Der Heuchler

Glosse zum Thema Psyche

von  loslosch

In melle sunt sitae linguae vestrae atque orationes, corda felle sunt lita atque aceto (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; aus seinen Komödien). In Honig getaucht sind eure Zungen und Worte, eure Herzen (hingegen) befleckt von Galle und Essig.

Eine etwas blumige, dennoch sehr treffende Umschreibung für den Heuchler oder Hypokrit (altgriech., lat., deutsch und englisch in nahezu übereinstimmender Schreibung). Im Theaterfach der Antike bezeichnete man so den Mimen, der den Vortrag des Schauspielers mit Gebärdensprache begleitete. Heuchler der Neuzeit haben dieses Rollenfach perfektioniert. Manchen - medizinisch auffälligen - Histrionikern gelingt es sogar, unterschiedlichem Publikum nicht nur geringfügig abweichende Variationen eines konkreten Tathergangs aufzutischen, sondern diametral gegensätzliche. Einmal schlüpfen sie in die Rolle des unverstandenen, unterdrückten menschlichen Wesens, dann wieder outen sie sich als Anstifter oder gar Täter in ein und derselben Begebenheit. Wohlgemerkt: außerhalb einer therapeutischen Situation, auf freier Wildbahn. In Honig getaucht sind phasenweise ihre Zungen und Worte, die Herzen aber übersät von Gift und Galle.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (25.11.11)
Histrioniker - sagte man nicht früher Hysteriker?

In Honig getaucht etc. - Hysteriker und Schmeichler gibt's auch hier auf kv, fast Regelfall. Letzterer oft schwer abzugrenzen von echtem wohlwollen für Text und/oder Autor. Wahrscheinlich kommt keiner umhin, hin und wieder zu schmeicheln, und mutig, wie ich bin, gehe ich mit gutem Beispiel voran: Lothar, lieber Lotinist, weiter so! t. t. Ulius

 loslosch meinte dazu am 25.11.11:
ein quecksilbriger kommentar. boah! lothar

 Bergmann antwortete darauf am 25.11.11:
Nicht golden, aber ganz ohne Queck! Und: Wohlwollend-einfühlsam! Semper t. t. Ulius

 ViktorVanHynthersin (25.11.11)
Wer das altväterliche Sprichwort „Der Honig ist nicht weit vom Stachel" im Sinn hat, hat Chancen, den Heuchler mit dem Honigtöpfchen zu erkennen )
Herzlichst
Viktor

 loslosch schrieb daraufhin am 25.11.11:
keine rose ohne dornen und ähnliche sprüche meinen was anderes. den mit honig und stachel kannte ich noch nicht. er passt. wozu naturbeobachtung gut sein kann, viktor! lothar

 Fuchsiberlin (25.11.11)
Worte aus einer anderen und längst vergangenen Zeit können im Heute fehlinterpretiert werden. Der Schatten des Menschen bleibt groß oder weniger groß.

GlG
Jörg

 loslosch äußerte darauf am 25.11.11:
können, aber nicht müssen ... lo
Müller (45) ergänzte dazu am 25.11.11:
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 loslosch meinte dazu am 25.11.11:
wir haben verstanden. (g. schröder.)
Müller (45) meinte dazu am 25.11.11:
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 EkkehartMittelberg (25.11.11)
Die in Honig getauchten Worte können ein Mittel sein, Galle und Essig zu provozieren. Die Methode ist leicht: Man braucht nur einen mittelmäßigen Beitrag mit honigsüßen Worten als exorbitant gut darzustellen und erregt so die Aufmerksamkeit von Kritikern, die sich kein X für ein U vormachen lassen.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 25.11.11:
das hab ich auch schon als stilmittel eingesetzt, um den autor durchzuschütteln. sehr gemein von mir. lothar
magenta (65)
(25.11.11)
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 loslosch meinte dazu am 25.11.11:
nenee, heidrun, lieber zu : canes latrantes non mordent. ich bastle am 2. opus.

der heuchler ist übrigens geschlechtsneutral. danke. lothar

 Didi.Costaire (25.11.11)
Hallo Lothar,
in der Leserwertung hat jemand "bissig" angeklickt. Ich habe allerdings das Gefühl, da hat jemand zugebissen, der seine Zähne vorher ins Glas mit der Kukident-Tablette gelegt hat. Mir ist das zu theoretisch und anonym und von daher scheinheilig. Du hast dir doch sicherlich etwas Konkretes bei diesem Text gedacht. Butter bei die Fische!
Ehrliche Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 25.11.11:
wenn das lyrIch sich nicht offenbart, ist das längst nicht scheinheilig. oder was meinst du, dirk? der heuchler ist ein geschlechtsneutrales wesen. die analyse erfolgte auf empirischer grundlage, behauptet das lyrIch. lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 26.11.11:
Interessanter und lebendiger als empirische Abhandlungen finde ich konkrete Beispiele, und ich denke, du hast welche vor Augen.
Graeculus (69)
(03.10.15)
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 loslosch meinte dazu am 03.10.15:
wie, hab ich den text damals geschrieben?
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