Seneca beim Versuch, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen

Glosse zum Thema Hilfe/ Hilflosigkeit

von  loslosch

Roga bonam mentem, bonam valetudinem animi, deinde tunc corporis (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Erbitte (von oben) rechtschaffene Gesinnung, vortreffliche Gesundheit der Seele und dann erst des Körpers.

Das schreibt einer in seinem Spätwerk, der in jungen Jahren ein beträchtliches Vermögen angehäuft hatte, zeitweise einer der reichsten Männer Roms war, in jener Phase, als er den Hofstaat des noch kindhaft jungen Nero mit seiner Mentorrolle beglückte. Nun, auf seine späten Tage, steht er unter Beobachtung des argwöhnischen, unberechenbar gewordenen Kaisers, ahnt wohl, dass Nero seine Elaborate lesen und prüfen lässt. Hier hat Seneca - bei aller Würdigung der Umstände - eine Spur zu dick aufgetragen, mehr Schaden als Nutzen gestiftet. Ein auffällig tiefer Abgrund von Devotheit gegenüber jenem unbekannten höheren Wesen.

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Kommentare zu diesem Text


 JohndeGraph (15.04.16)
Zuerst mal eine Frage: Dir scheint es bei dieser Art von Texten die du ja oft einstellst in erster Linien um die Übersetzung aus dem lateinischen zu gehen, oder irre ich mich?

Dann habe ich über diese Aussage die du damit triffst nachgedacht und mir meine Gedanken dazu gemacht:

Seneca der im Namen Nero´s zu Beginn dessen Regentschaft die wichtigsten Entscheidungen des römischen Reiches traf und später den Kaiser mehr oder minder offen für seine eigenen Entscheidungen kritisierte und dies nur überlebte, aufgrund der persönlichen Beziehung zwischen den beiden. Einem Mann der wußte, dass er weder seine Kritik am Kaiser überleben würde, noch den Sinneswandel dessen Mannes dem er hilflos zusehen mußte und ihm völlig ausgeliefert war. Einem Stoiker durch und durch der wußte, das er und seine Schriften unter Beobachtung standen, dem wirfst du vor zu dick aufzutragen?

Das verstehe ich nicht? Könntest du das noch einmal genauer ausführen?

Wobei ich Nero nicht für einen wahnsinnigen halte, wie die Geschichtsschreiber die ihn später dazu gemacht haben. Seine Collosus, seine Brandschutzbestimmungen und der neue Aufbau Rom´s sprechen da ihre eigene Sprache.

Grüße J.d.G.

P.S. Ich frage nur aus echtem persönlichen Interesse nach.

 loslosch meinte dazu am 15.04.16:
die lat. zitate, auch aus dem MA, sind zu über 90% ausgangspunkt für reisen in die gegenwart. in diesem text geht es um erweiterte textinterpretation. ich bin weder latinist noch historiker, sondern eine art seiteneinsteiger (als gelernter ökonom.)

in der 2. phase seiner herrschaft gingen angst und panik in den eigenen reihen um, denunzierungen waren an der tagesordnung. nero ließ die besten der röm. dichter ermorden. ich sehe durchaus parallelen zwischen stalin und nero. (frag mal unter der heutigen kolumne epikurs garten im kv, verfasst von Graeculus, wieweit er solche ähnlichkeiten stützt. er ist historiker und guter kenner der antike.)

nero war künstlerisch begabt usw. alles nachzulesen. ich konzentriere mich hier allein auf den aspekt lehrer/ schüler. war seneca, der stoiker, nicht ein opportunist und hat den keim für die spätere "entartung" neros selbst gelegt! der vormalige schüler erkennt die widersprüche im leben seines mentors.

das dürfte seneca gespürt und sich daher frühzeitig aus der politik zurückgezogen haben.

"... vortreffliche Gesundheit der Seele und dann erst des Körpers." wenn nero die botschaft ernst nähme, würde er seneca schonen. da hat seneca sich verkalkuliert. meine spekulation.

ps: collosus ist kein lat. wort. ein vertipper?
Graeculus (69) antwortete darauf am 15.04.16:
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 loslosch schrieb daraufhin am 15.04.16:
an den koloss hatte ich gedacht. gr. fremdwort. mir fehlte aber der bezug zu nero. danke.

bevor stalin 1953 der apoplex traf, war er nicht dem wahnsinn verfallen, von dem im falle nero, bezogen auf seine letzten jahre, einhellig berichtet wird. ja, das gehört unter die kolumne.

 loslosch äußerte darauf am 15.04.16:
@graecu: neuerdings gibt mir der georges keine auskunft!
Graeculus (69) ergänzte dazu am 15.04.16:
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 loslosch meinte dazu am 15.04.16:
georges im netz: "es ist ein fehler aufgetreten ..."

die wollen wohl verkaufen ...
Graeculus (69) meinte dazu am 15.04.16:
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 JohndeGraph meinte dazu am 16.04.16:
Hier hat sich ja noch eine richtige Diskussion ergeben. Finde ich gut!

