Wider die Erfahrung

Erörterung zum Thema Glaube

von  loslosch

Nihil igitur casu fit in mundo (Kirchenvater Augustinus, 354 bis 430; De quaestionibus). Nichts also geschieht durch Zufall in der Welt.

Man möchte meinen, der hoch angesehene Kirchenlehrer habe seine Augen vor der Realität verschlossen. Weit gefehlt. Er sieht die Realität (was ist Realität?) durch eine andere Brille, mit anderen Augen. Für ihn fügt sich alles nach Gottes Plan, den zu erkennen oder auch nur zu erahnen uns Menschenkindern auf ewig versagt ist.

Der Fluggast, der im letzten Augenblick seinen Flug cancelt, ahnt nicht, dass der Flieger abstürzen wird. Der Bischof von Port-au-Prince, der am 12. Januar 2010 den Balkon seines Palais betritt, ahnt nicht, dass er bald unter den Schuttmassen begraben sein wird. Realpolitiker René Préval, Präsident des korrupten Staates, nur wenige 100 Meter entfernt residierend, zählt zu den Überlebenden  des gewaltigen Bebens auf Haiti. Alles dies lässt Gott zu. Er lässt auch zu, dass beim Jahrhundertbeben des Jahres 1755 Lissabon fast völlig zerstört wird. Wer am 1.11.1755 (Fest zu Ehren Allerheiligen) pflichtgemäß die hl. Messe besuchte, war dem Tod geweiht, der Bordellbesucher in der Randzone aber überlebte das Inferno.

Gottes Wege und Ratschlüsse sind unergründlich. Zu glauben, dass es den Allmächtigen gibt, und dann im Nicht-erkennen-können seiner Pläne Trost zu suchen und zu finden, das erfordert einen starken Glauben.

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Kommentare zu diesem Text

JamesBlond (63)
(16.06.15)
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 loslosch meinte dazu am 16.06.15:
über den zufall:

 hier.

sehr differenziert! im kapitel "Zufall und freier Wille" dann der eiertanz des katholizismus um den freien willen des menschen. zuletzt das wirken höherer wesen als weiteres kausalprinzip. na sowas.

ob einer zum agnostiker wird oder zum gläubigen, mag von mancherlei zufällen abhängen, auch davon, ob der freie wille ungetrübt ist oder nicht.
JamesBlond (63) antwortete darauf am 16.06.15:
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 TrekanBelluvitsh (16.06.15)
Ein Beweis, das Augustinus die deutsche Bundesregierung unter Angela Merkel nicht kannte.

 loslosch schrieb daraufhin am 16.06.15:
was so planlos erscheint, ergibt sich vllt. aus dem unterschiedlichen interessenprofil der großkoalitionäre.

heute nacht im traum: merkel schiebt tsipras 80 mrd € zu. (quatsch, sie erlässt schulden.)
(Antwort korrigiert am 16.06.2015)
Graeculus (69)
(16.06.15)
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 loslosch äußerte darauf am 16.06.15:
siehe oben unter jamesblond meinen link zu wiki: zufall. die christenheit ist seit der spätantike von der generellen vorherbestimmung abgerückt. schuld und sühne setzen willensfreiheit des sünders voraus. die theologen raufen sich die haare. weiß es gott?
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