Himmelhoch

Gedankengedicht zum Thema Angst

von  Isaban

Im Garten schweigen meine schwarzen Schwäne.
Dort duften Rosen und Basilikum,
die Linde regnet golden, ringsherum

lavendelt es, gewittern Zwitschertöne,
ist Hummelbrummen Teil der großen Pläne
und Julileben das Curriculum.

Seit Tagen wächst in mir ein Sommersummen;
mir ist danach, ein Lerchenlied zu singen,
als Klang ganz tief ins Blaue vorzudringen,
als wüsste ich wohin und auch warum.

In manchen Nächten scheint es zu verstummen,
bleibt nur das Lauschen nach dem Inwärtsklingen.
Dann rauscht im Puls, wie schweres Flügelschwingen,
die Angst, die Zeit geht zu schnell um.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (03.07.09)
Ja, es ist ein großer Lebensplan um uns herum und in uns drin.
Und manchmal werden Ängste laut katalysieren Gerüche und Farben der Natur

 Isaban meinte dazu am 03.07.09:
Hab vielen Dank, Jorge, für deine zustimmende Rückmeldung.
Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire (03.07.09)
Immerhimmelnd-schrummfidelbumm

jedoch nicht ohne Zwischenzwitschertöne. Sehr klangvoll, liebe Sabine!

Lauschige Grüße, Dirk
(Kommentar korrigiert am 03.07.2009)

 Isaban antwortete darauf am 03.07.09:
Immerhimmelnd-schrummfidelbumm


Bezieht sich das auf eine bestimmte Textstelle oder ist das nur eine Art Jägerlatein, lieber Dirk?

Besten Dank für deine interessante Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 03.07.09:
Ein spontanes Ausatmen, nachdem ich dein Sonett und seine Klänge inhaliert habe, liebe Sabine. Vielleicht ist ja noch die eine oder andere Feinheit in meinem Blut verblieben...

 Isaban äußerte darauf am 03.07.09:
Mach dir nichts draus, Dirk, bei der Hitze schwitzt man das schnell wieder aus.

Liebreizendes Grüßlein,

Sabine

 Bergmann (03.07.09)
"Immerhimmelnd-schrummfidelbumm,
jedoch nicht ohne Zwischenzwitschertöne." (Didi.Costaire)

Ja, das trifft diesen typisch weiblichen Sehnsuchtstext, der nicht ganz misslungen ist, mir aber allzu sehr schmachtet, du weißt.

Liebe Sommergrüße! Uli

 Isaban ergänzte dazu am 03.07.09:
... typisch weiblichen Sehnsuchtstext

Lieber Uli, ich frage mich immer wieder, woran du das wohl festmachst.

Ob wohl auch andere Interpretationsanssätze möglich wären?
Ach nein, ich weiß schon, es gilt der Grundsatz: Weibliche Autoren müssen weibliche Sehnsuchtstexte schreiben.

Nun, hab vielen Dank für deine Rückmeldung und die immer wieder erstaunliche Fähigkeit, Sehnsüchte in meinen Texten zu entdecken, ganz gleich, welches Thema sie behandeln.

Liebe Esdonnertgradegrüße,

Sabine

 Bergmann meinte dazu am 03.07.09:
Weißt du, der Autor (besonders die Autorin) ist oft der schlechteste Interpret (Interpretin) seines (ihres) Textes...
:-)

 Isaban meinte dazu am 03.07.09:
Weißt du, jeder hat seine ganz eigene Interpretation, lieber Uli, die sind nämlich immer subjektiv und von den Assoziationen, Prägungen, Befindlichkeiten und Auffassungsgabe der Einzelnen abhängig und müssen nicht zwingend mit den Intentionen des Autoren übereinstimmen. Mancher sieht eben auch z.B. in einem Text, der vollkommen ohne lyrisches Du auskommt und sich mit Natur, Zeit und Vergänglichkeit beschäftigt reine und zudem "typisch weibliche Sehnsucht" - und das darf er auch ruhig, ist eben das, was ihm durch den Kopf geht, das, was er gerne drin sehen will.
Sehr seltsam wird es allerdings dann, wenn ein Leser einem Autoren die höchsteigene Interpretation vorwirft.
(Antwort korrigiert am 03.07.2009)

 Bergmann meinte dazu am 03.07.09:
In deinem Fall geht es nicht anders. Du hast da eine Erkenntnisbarriere, während ich mich nicht romantisch blockiere (was mir übrigens in der Liebe - und nicht nur da - immer wieder große Horizonte und Berührungen eröffnet). Deine Lyrik ist sehr verräterisch, was deine Seele angeht! Darüber kannst du mit der Angabe "Gedankenlyrik" nicht hinwegtäuschen (oder es ist ein Verdrängungsakt). Nimm dich einfach an, wie du bist! Uli-)

 Isaban meinte dazu am 03.07.09:
Ach Uli, was bist du knuffig. :-D

 Bergmann meinte dazu am 03.07.09:
Prego!

 sundown (03.07.09)
Hallo Isaban...
die Zeilen haben es in sich..zumindest für mich..

....Im Garten schweigen meine schwarzen Schwäne....

LI vergisst als dort die Angst..in dieser so herrlichen Welt..findet dort Ruhe, Seelenheil..an einem Ort, den du wunderbar beschrieben hast. Wo immer er auch sein mag dieser Garten..vielleicht nur in der Vorstellung, beim Partner..

