Er hat gesagt

Gedicht zum Thema Alltag

von  Isaban

Er ist jetzt wirklich glücklich dort,
denn dort gehört er hin.
Das Raubtier in ihm sei nun zahm,
verschliefe wie ein alter Hund den ganzen Tag
und würde nur noch selten wach,
bei Vollmond, mittwochs, kurz vor Mai.
Er sagte mir, dass es so sei.

Und dass er viel von mir gelernt und jetzt,
nachdem er sich entfernt,
auch sie gelehrt hat, wie man fickt.
Sie tun es oft, und es sei gut. Er danke mir.
Mir sagte er, dass es so sei.
Er denke oft  und zärtlich noch an mich.
An mich und an die wilde Zeit.

An unsre Zeit, so sagte er. An unsre Zeit.
Und dass er frei gewesen ist,
bis er daheim auf Grenzen stieß.
Er wäre froh, er müsste nicht mehr lügen. 
Denn das mit uns, das war rein körperlich.
Auf jeden Fall. Weil er sie liebt
und es nicht anders will und kann.

Wer bringt schon eine Ehe in Gefahr?
So sagte er. Das ist wohl wahr.
Und dass er nichts, gar nichts bereut
und gerne an mich denkt. Zum Beispiel
mittwochs, abends, nach dem Großeinkauf,
wenn er im Wald allein im Auto sitzt,
der Käsemond so lüstern blitzt,
das Raubtier faucht und er sich

einen runterholt.
Und wenn er kommt, brüllt er, im Wald alleine,
meinen Namen.
Dann schläft das Tier.
Und bis zuhause trocknet auch sein Samen.
So sagte er. Und dass er nichts bereut.
Er sagte mir, dass es so sei.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

janna (66)
(26.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Sind wir nicht alle manchmal ein bisschen böse?

Heuchlerisch ist ein hartes Wort - aber auf jeden Fall auch eine Interpretationsmöglichkeit. Ich dank dir schön für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße

Sabine

 susidie (26.07.13)
Thema und Text verdammt gut. Egal von welcher Seite aus man es betrachtet. Da liegt so viel Wahrheit drin. Und es tut richtig weh. Gruß von Su :)

 Isaban antwortete darauf am 27.07.13:
Freut mich sehr, dass der Text dich (hoffentlich im besten Sinne) mitnehmen konnte. Vielen Dank für deine Rückmeldung, Su.

Liebe Grüße

Sabine

 sandfarben (26.07.13)
Ein ganz anderes Isaban-Gedicht, hart aber gut! Eine klare Schilderung ohne Selbstmitleid. Klasse!
christa

 Isaban schrieb daraufhin am 27.07.13:
Ich kann auch anders!
Danke schön, du!

Liebe Grüße

Sabine

 Songline (26.07.13)
Sehr gut geschrieben, aber inhaltlich sträubt sich was in mir. Da ist eine Bitterkeit im Abgang, die nicht gerechtfertigt ist, wenn beide wussten, worauf sie sich einließen. Wenn in einer Dreier-Konstellation eine Entscheidung fällt, bleibt nun mal einer zurück. Das tut weh, aber das ist das Risiko.
Liebe Grüße
Song

 niemand äußerte darauf am 27.07.13:
Ich hänge mich hier dran, weil es der einzige Kommentar ist, dem sich hier etwas sträubt. Mir sträubt es sich ebenso.
Die betreffende männliche Person scheint, wie viele Menschen auf besagtem Gebiet zwei Personen in sich zu tragen, die eine die ungezähmte/tierische und die andere, die gegensätzliche. Das Gedicht klingt bitter, seitens der klagenden Weiblichkeit, welche die zweite Person der Männlichkeit nicht verstehen möchte, oder auch kann.
Sie beklagt, dass der Mann sich der anderen Seite zugewandt hat/sich für diese entschieden und suggeriert, dass er dieses wohl nicht ganz freiwillig tat. Ihr scheint das Triebhafte so wichtig, dass sie sich nichts anderes vorstellen kann, als eine Art Unehrlichkeit des Mannes.
Dass dieser auf der anderen Seite vielleicht etwas finden konnte, was ihm die Triebhafte nicht geben kann, das scheint hier als großes Unverständnis im Raume zu stehen.
So als gäbe es im menschlichen Leben nur das Eine und alles andere sei dadurch sofort in Frage gestellt und nicht als Leben angesehen. Ich kann verstehen, dass man in eine körperliche Abhängigkeit gerät, aber ich kann es mir auch vorstellen, dass man nach dem Vollzug auch eine Art
"Abneigung" dagegen und somit gegen sich selbst verspüren könnte und sich nach anderem sehnt, nach einem Mehr als nur der Haftung an purer Natur.
Das ganze Gedicht tendiert mir zu sehr zu einer Seite hin, welche durch die Zeile verherrlicht wird um eine andere Seite eines Menschen durch die Zeile quasi zu verteufeln.
LG niemand

