ende dem An fang der schwer...

Ewigkeiten Komm, lass uns heute mit dem Sommer traben: Er geht, woher er kam, nach West und Süd. Die Schlüsselblumen sind bereits verblüht, Und Bienenvölker dürsten in den Waben. Die Perseidenschauer sind verglüht: Am Mondrand knabbern laut...

Fadenschein. Fadenkreuz. / Im Fadenschein des letzten Lichts / Verbirgt er sich im Schützengraben. / Der Tod will ihn wohl noch nicht haben. / Die Angst im Schatten des Gesichts, / Muss er jetzt an zu Hause denken. / Die Nacht, die keine...

Fahne im Wind Die Fahne weht ganz gern im Wind: Es wird an ihr nicht so gerissen. Sie flattert, rattert echt beflissen: Ganz wie die Fahnen eben sind. Am liebsten hängt sie schlapp vom Masten, Wenn keine Kugeln durch sie pfeifen, Und Mörder...

Fahnenschwenkerblues Gesinnung ist erst eine, wenn da keine ist. Erkannt, vom Schrecken übermannt, verbannt: So spricht der Wissende, der, mit Verstand Bewaffnet, weiß, dass Meinung eine List Sein kann, die freien Blick verstellt. Bekannt Ist...

Falscher Traum Doch heute ist wohl aller Tage Abend: Die Sonne hüllt sich ein in Trauerschwarz; Aus allen Fichten träufelt Tod als Harz; Und an den Leichen aasen Geier labend. Es ist nichts gut, noch könnt es besser werden: Ein letzter Hammel...

Faust. Schlägt. Glocke. / Wer immer strebend sich bemüht, / Ist rasch am Straßenrand verblüht. / Dort scheißt der Hund, da pisst die Katz, / Für Plastikabfall wär noch Platz. / Gott schütze mir die Burgerbrater / Und allen Trebern ihre...

Faustisch. Der Seiten sind genug gewechselt. Allein, ich habe nichts gelernt. Ich habe nur mein Glück gehäckselt Und meinen Lebenssinn entkernt. Ich stehe als mein Geist am Fenster. Im Kreuz seh ich der Scheiben vier. Ganz unten links wohnen...

Fertig Die Fertigkeit des Endlich-Fertigwerdens Ist rar und nicht in jedem Fall geschenkt, Denn fertig ist man schneller, als man denkt. Doch selbst das Denken selbst bedarf des Erdens, Bedarf der Leitschnur, die es richtig lenkt. Hat man bei...

Feurio Im Wetter scheint ein großes Grauen: Im Blau ist Tod und nicht nur Leben. Wenn wir kurz auf den Boden schauen, Will unser Auge sich nicht heben. Es folgt den Linien in der Erde: Sie sprengen alle Flächen auf. Es schmerzt, als ob nun...

Firmung Der Dichter greift an seinen Kopf Und freut sich: Toll, der ist noch da. Er war erst just dem Ende nah Und zweifelte an dem Verstand Der Welt, als er im Regen stand. Ganz nass von Fuß bis an den Schopf Versagte er an seinem Schirm. Rein...

Flatter. Wesen. / Und dann kam eine sanfte Brise, / Und diese Brise, die hieß Liese. / Sie roch wie eine Frühlingswiese / Und hatte manche Expertise / Und wusste viel in vielen Dingen. / Sie lehrte mich gemeinsam klingen, / Als hörte...

Flockade / Die Flocken stürzen sich hinab, als gäb’s / Das Paradies auf Erden. Gibt’s nicht. Gab’s nie. / Und wird es niemals geben. Ein Genie / Schreib seinen Streich auf eine Wand. Recht scheps / Hängt eine Tür in ihrer Fassung,...

Flügel. Schlagen. / Das Ende eines Tags verglüht am Horizont. / Im Rauschen eines Walds verschwindet selbst das Böse. / Der Milan liest die letzte Nachricht aus Gekröse, / Und was die Nacht gefressen hat, bleibt unbesonnt. / Am Himmel...

Flüstern stille / Die schnee flocken flüstern stille / als sie erst neben & dann auf ein / ander legen: all ein ist man ein / sam ist man opfer ist man tot / Unter der decke warten die schnee / glöckchen ruhe störung ist ihr / ziel...

Frage. Stellung. / Die Frage, die man stellt, ist nicht: Wer war’s. / Man fragt: Wer hätte es verhindern können. / Und du, Mensch, darfst dir deine Ausflucht gönnen. / Ist erst die Erde öd und leer, ist Mars / Ihr Name, kocht sie...

Fragen und Antworten Wer spielt heute auf der Acht? Ist das Stadion überdacht? Scheint die Sonne viel zu hell? Spielt der Gegner viel zu schnell? Jetzt hilft die Bananenflanke, Ist der rettende Gedanke, Sonst wächst aus dem Gras empor Rasch ein...

Fragen. Über. Fragen. / Die Fragen stählen sich die Glieder / Und stehlen sich in das Gefieder / Von einer Amsel, die, gelassen, / Als gäbe es nichts zu verpassen, / Sich einen aus dem Kragen schmettert. / Der Kater ist aufs Dach...

Friedenslied. Ukrainisch. / Dein Leben wird grad weggeschmissen: / Ein Mächtiger hat drauf geschissen, / Und sein Soldat hat dienstbeflissen / Ein Loch in deinen Wanst gerissen. / Jetzt liegst du da, mit gelber Hose / Und blauem Shirt, das...

Friedhof. Nacht. Sonett. Grusel. / Die Leiche, bleich, im Licht des fahlen Monds, / Zerreißt ein scharfer Schattenwurf in Teile. / Die Eule Federflug, sie ist in Eile, / Weiß gut: Den schnellen Jäger, den belohnt’s! / Die Leiche starrt mit...

Frollein winter Als ich sommer rief kam frollein winter mit scharlach roten wangen & dunkel violetten lippen auf weißen grund – die haare raben Schwarz & so eis blau die augen: der hauch ihres atems ließ schnee kristall dolche wachsen die...

Frühlingshafte Mängelwirtschaft Hör ich das, dann will ich singen, Will wie Himmelstöne klingen, Doch ich schaffe nur ein Krächzen. Wenn die Frühlingwinde hauchen, Werd‘ ich mir den Fuß verstauchen Und nach wilder Liebe lechzen. Doch, es...

Ganz gleich. / Man könnt in Margeritenblüten sehen. / Man könnte es auch einfach bleiben lassen. / Die Wege, die wir durch das Leben gehen, / Bestehen aus Gewinnen und Verpassen. / Den Rosenkäfer in der weißen Blüte: / Das Wunder...

Geht’s noch, Dichter? / - Errottisches So-Nett - / Wem Trefflichstes gelänge, fiele dies nicht ein: / Es kam aus einer alten Zeit geflogen, / Ein Vögelchen, das hatt‘ man ausgezogen / Bis auf ein Federchen, ganz klitzeklein. / So...