Und dann..in manchen Nächten fliegen sie wieder die schwarzen Schwäne..man kann sie nicht aufhalten...und die Angst, wird größer, dass man die Momente dieser empfundeene Zufriedenheit..nicht mehr oft erleben kann...

Ich fühle mich im Klang deiner Zeilen sehr wohl..
Lg sundown

 Isaban meinte dazu am 05.07.09:
Vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung, deine Auseinandersetzung mit meinem Text und deine Interpretation. Freut mich sehr, dass die Verse dich berühren konnten.

Liebe Grüße,

Sabine

 styraxx (03.07.09)
Ein Naturgedicht? Ist Natur hier Vehikel? Nein, auch nicht. Kein LI in diesem Gedicht und gerade das macht es interessant - sozusagen eine Auslassung. Sehnsucht? Sie wird vielleicht geweckt, wenn überhaupt. Angst scheint durch, Angst um den Verlust momentanen Empfindens. Schmacht? Wenn Natur schmachtet, schmachte ich auch... Der Text ruft Bilder in einem hervor, vorausgesetzt man hat sie je gesehen. Ich mag das: "die Linde regnet golden, ringsherum"
Liebe Grüsse
(Kommentar korrigiert am 04.07.2009)

 Isaban meinte dazu am 05.07.09:
Ein lyrisches Isch schon, lieber Cornel, nur kein lyrisches Du - und ja, vermutlich muss man die Bilder schon einmal gesehen haben, damit sie sich bei den Versen auch im Kopfkino entwickeln können. Menschen, die nicht wissen, wie Linden krümeln können sich das goldene Regnen bestimmt nur schwer vorstellen. Freut mich sehr, dass mein Text dir die Bilder nahebringen konnte. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Herzliche Grüße,

Sabine

 ManMan (04.07.09)
Mir ist noch aufgefallen, dass der letzte Vers kürzer ist. Stimmen da Form und Inhalt überein: Wie die verkürzte Zeit, so der Vers? Im Übrigen kann ich keine rollenspezifischen Festlegungen entdecken, höchstens romantische Motive angedeutet, aber auch wohl wieder verworfen zum Ende hin. Die Wortwahl ist sehr sorgfältig, die Wörter sind ebenso gefühlvoll wie passend, auch von ihrer Plazierung im Gedicht her. Einzelne Wortbildungen sind sehr gelungen, z.B. Hummelbrummen und die gewitternden Zwitschertöne oder auch das Sommersummen. Alles in Allem: Ein gutes Gedicht, liebe Sabine, auf das du mit Recht stolz sein darfst.

LG Manfred

 Isaban meinte dazu am 05.07.09:
Stimmt, ein abruptes Ende, lieber Manfred.
Schön, dass dir das stilistische Mittel der Versverkürzung aufgefallen ist. Es freut mich sehr, dass dir die Lautmalereien gefallen.
Hab vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 Ingmar (05.07.09)
liebe sabine, mein empfinden: nach all den schwebenden texten, die ich in letzter zeit in einem schwung von dir gelesen hab, möcht ich von dir mal was erdiges, schmutziges, verruchtes, unschönes ohne allen poetischen firlefanz lesen...

ingmar

 Isaban meinte dazu am 05.07.09:
Du, ich würde auch gern von dir ein metrisch sauberes Sonett mit gut ausgearbeiteter Thesis/Antithesis/Synthesis lesen, aber ich weiß, dass du vermutlich keine Lust hast, eines zu schreiben. Nenn mir einen halbwegs vernünftigen Grund, aus dem ich schmutzig, verrucht und prosaisch schreiben sollte, wenn mir so absolut nicht danach ist? Na siehste.

 Ingmar meinte dazu am 06.07.09:
nicht bloss ein halbwegs vernünftiger, sondern ein ganz guter grund, den ich dir nennen kann und der mir bei weitem genügt: dass ich gern ein solches lesen würde von dir.

also abgemacht?! ich schreib ein metrisch sauberes sonett mit gut ausgearbeiteter thesis/antithesis/synthesis, und du ein erdiges, schmutziges, verruchtes, unschönes ohne allen poetischen firlefanz, ja?

in dem sinne, sabine: bis bald und auf wiederlesen!

ingmar

 Ingmar meinte dazu am 07.07.09:
bittschön:

http://www.keinverlag.de/texte.php?text=244018

 Ingmar meinte dazu am 09.07.09:
bittschön:

http://www.keinverlag.de/texte.php?text=244182

 Cathleen (05.03.18)
Bei mir ist dieser Angstmonat der August. Eigentlich August/September. In dieser Zeit spüre ich das Zeitvergehen ganz besonders. Und die Wehmut, die es mir macht, ist kaum auszuhalten.
Schöne Bilder! Nur mit den "gewitternden Zwitschertönen" komme ich nicht so zurecht. Gewittern sie wirklich? Kurz vorm Gewitter ist doch eigentlich diese typische Stille. Als ob alle die Luft anhalten, bevor es kracht.
LG Cathleen

Kommentar geändert am 05.03.2018 um 21:46 Uhr

 Isaban meinte dazu am 05.03.18:
Wenn sonst alles still ist und man nur die vielen Vogelstimmen hört, dann gewittern die.
Ja, September, wenn alles beinahe zu schön ist, da wird einem die Vergänglichkeit sehr bewusst.

Liebe Grüße

Sabine
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