 Isaban ergänzte dazu am 27.07.13:
Hallo, ihr beiden!
Sehr interessante Interpretationen, insbesondere die Abneigung-danach-These. Habt vielen Dank dafür!
Nur um das noch mal grade zu stellen: Hier redet nur eine Person, nämlich die Person, die wiedergibt, das "er" gesagt hat. Der einzige lesbare persönliche Einwurf von Seiten des Erzähl-Ichs ist das zustimmende Sätzchen "Das ist wohl wahr." gleich nach dem Zitat "... wer bringt schon eine Ehe in Gefahr?".
Ansonsten enthält sich die erzählende Person, bis auf die mehrfach betonte Information, dass er das gesagt habe, jeder Äußerung, die eindeutig auf die eigene Gefühlslage schließen ließe. Da wird nirgendwo geklagt. Es wird nicht gejammert, gelästert oder gehetzt, es werden weder Vorwürfe gemacht, noch Urteile gefällt, es wird nicht einmal ausdrücklich angezweifelt oder bestritten, was er geäußert hat, es wird einfach wiedergegen, was dieser lyrEr gesagt hat. Da ist nicht zu lesen, ob das Erzähl-Ich weiblich oder männlich ist, wer die Beziehung aus welchen Gründen aufgelöst hat, wer darunter gelitten hat oder wie lange das her ist. Ob man nun Fassungslosigkeit, Zorn, Bitterkeit, Schmerz, Klage oder sonstwas herausliest, ist eine reine Frage der jeweils eigenen Auslegung.

Liebe Grüße

Sabine
holzköpfchen (31)
(26.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Herzlichen Dank!
Liebe Grüße

Sabine

 Lluviagata (26.07.13)
Sie erzählt, kühl. So wie es ist.
Er hat geplappert und geplappert, nur um sich reinzuwaschen, nur weil er seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat. Seinen Kopf gleich gar nicht.

Sehr realistisch, Sabine. Sehr.

Liebe Grüße
Llu ♥

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Ja, "er" hat viel erzählt und das Erzähl-Ich hat sich da so ziemlich rausgenommen. Ob die beiden einander viel oder wenig zu sagen haben, steht auf einem anderen Blatt. Ich freu mich, dass der Text die Gemüter so beschäftigt. Danke für deine Rückmeldung, Llu!

Liebe Grüße

Sabine

 franky (26.07.13)
Hi liebe Sabine,

Das ist ein verdammt offener, heißer Text. Geschichte und Ausführung hat außerordentliches Lob verdient.
War gerne bei dir zu Gast

Liebe Grüße

Von Franky

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Vielen Dank für die Rückmeldung, Franky.
Liebe Grüße

Sabine

 irakulani (26.07.13)
Ein zahmes Raubtier, das von sich behauptet, es sein glücklich...

Wen belügt er mehr als sich selbst, wen will er beruhigen, außer sein eigenes Gewissen. Ohne diese Lüge wäre sein leben nicht zu ertragen...- armer Kerl!

L.G.
Ira

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Schöne Interpretation!
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, Ira.

Liebe Grüße

Sabine

 poena meinte dazu am 03.08.13:
einfach nur mein ja dazu. liebe isa, du weißt noch, ich weiß noch. lange her. trotzdem wahr. lieb gegrußt, s
KeinB (34)
(26.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Mindestens.

Liebe Grüße

Sabine

 TassoTuwas (27.07.13)
Liebe Sabine,
der Freud hätte seine Freud gehabt.
Der Unbekannte hatte sie auch des öfteren.
Mich hats auch erfreut.
Alle Damen haben Zustimmung signalisiert.
Sozusagen ein freudiges Ereignis.
In der Tat.
LG TT

 Isaban meinte dazu am 27.07.13:
Ach weißt du, bei Freud tragen immer die Mütter Schuld - zu kurz gestill, zu lang gestillt, zu wenig geherzt, zu viel geherzt, zu domiant, zu lasch in der Erziehung - so ist das halt, mit den freudigen Ereignissen: Im Rückblick hat man immer was falsch gemacht. Wirklich freudig wirds erst, wenn man auch im Nachhinein sagen kann, dass man irgendwas richtig gemacht hat. ;)

Danke für deine Rückmeldung, Tasso!
Liebe Grüße

Sabine
MissBluePiano (32)
(31.07.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 31.07.13:
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass dir der Text gefällt.
Liebe Grüße

Sabine

 Irma (06.08.13)
S3, V2 ("Und dass er frei gewesen ist,") würde ich auch in den Konjunktiv setzen. Ansonsten ist alles gesagt, ohne Blatt vor dem Mund. Die nackte Wahrheit sozusagen. LG Irma

 Isaban meinte dazu am 06.08.13:
Herzlichen Dank!
Über die Anregung muss ich noch mal nachdenken; wenn ich aus dem "ist" ein "sei" mache, wirkt der Satz auf mich völlig anders, das muss sich erst mal setzen, ich schau in den nächsten Tagen noch mal, ob ich mich dazu überwinden kann.

Liebe Grüße
Sabine
(Antwort korrigiert am 06.08.2013)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram