Alle 71 Texte von Owald

Ein Frosch sitzt an der Hintertür und schlabbert an der Scheibe. Er glotzt und tropft und tropft und hopst und wartet, wo ich bleibe. Ich stehe in der Küche, werfe Zwiebeln in den Kessel. Ein Wohlgefühl sitzt nebenan in meinem...

Als sie sich liebten unter Weiden, da warn sie endlich eins, die beiden. Als sie sich liebten unter Eichen, da war das Liebe sondergleichen. Als sie sich liebten unter Linden, da fühlten sie die Kräfte schwinden. Auch wenig später...

ich bin die Jutta wie alt schätzt du mich ja ist schon richtig fünfzig doch die meisten die finden mich noch ziemlich jugendlich ich lauf ja auch nicht immer so wie jetzt rum ich finde ungeschminkt kann ich mir leisten du solltest mich mal sehn...

Ich wachte auf und sah ein Licht. Mehr sah ich nicht. Wo kam es her? Ich kam nicht drauf und grübelte und seufzte schwer. Es war ein Licht, beträchtlich hell, dabei nicht grell, mehr gelb als weiß, ansonsten schlicht. Und mir war...

habe die flinte ins korn geworfen liebe dich jetzt vegetarisch Vom Flintendialog. Partiell. (Alpha) noch ne f(l)inte

als ich endlich bahnhof verstand war der zug längst abgefahren

so lange trat ich auf der stelle, und immer blieb nur alles gleich, ich blieb mir fremd, ich blieb mir treu. dann blieb ich stehen. das war neu. und stellte fest, erkenntnisreich: der boden hat jetzt eine delle.

das grauen steht am herd es kocht auf großer flamme und rührt mit schwarzem stab die furcht säuft ausgezehrt aus einer roten schramme den saft den man ihr gab die hoffnung wird genährt von einer magren amme weiß...

mit lautem gepolter bist du in mein leben ge- stolpert auf leisen sohlen schleichst du nun davon von deiner spur gezeichnet stehe ich und schweige betreten.

Den Urlaub in der Hauptsaison verbring ich stets auf dem Balkon. Dort seh ich die Geranien und denk sofort an Spanien, ich sehe die Begonien und denk an Katalonien, ich seh die Gladiolen, denk - immerhin - an Polen, dann seh ich die Hortensien...

jeder hat sein päckchen zu tragen murmle ich gebeugt und weiß nicht mal ob was drin ist

In meinem Kopf tobt ein Gewitter, das mir Hirn und Stirn zerdrückt. Von Schlaf zu Schläfe blitzt es bleich am Horizont, der näher rückt. Die Wolken schaben steinern feine Rillen in das Schädeldach. Die Nase läuft davon, darunter liegt ein...

Die Langeweile tagt in Raum 3c. Für hundertsechzehn Leute ist hier Platz. Der Moderator spricht den ersten Satz. In einer Ecke stehn Gebäck und Tee. Das Publikum sitzt einsam und gebeugt. Im Handelsforum gibt es keinen Freund. Der...

In deinem Garten will ich sein! Ich schmachte nach all den gelben Lilien, roten Rosen, den Astern, die im Winde wogend tosen, dem Farn, der noch viel sachter als ich dachte den Boden streicht, wo Gänseblümchen winken. Läßt Du...

die schere ist im tischtuch steckengeblieben zugefroren die quelle allen übels distanz liegt in scherben zwischen uns

Auf einer kleinen Lichtung tief im Walde, nah dem Gewerbepark mit Abraumhalde, auf einer trocknen Wiese grasen heute vier schmale, bleiche Industriekaufleute, die ihre Hälse gramvoll abwärts neigen, und deren Nasen schwach zum Boden...

Ach, unsre Liebe war wie Poesie! In lauen Nächten unterm Mondenschein fiel uns so mancher schöne Paarreim ein. Allein das Metrum paßte nie.

ich bin zu alt um immer von später zu träumen also träume ich jetzt von früher und warte noch immer auf erfüllung _________ Marla zackenbarsch

meinen alten stadtplan fand ich heute doch die alten wege zeigt er mir nicht mehr

In diesen Tagen sind verstaubte Lieder in meinem Kopf, die leise leiernd klagen, die fast vergessnes Sehnen mit sich tragen, die mich betören, fesseln und dann wieder zerschmettern, auf die feine, leise Weise. Mein Werden tönt aus einem...

bin ein wenig in mich gegangen hoffe ich finde bald wieder raus

1.  I Lebensweisheit | 2438 , 8 mit 1 
2.  II Lebensweisheit | 2133 , 6 mit 1 
3.  III Aphorismus | 2495 , 12
4.  IV Aphorismus | 2607 , 12 mit 5 
5.  V Lebensweisheit | 2194 , 5 mit 1 
6.  VI Aphorismus | 2306 , 6 mit 1 
7.  VII Lebensweisheit | 2176 , 7 mit 3 
8.  VIII Aphorismus | 2311 , 9
9.  IX Aphorismus | 2151 , 4 mit 2 
10.  X Aphorismus | 2708 , 11 mit 2 
11.  XI Gedanke | 2082 , 5 mit 1 
12.  XII Aphorismus | 2677 , 13 mit 1  1  

warum ich mir immer ins eigene fleisch schneide? nun, ich kann halt nicht aus meiner haut.

Laß uns die Welt erobern! Laß uns rennen! Die Gegenwart hat nur auf uns gewartet, Die Zukunft wartet nicht. Sie startet im Jetzt und Hier, und hier sind wir! Wir brennen! Wir brennen! Und wir wolln die Welt entflammen mit unsrer Glut!...

