Tu, felix Ackermann, nube

Anekdote zum Thema Anerkennung

von  EkkehartMittelberg

In meiner Jugendzeit war das Abitur das Entrebillet, Akademiker zu werden. Man erwähnte anerkennend, dass jemand Akademiker sei. Man dachte noch nicht daran, den für die Meisten versperrten Zugang zum Abitur und zur Universität gesellschaftskritisch zu reflektieren.
    Damals wurde in meiner Heimatstadt ein sehr gescheiter Landwirt häufig zitiert, der zwar kein Abitur hatte, aber es verstand, reich zu heiraten. Man sagte, er habe sich autodidaktisch gebildet. Jedenfalls wusste er einige lateinische Sentenzen richtig zu zitieren, zum Beispiel „pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht), „manus manum lavat“ (Eine Hand wäscht die andere) und „Tu, Felix Ackermann nube.“
Zu dieser Zeit kannten noch einige den in der Donaumonarchie geläufigen Spruch“ Tu, felix Austria, nube.“(Du, glückiches Österreich, heirate.) Felix wusste, dass sein Vorname der Glückliche bedeutete und er hatte die Senzenz geistreich auf seine reiche Heirat bezogen.
Felix war ebenso angesehen wie die Akademiker des Städtchens und nicht nur wegen der Kohle.

Anmerkung: inspiriert durch den Text „Pferdeverstand“ von AchterZwerg

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (21.04.21)
Da könnte man das alte Gebet variieren: "Gott erhalte mir meine Gesundheit und [die Arbeitskraft] das Geld meiner Frau!"

Entrebillet: Da fällt mir wieder einmal auf, wieviele Wörter das eine Universalwort "Ticket" verdrängt hat.

"O tempora, o mores!" kannte Felix Ackermann ("nomen est omen") sicher ebenfalls.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.04.21:
Gracias, Graeculus, wenn Felix noch lebte und die Reise nicht so lang wäre, würde ich ihn mit "O tempora, ,o mores" mal testen.

 AchterZwerg (21.04.21)
Und dann gibt es ja noch den (un-?) glücklichen Josef Ackermann, nicht wahr?

Nicht nur das Handwerk kennt goldenen Boden ... :)

Lächelnde Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 21.04.21:
Merci, Josef Ackermann, ich schätze, so schnell können die Goldesel gar nicht scheißen, wie sich dessen Euronen mehren.

Neidfreie Grüße
Ekkoi

 Didi.Costaire (21.04.21)
Bauernschlau, der Junge...

Eine witzige Anekdote, Ekki!

Liebe Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 21.04.21:
Merci, Dirk, ja, Felix, besaß eine verfeinerte Bauernschläue.

Liebe Grüße
Ekki

 GastIltis (21.04.21)
Sehr inspirierend, dein Text. Ich schreibe dir noch etwas dazu.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 21.04.21:
Vielen Dank, Gil, über das Attribut "inspirierend " freue ich mich sehr.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (21.04.21)
Hallo Ekki,
früher konnte man in der Zeitung unter "Er sucht sie" lesen,
"Rüstiger Akademiker mit Interesse ...", und unter "Sie sucht ihn, "Junggebliebene gebildete Dame..., gerne Akademiker".
Früher hatte vieles eben noch Niveau!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 21.04.21:
Merci, mein Freund, so war es. In einer studentischen Verbindung habe ich dann erfahren, wie das Niveau unter den Tisch gesoffen wurde.
Herzliche Grüße
Ekki
Dieter Wal (58)
(21.04.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.04.21:
Danke, Dieter, mir gefällt der erweiterte Heiratsbegriff, den du zugrunde legst.
Marie (63)
(22.04.21)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.04.21:
Grazie, Marie, unsere Beurteilung der beiden Ackermänner stimmt überein..
Ich kenne mich mit den Türnamenschildern in Wien nicht so gut aus, vermute aber, dass Österreicher denken: Titel bringen Mittel.

Liebe Grüße
Ekki
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