Das Elend im Medienzeitalter

Glosse zum Thema Hilfe/ Hilflosigkeit

von  loslosch

Quis miserum sciret, verba nisi habet dolor (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Wer wüsste schon von einem, dass es ihm schlecht geht, wenn der Schmerz keine Worte fände.

Ein zwar richtiger, vor mehr als 2000 Jahren aber eher schlichter Gedanke. Not und Elend müssen sich natürlich artikulieren können, damit einem Übel so gut wie möglich abgeholfen werden kann. Im Zeitalter weltweiter Datennetze hat der Gedanke an Aktualität gewonnen. Wenn in der Sahelzone (südlich der Sahara), quer durch Afrika, von Mauretanien bis Eritrea, eine Dürreperiode einsetzt, ist das kaum eine Agenturmeldung wert; denn Dürreperioden gibt es dort, in unregelmäßiger Folge, seit mindestens 100 Jahren. Wenn aber ein Erdbeben gewaltigen Ausmaßes (Haiti, 2010, Japan, 2011: Tsunami mit auch von Menschen gemachten Folgen) ausbricht, ist der Nachrichtenwert sehr hoch. Zumal Erdbeben überall auf der Welt auftreten können. Somit ist eine Identifikation mit den vom Elend Betroffenen wahrscheinlicher, das Mitgefühl stärker ausgeprägt.

Die moderne Version der schlichten Sentenz: Wer wüsste schon um das Elend in der Welt, wenn der Schmerzlaut kein Nachrichtenmedium erreichte?

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (09.03.14)
Die Medien können über Quantität und Qualität von Schmerz entscheiden, obwohl er eigentlich individuell ist. Ein beklemmender Gedanke.

 loslosch meinte dazu am 09.03.14:
so ist das. wenn reagan in wildwest-manier grenada überfallen ließ und die legale regierung stürzte, ist das mit der krim-krise nicht vergleichbar. meint der chor der presse. (kl. variation zum thema.)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 09.03.14:
;-)))

 Fuchsiberlin (09.03.14)
Ich denke, vieles an Leid auf dieser Welt greifen die Medien nicht auf, oder reißen es nur kurz an. Dann kommt es auch immer darauf an, welcher Nachrichtensender oder welche Zeitung über Geschehnisse in der Welt berichtet.

LG
Jörg

 niemand schrieb daraufhin am 09.03.14:
Wie sollen die Medien auch etwas aufgreifen was im Stillen geschieht? Das meiste Elend spielt sich im Kleinen ab und wird somit kaum wahrgenommen (die Summe dessen wäre enorm). Wahrgenommen wird immer nur etwas das in Masse geschieht. Abgesehen davon zeigt der Mensch auch nur "Betroffenheit" im Falle von Massen und vor allem, wenn etwas weit, weit weg passiert - dann kann er eine bedrückte Miene machen und sonst muss er nichts.
Wäre es in der Nähe, zwänge sich ihm ein Handeln auf
und dieses ist zu unbequem, Gott bewahre.
LG niemand

 loslosch äußerte darauf am 09.03.14:
@FB: es gibt natürlich parteipol. orientierte presse.
@niemand: ich kenne einen, der 1990 gorbi einen hunderter geschenkt hat und 1998 einem ossi-kollegen, der eine priv. pechsträhne hatte, 200 märker. dieser "gutmensch" schickt jeden bettler weg. wer könnte das sein?

 TrekanBelluvitsh (09.03.14)
Grundsätzlich stimme ich dir zu. Allerdings würde ich den letzten Satz ein wenig abändern:

"Wer wüsste schon um das Elend in der Welt, wenn die Bilder des Schmerzlaut kein Nachrichtenmedium erreichte?"

 loslosch ergänzte dazu am 09.03.14:
man sollte "akustisch und optisch" dazudenken.
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