Ein Limerick- Dichter aus Leimen, der schrieb jahrelang nur in Reimen, besuchte dann gierig den Workshop für Lyrik; hat nie einen Reim mehr gefunden.

hafen wollte ich dir sein. als du anlegtest geriet ich ins schwimmen

Eine kleine Träne rinnt aus dem müden Auge mir, rollt über die Wange, sinnt, fällt gleich hier aufs Papier und trübt die Sicht auf dies' Gedicht, aber: sie versinket nicht! Warum bleibt sie da so liegen, ist partout...

im licht der blitze zuckt die vorstadt träge. verstummt die stimmen, die am tag hier wohnen, verwaist die omnivoren dreißig-zonen. ein eisengitter zählt die hagelschläge. die aufgerauhte luft verbellt das grübeln. der...

Still gräbt sich der Bagger weiter. Ein Gerüst fällt von der Leiter in das Loch. Entschlossen klaffen meterweit, um Platz zu schaffen, Räume zwischen Licht und Licht. Morsche Pfeiler tragen nicht. Gelb rinnt Gleichmut von den...

Und manchmal sitzt du da und weinst. Dann ist es trüb und traurig hier. Die Haustür knarrt in Moll, das Licht scheint fahl, es flackert mal, mal nicht, und Regen fällt im Zimmer. Dann seh ich deine Augen und will alles sein...

Im Wetterleuchten starben alte Träume. Sie treiben fort mit fahlen Wolkenfetzen, die klamm erleuchtet durch den Himmel hetzen. Im Garten ächzen Blitzableiterbäume. Durchs Fenster streift ein Lichthauch meine Räume. Die...

nimm deine rosarote brille ab und du wirst sehen meine augen sind wirklich rot

an deinem schweren herzen werd ich mir noch einen bruch heben und muß es doch tragen so weit ich kann. ge- brochen darf ich dann in deinem blute heilen.

und dein blick geht aus dem fenster da liegt teilnahmslos die welt wo die kastenblumen welken und ein schmetterling sich quält der nichts von schönheit hält und du sagst dir: alles eine frage der geduld das leben ist nicht kurz -...

schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen schlafen hochschrecken umsehen rumdrehen weiterschlafen schlafen schlafen...

Wie Du die Liebste kost und drückst und sie mit Deinem Trost beschützt, ihr Kuscheltier und Kissen bist, sie jede Nacht beflissen küßt, wie Du an Ihrer Seite wachst, ihr manchen Alptraum leichter machst - das alles krieg ich...

ich brille nicht rosarot ich linse kontakt

Ich liege wach. Ich liege brach. Aus meinen Ohren wuchert Moos. Auf meine Augen legt sich Tau. Ein Käfer wohnt in meinem Mund. Der knirscht, derweil ich schlaflos träume, geschickt durch die Zahnzwischenräume. Mehr ist in meinem...

Eine Stockrose, eine Knollenbegonie und ein Buchsbaum schlossen eine Wette darüber ab, wem es zuerst gelingen würde, die Aufmerksamkeit des Gärtners zu erregen. Als dieser nun den Garten betrat, kam er zuerst an der Stockrose...

sie wuchten sich mit stützbestrumpften mühen aus bussen, die hier jeden morgen halten, und schieben sich gen norden über kalten asphalt. es dämmert. ihre wangen glühen schon längst nicht mehr. sie blicken in die ferne, die hier nicht...

Seit das Laub weg ist, fährt die Kehrmaschine morgens wieder regelmäßig.

Entscheidungen muß man fällen, bevor sie fest stehen.

Als Als Mutter Ich Als Mutter Ich Als Mutter Würde Ich Als Mutter Würde Wirklich Würde Ich Als Mutter Denn Wirklich Denn Mutter Als Ich Würde Wirklich Sagen Denn Als Ob Ich Mutter Wirklich Sagen Würde Als Mutter...

als die flinte im korn aufschlug löste sich der entscheidende schuß Vom Flintendialog. Partiell. (Alpha) nur gute freunde

Entrückt massiert der Wandrer seine Waden, und übers Wasser läßt er Blicke schweifen, die – wie die Hand das Fleisch – den Nebel greifen, der silbrig glitzernd in amorphen Schwaden die Wellen bald bedeckt und bald...

heute hab ich aufgeräumt reinen tisch gemacht mit mir hab die alten sachen weggepackt die alten bilder die alten lieder die alten gesichter verstaut in tüten kisten schuhkartons alles gut verschnürt und zugeklebt auf den dachboden...

also ich hatte noch nie eine schreibbl

kein überflüssiges wort zuviel

1.  Nr.1 Lebensweisheit | 2031 , 3
2.  Nr.2 Lebensweisheit | 2006 , 2 mit 1 
3.  Nr.3 Lebensweisheit | 2010 , 3
4.  Nr.4 Lebensweisheit | 2006 , 5 mit 1 
5.  Nr.5 Lebensweisheit | 1978 , 1
6.  Nr.6 Lebensweisheit | 1917 , 3 mit 1 
7.  Nr.7 Lebensweisheit | 1927 , 2
8.  Nr.8 Lebensweisheit | 1990 , 2
9.  Nr.9 Lebensweisheit | 2014 , 2
10.  Nr.10 Lebensweisheit | 2117 , 7 mit 1 
11.  Nr.11 Lebensweisheit | 1810 , 1
12.  Nr.12 Lebensweisheit | 2173 , 7

Über meine Lippen strebt ein Wort ganz leis und sacht hinaus ins Freie, wo es stockt und nachdenkt, was es macht. Es schreckt ein kleines Stü;ck zurück und dreht sich nochmal um; nach links und dann nach rechts ein Blick, so taumelt...