Papiertiger

Alltagsgedicht zum Thema Alltag

von  Isaban

Vor der Glasfront wispern Bäume,
die in Einzelhaltung stehen,
kleine Krähenrotten wehen
hin und her und dann entzwei;
selten schrillt ein Dohlenschrei
bis in die Bürohausräume.

Die gegelten Anzugträger
gleiten wie geübte Schwimmer
durch Abteilungen und Zimmer,
beten Zahleneinerlei,
und sie legen sich noch schräger,
ist der Chef einmal dabei:

Alle Tastaturen rattern.
An die Fenster tropft das Leben,
drinnen hagelt es Bestreben,
noch mehr Zahlen zu ergattern.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (23.09.11)
Hallo Sabine,

Die gegeelten Anzugträger
klingen ja witzig: Papi, der Tiger, macht heute blau, und die Buddel mit De Geele Köm steht auf dem Tisch...
Wahrscheinlich sitzen diese Papiertiger jedoch nur pomadig bei der Arbeit.
Liebe Grüße, Dirk

 Isaban meinte dazu am 23.09.11:
Ups, da hatte sich doch glatt ein E zuviel zwischen all die Gs geschlichen!
Danke fürs Aufmerksammachen, Dirk.

Liebe Grüße,

Sabine (die - allerdings ohne Pomade aller Art - im Büro sitzt und sich schämen sollte)

 Peer (23.09.11)
Die Lebendigkeit der Sprache und Bilder überzeugt wie so oft. Kleiner Kritikpunkt: S3V3+4 fallen gegenüber dem Vorigen ab und scheinen dem Reimzwang geschuldet.
LG Peer
(Kommentar korrigiert am 23.09.2011)

 Isaban antwortete darauf am 23.09.11:
Dem Reimzwang geschuldet? Nö, nicht wirklich, lieber Peer, die tragen nämlich im Grunde die Kernaussage des Textes. Was fällt denn da ab?

Liebe Grüße,

Sabine

 Peer schrieb daraufhin am 23.09.11:
Das "Bestreben", wenn du es genau wissen willst.
LG Peer

 Isaban äußerte darauf am 23.09.11:
Aber genau um dieses Bestreben (siehe Gel und schräg legen) geht es doch, lieber Peer.

 Peer ergänzte dazu am 23.09.11:
Mag schon sein, aber der Begriff ist für mich nicht greifbar, klingt wie ein Fremdkörper. Vielleicht gibt es ja irgendeine andere Möglichkeit, dies weniger abstrakt zum Ausdruck zu bringen. Aber ich wollte keine Glaubensfrage daraus machen. Es war meine persönliche Empfindung.
LG Peer

 AZU20 (23.09.11)
Gut getroffen. LG

 Isaban meinte dazu am 24.09.11:
Vielen Dank, Armin!
Liebe Grüße,

Sabine

 ViktorVanHynthersin (23.09.11)
Liebe Frau Kästner )),
Ihr Gedicht habe ich mit Freude gelesen.
Herzlichst
Viktor

 Isaban meinte dazu am 24.09.11:
Kästner? Sie müssen mich verwechseln, Monsieur.
LudwigJanssen (54)
(23.09.11)
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 Isaban meinte dazu am 24.09.11:
Boah!
Ich hätte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit so einem Kommi.
Ich freu mich riesig, Ludwig.
Danke schön.

Liebe Grüße,

Sabine
Jack (33)
(23.09.11)
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 Isaban meinte dazu am 24.09.11:
Besten Dank, Jack!
Ich freu mich.

 TassoTuwas (24.09.11)
So besonders und treffend beschrieben, dass ich mir noch einmal bewußt wurde, woraus ich vor Jahren entkommen bin.
LG TT

 Isaban meinte dazu am 24.09.11:
Deine Rückmeldung freut mich sehr, Tasso.
Herzlichen Dank.

Liebe Grüße,

Sabine
Spocki (57)
(24.09.11)
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 Isaban meinte dazu am 25.09.11:
Da ist die Dunkelziffer bestimmt sehr hoch, gelle? ;)
Liebe Grüße,

Sabine
rochusthal (71)
(25.09.11)
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 Isaban meinte dazu am 25.09.11:
Auf welche Epitaphe, lieber rst?

 Ingmar (25.09.11)
liebe s.,

strophen 1 und 2 sind schick, tadellos wie ein anzug eines dieser anzugträger. mit strophe 3 hab ich ein klein wenig mühe. rattern und hageln, ok. aber was ist mit dem leben, das an die fenster tropft? weiss nicht, ob der vers das hält, was er verspricht. das verb 'tropfen' gegen den rest des gedichts (wo nichts steht von regen, wiewohl von wasser --> schwimmer-metapher; was will die dichterin mir mit dem tropfenden leben bloss sagen?).

oder ich überseh was, ja?

aber eben. mal wieder, letztlich. toll.

ingmar

 Isaban meinte dazu am 25.09.11:
Das Tropfen an die Fensterscheiben bedeutet nur, dass das, was draußen ist (das Leben), vielleicht mal harmlose kleine Geräusche machen kann, aber nicht wirklich bin nach drinnen vordringt, lieber Ingmar.
Ich dank dir schön für deine hinterfragende Rückmeldung!

Grüßle, Sabine

 Ingmar meinte dazu am 25.09.11:
die überlegung, dass "das, was draußen ist (das Leben), vielleicht mal harmlose kleine Geräusche machen kann, aber nicht wirklich bis nach drinnen vordringt", finde ich sehr gut, sehr passend, gehört in den kontext des texts, ja, fraglos. 'das leben' ist mir nun vielleicht als ausdruck etwas zu gross, zu reisserisch, zumal unweigerlich 'regen' asszoiiert wird mit dem tropfen ans fenster. --> z.b. ein 'tropfendes draussen' wär sicherlich schöner, eleganter gewesen. aber - ich seh auch ein, dass der reim auf 'bestreben' hier nach etwas anderem verlangt. (regen ist nah dran, ha!)

grüsse,
ingmar
Wortfetzen (74)
(09.10.11)
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 Isaban meinte dazu am 09.10.11:
Das freut mich sehr!
Liebe Grüße,

Sabine
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