Wettbewerb der Aphoristiker

Fabel zum Thema Anerkennung

von  EkkehartMittelberg

Der Löwe war des ewigen Regierens müde und wollte sich auf einem Wettbewerb der Aphoristiker amüsieren.

Er musste sich viele langweilige Sprüche anhören. Doch am Schluss wurde es interessant:
Das Kamel gab zum Besten: „Es ist besser zwischen zwei Höckern zu sitzen als zwischen den Stühlen.“
Der Dachs glaubte, die anderen Tiere könnten nicht googeln, und wollte mit Kürze brillieren: „Frechheit siegt.“
Der Schmetterling trug arglos vor: „Wer den Tag vergaukelt, hat wenigstens keinen verschaukelt.“

Der Fuchs wusste, dass der König es nicht ertrug, dass jemand geistreicher war als er selbst. Also sagte er demutsvoll: „Wer ein Leben lang von seinem König lernt, stirbt eines natürlichen Todes.“

Der König als einziger Preisrichter ernannte das Kamel zum Diplomaten, schickte den Dachs in ein Schweigekloster, berief den Schmetterling als Hofnarrren und machte den Fuchs zum Chef des Geheimdienstes.

© Ekkehart Mittelberg, August 2014

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Kommentare zu diesem Text


 Kontrastspiegelung (31.08.14)
Ich Frage mich, wie es wäre, wenn jeder von den Fabelwesen einfach nachm freien Willen gesprochen hätte? Villt. wäre der Schmetterling ja zum Diplomanten ernannt worden? Und der Fuchs zum Hofnarren? :D

Wie auch immer, lehrreich ist die Fabel auf jedenfall. Nicht nur lehrreich, sondern der Realität entsprechend. Weil sich nun mal viele zum gunster ihrer beachten Vorteile verstellen. Nur, manchmal eben ohne erfolg.

LG, Konti

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Merci, das trifft es Konti. Die Fabelwesen verstellen sich aus Furcht vor der Macht des Löwen, mit Ausnahme ndes hochmütigen Dachs.

LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (31.08.14)
Die Möglichkeiten so mancher erkennt man eben schon nach wenigen Worten...

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 31.08.14:
Danke, ein Kommentar, der über den Rahmen des Fabeltextes hinaus gilt.

 susidie (31.08.14)
Die anderen "profanen" Fabelwesen, die vorher sprachen verdienen in ihrer Langeweile tatsächlich keine Beachtung, das reicht nicht mal dafür, dass der Fuchs ihnen zuhörte, obwohl er sich von Berufs wegen dafür interessieren müsste :)
Auf Erden herrscht eben ein großer Tiergarten und wehe, einer kriegt kein Futter....
Fabelhafte Grüße von Su :)

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 31.08.14:
Grazie, Susi. Dass Leben ist so "profan". Es geht meistens zuerst um das Fressen.
Schmunzelnde Grüße
Ekki

 susidie äußerte darauf am 31.08.14:
Erst kommt das Fressen, dann die Moral....
...und über das Saufen reden wir ein andermal :))))
Der Brecht, der hatte recht :)
Sonntagsgruß vom Flghf, Su :)

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 31.08.14:
Ich wünsche dir freie Sicht über denWolken. Sie tut gut.
Gelöste Grüße
Ekki

 AZU20 (31.08.14)
So handeln Könige halt: spontan. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Vielen Dank: Armin. In dieser Fabel sind die meisten mit der Spontaneität des Königs gut gefahren.
Anne (56)
(31.08.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Merci, Anne. "Mitten aus dem Leben geschrieben" ist für mich ein sehr schönes Kompliment.

Herzliche Grüße
Ekki

 SapphoSonne (31.08.14)
Wenn eine Eidechse die Überlegenheit eines Löwen anzweifelt, ist sie nicht weit herumgekommen oder bedarf zumindest einer Brille. Die wahrhafte Größe liegt darin die unbedeutenden Gedanken von den wichtigen zu unterscheiden und angemessen auf sie zu reagieren ... oder eben gar nicht! ;)

Kluge Gedanken in Szene gesetzt und fabelhaft auf profane Äußerungen reagiert.

LG Sappho

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Grazie, Sappho. Ich bin sicher, dass die meisten deinen klugen Kommentar ohne Brille verstehen werden.

LG
Ekki
Graeculus (69)
(31.08.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Vielen Dank, Graeculus. Ich hoffe, dass die Gegenwart noch einige Themen für Fabeln bereit hält.
Graeculus (69) meinte dazu am 31.08.14:
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 TassoTuwas (31.08.14)
Hallo Ekki,
deine fantasiereiche Fabel lässt mich fast zum Monarchisten werden, allerdings halte ich eine Aphoristokratie (Herrschaft der Aphoristiker) für ein lohnenswertes Experiment.
Halte dich bereit.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Merci, Tasso. Am besten würde mir eine gemischte Verfassung gefallen. Sie wurde immer wieder von Philosophen vorgeschlagen, meines Wissens aber nie wirklich ausprobiert.

Herzliche Grüße
Ekki

 Dieter Wal (31.08.14)
Stimme für den Fuchs-Apho. Eigentlich hätte der Löwe auch aphorisieren müssen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.08.14:
Danke, Dieter.
Erinnerst du dich noch an die Restaurationszeit der BRD, als Leute mit politischer Macht Intellektuelle als "Pinscher" bezeichneten.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Löwe einen guten Aphorismus schreiben kann oder ob er sich über die Pinscherei erhaben fühlt.

 Irma (01.09.14)
Gut gebrüllt, Löwe! LG Irma

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.09.14:
Schüttle dankbar die Mähne.

LG
Ekki

 Didi.Costaire (01.09.14)
Das Kamel und der Schmetterling sind mir am sympathischsten!
Unterhaltsam erzählt, Ekki!
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.09.14:
Merci, Didi, mir auch.

Liebe Grüße
Ekki

 monalisa (04.09.14)
Lieber Ekki,
ich melde mich ganz zaghaft zurück. Einen Apho hab ich nicht im Gepäck nur die Feststellung, dass der Fuchs ein ganz ausgefuchster ist und seinem Namen in dieser Fabel mal wieder alle Ehre macht. Dem König wünsche ich einen natürlichen Tod, was gar nicht so selbstverständlich scheint, wenn man einen Fuchs zum Geheimdienst ... Andererseits, wenn er sich brav manipulieren lässt, scheint er doch einen gute Wahl getroffen zu haben ...
Kamele sind widerstandfähig und ausdauernd und wie ich nun dazugelernt habe auch noch außerordentlich diplomatisch :).
Der Frechdachs tut mir beinahe ein bisserl Leid, was soll der in einem Schweigekloster?
Und mit Schmetterling würde ich gerne manchen Sommeertag vergaukeln.

Sehr gelungen, Ekki, wie du hier zwei deiner Königsdisziplinen, die Fabel und den Aphorismus zu einem runden Ganzen verschmolzen hast :)

Liebe Grüße, mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.09.14:
Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr freue, Mona, darüber, dass du wieder da bist oder über den Kommentar.

Liebe Grüße
Ekki
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