Komm', wir fliehen in die Anderswelt.

Text zum Thema Abschied

von  ZornDerFinsternis

Du bist einsam. Es ist kalt, und mit zunehmender Kälte bricht dein Lavakristall in der Brust in Scherben.
Kleine, winzige Scherben, die sich schmerzend in dein Bewusstsein graben. Narben und tiefe Schnitte
hinterlassen. Ein Garten aus blutigen Erinnerungen und Schmerz. Die Nacht ist dein Tag und die Stille
dein Schmerz; dein Rufen nach Freiheit und Geborgenheit. Weiß ist dein Schwarz. Lärm das Schweigen,
das dich den Schlaf kostet. Deine Suche ist eine Expedition, in die Anderswelt. An einen Ort, den hier niemand
kennt, und den du, wie es scheint, doch niemals ausfindig machen wirst. Es ist kalt und der Schnee tanzt auf deinem
schwarzen Kleid. Dunkle Rosen irren durch dein langes Haar. Und der Schmerz sitzt irgendwo tief in dir, und beißt sich an deiner kümmerlichen, kindlichen Seele fest. Du würdest schreien wollen, das weiß ich. Du würdest lieber sterben, als "leben" zu bleiben. Ich rede zu dir, in den sternenlosen Nächten. Ich leuchte dir, in der schwärzesten Leere. Spreche zu dir, aus dem Reich der Einsamkeit. Würde nichts lieber tun, als dich von den schweren Ketten des Lebens zu befreien. Aber auch ich, bin machtlos. Klein. Einsam. Auch ich, kann dir deine Last und den Schmerz nicht nehmen. Der eisige Wind hindert mich, dein Hoffnungslicht erneut anzufachen und es vor dem Verglühen zu bewahren. Ich kann dir keinen Engel in dein Elend senden, weil auch ich keinen Kompass habe, der uns sicher aus all diesem Grauen führen könnte. Kann dir nicht der Anker, in der stürmischen See des Lebens sein, weil auch ich mich nicht halten kann. Ich kann dir dein Lächeln nicht zurückbringen, weil ich nicht weiß, an welchem seelenlosen Ort du es verloren hast. Ich kenne den Weg durch diesen Irrgarten nicht, also kann ich den Schlüssel zu deinem Herzen, nicht suchen gehen. Ich kann deine Tränen nicht trocknen, denn ich weiß, dass sie voller Bitterkeit und Ängsten sind. Ich fühle mich einsam und furchtbar hilflos - allein gelassen, genau wie du. Und all meine Wünsche, könnten doch nichts ändern, weil sie keine Seele mehr haben. So viel Blut ich auch vergießen würde, deinen Schmerz, könnte ich nicht lindern. Dein Herz, nicht mehr zusammenflicken. Ich wünschte, ich könnte die Zeit einfrieren. Sie mit meinem eisigen Atem, zum Stillstand zwingen. Dir, irgendwie, ein annehmbares Dasein ermöglichen. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass all das, was hier geschrieben steht, bloß Utopie ist. Es gibt kein Morgen, nach Heute. Keinen Retter, wenn dein Boot im Eismeer kentert. Keinen Engel, der deine Flügel zum Fliegen antreibt. Kein Herz, das deines wieder lachen lässt. Es ist kalt. Und wir schlafen beide ein.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (29.11.09)
Der Text strömt sehr viel Kälte aus, aber das soll er wohl auch. LG

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 29.11.09:
Stimmt. Aber er soll ebenso sagen, dass Jemand, der diese Kälte empfinden und durchschreiten muss, nicht unbedingt immer einsam ist. Es gibt immer jemanden, der einen verstehen kann.
LG

 AZU20 antwortete darauf am 29.11.09:
es freut mich, dass du das so siehst. LG

 Dieter Wal (29.11.09)
Auf damit in die Gothic-Zeitung! Viel professioneller als die meisten Gothic-Texte, aber mit ähnlichen teilweise stereotypen Bildern.

Sprachlich sind einige Sätze wieder wundervoll. Am besten gefällt mir der Schluss, da du die Aussichtslosigkeit beibehalten hast und im Bild bliebst, aber das Einschlafen in der Kälte durch die Zweisamkeit listig und fast unmerklich aufgetaut wird. Das leidende Paar findet Wärme, ohne dass es gesagt wird.

Ein Text mit Zeitzünder.
(Kommentar korrigiert am 29.11.2009)

 Fuchsiberlin (29.11.09)
Manchmal fühlt man sich auch hilflos, möchte einem anderen doch helfen, denn man spürt all seine schmerzigen und traurigen und verzweifelten Gefühle. So lese ich es aus Deinem Text heraus.

Ein intensiver Text, der einen sehr gut in eine andere Welt eintauchen lässt. Eine andere Welt, die doch für viele nicht so anders ist, weil sie diese Welt kennen.

Ganz liebe Grüsse
Jörg
stimulanzia (48)
(29.11.09)
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 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 01.12.09:
Wow...ihr macht mich alle sowas von fertig - echt :) Vielen Dank ^^ Ich sitze hier und bin wirklich in Tränen versunken. Ihr seid so lieb, vielen, vielen Dank euch. Lg Anni
hübsches.Pseudonym (19)
(30.01.10)
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 ZornDerFinsternis äußerte darauf am 31.01.10:
Wooow... :)
Danke, du bist ja wirklich ein lieber Engel ^^ *knuddel* (sry, musste sein)
Vielen, vielen Dank, dass du diese eigentlich sehr sinnfreie "Wortneuschöpfung"
magst :)
Ja, stimmt, jetzt wo du dies Mädchen mit der Katze in den Armen erwähnst...scheint mir das Bild auch sehr passig zu sein :)
Ich kenne es sogar sehr gut, hängt in meinem Wohn/Schlafzimmer ^^
Jetzt kann ich wenigstens, wenn ich versuche neue Kreativität für's Schreiben zu schöpfen, an dich denken - vllt. gelingt es mir dann besser :)
Und UNSINN kann es von dir und von allen anderen garnicht geben ;) Alles, aber auch wirklich absolut alles, von Kritik bis zu so schönen Vergleichen und Interpretationen, wie von dir, ist alles sehr, sehr gerne gesehen - also bloß keine Scham :] LG, Anni
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