Und ja, ich meine die Kollosal Statue des Nero, die erst vor seinem goldenen Haus stand, dem domus aurea und bei der sich die Experten heute noch streiten, ob Sie (die Figur) die portraithaften Züge von Nero trug, oder nicht. Das ist zumindest mein Wissensstand dazu, eben das Sinnbild des Sol invictus nachdem sie das Colloseum sehr viel später benannt habe, das zu römischen Zeiten stets das Flavische Theater war, vor dem es stand.

Ich habe auch nur nachgefragt, da die Antike ein Hobby von mir ist. Ich bin da absoluter Laie, aber wenn man sich über Jahrzente hinweg mit etwas beschäftigt, bleibt das eine oder andere hängen, wenn man sich dafür wirklich interessiert.
Den Georgius kannte ich übrigends noch gar nicht! Bisher habe ich andere Seiten zum Übersetzen genutzt. Danke!
Schade ist ja, dass man sich mit so wenigen über die Antike austauschen kann. Da bleibt mir sonst eben nur meist passiv zu konusumieren in dem ich darüber lese. Meist bleiben dabei Fragen, die man eben nicht beantwortet bekommt. Wenn du Graeculus das nicht ablehnst, würde ich dir gerne die Tage mal eine PN dazu schreiben. Ich muss nur erstmal die Zeit dazu finden.

ich freue mich jedenfalls und wollte das schon lange mal wissen. Es geht dir also um Textarbeit dabei loslosch. Dank dir für die Antwort und Grüße J.d.G.
Graeculus (69) meinte dazu am 16.04.16:
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 JohndeGraph meinte dazu am 16.04.16:
Dank dir, leider habe ich die PN nun schon geschrieben bevor ich das hier gelesen habe. Wobei Stalin nicht so mein Thema ist, mehr ist es die Antike für die ich mich interessiere. Auch will ich nicht alles öffentlich schreiben. Warum ich "Kollosal" statt "Kolossal" schreibe, habe ich dir auch in der PN geschrieben. Eher ein Vertipper von mir, als Absicht. Wohl irreführend für euch entschuldige.
Und sicher kann man da das meiste auch öffentlich diskutieren, ich bin bis jetzt aber kein regelmäßiger Kolumnen leser. Ich nehme mir jetzt aber vor, das zu werden. Wobei es mich vom Thema her ansprechen muss, damit ich wirklich bis zum Ende lese. Die Zeit ist meist knapp und was man sonst noch so für Ausreden hat. Ist nicht böse gemeint ... schließlich hat sich der Ersteller damit viel Mühe gegeben.
Die Frage ist aber, wie man das öffentlich machen kann. Soll ich einen Text in Form einer Frage erstellen? Ich werde darüber mal nachdenken. Die übliche Form wäre wohl eine Art Aufsatz zu schreiben und den dann auszustellen, in der Hoffnung das sich daraus eine Diskussion ergibt. Ist dann halt sehr arbeitsintensiv ... ich denke darüber nach.
Grüße J.d.G.

 loslosch meinte dazu am 16.04.16:
eher ein vertipper ist eher was zum schmunzeln.

 loslosch meinte dazu am 16.04.16:
@JdG: warum kann man nicht stalin en passant mitbehandeln? ich jedenfalls will keine hermetische betrachtung der antike.

 JohndeGraph meinte dazu am 16.04.16:
Da ich sicher mal etwas über Stalin gelesen und auch gehört habe, aber mich damit bei weitem nicht so gut auskenne, wie mit den Fakten der Antike. Etwas allgemein Wissen ja, aber sehr viel mehr auch nicht. Wobei ich wie gesagt dennoch ein absoluter Laie bin was die Antike angeht. Ich habe Graeculus aber auch schon ein paar Gedanken unter seine Kolumne gesetzt. Nur von da aus auf die Antike zu kommen, fällt mir schwer. Grüße J.d.G.

 loslosch meinte dazu am 16.04.16:
von der antike auf die moderne zu kommen, ist der einfachere weg. (mein weg.)
Festil (59)
(16.04.16)
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 loslosch meinte dazu am 16.04.16:
wörtlich: glaub mir, unglückliche verlässt als erstes die klugheit.- satirisch frei: glaub mir, erst stolpern sie ins unglück, dann verlieren sie den überblick. oder als alte fußballweisheit: erst hatten sie kein glück, dann kam auch noch pech dazu.
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