Gebete

Erörterung zum Thema Glaube

von  loslosch

Cura pii dis sunt, et qui coluere, coluntur (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Metamorphosen). Den Göttern zur Fürsorge die Frommen, und die, die (sie) verehrt haben, werden (von den Göttern) verehrt. Oder: Den Frommen sind die Götter wohlgesinnt, und sie zahlen die Verehrung (reichlich) wieder zurück.

Das gottgläubige Verharren im Gebet, ob nun monotheistisch oder polytheistisch ausgerichtet, gestaltet sich stets als echter oder als echt empfundener Kontakt zwischen dem (denen) da oben und dem Anrufenden. In der gesteigerten Form als Zwiegespräch (Echo des/der Angesprochenen). Das intellektuelle Gesprächsniveau solcher Kontakte lässt sich danach beurteilen, in welchem Maße Hilfe, Trost und Zuspruch erwartet oder erhofft wird.

Einfach strukturierte Personen ersehnen Hilfe aus dem Jenseits konkret und fallbezogen, bei der Intelligentsia spielen sich diese Prozesse und Erwartungshaltungen im Unterbewussten ab. Allen gemeinsam ist, dass sie sich nach den Anrufungen meist gestärkt und gefestigt fühlen.

Meditieren, in sich selbst hineinversenken, sich seiner selbst bewusst werden, diese Komponente ist in der Sentenz des Ovid nicht angesprochen. Sie entzieht sich einer negativen Bewertung.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(02.07.12)
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Caty (71) meinte dazu am 02.07.12:
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Jack (33) antwortete darauf am 02.07.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 02.07.12:
@jack: der kommentar erweitert meine spekulation der "gebetskunst" in abhängigkeit vom IQ auf altersstufen.

meine impression dazu: junge mutter zum priester: mein kleiner betet das plüschtier an. muss ich mir sorgen machen? priester: nein, überhaupt nicht. er projiziert vom leblosen, schaumstoffgefüllten textil auf ursus arctos isabellinus. sein erster schritt zum gottesglauben. (sagt er natürlich nicht.) lo
(Antwort korrigiert am 02.07.2012)
Caty (71)
(02.07.12)
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 loslosch äußerte darauf am 02.07.12:
meditieren ist eine erweiterte form des autogenen trainings. mir genügt letzteres.
magenta (65)
(02.07.12)
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 loslosch ergänzte dazu am 02.07.12:
von den zwei-klassen-gebeten zum klassenkampf - nur ein kleiner schritt. du hast den thread genau gelesen, liebe heidrun.

die übertragung auf irdische personen ist im allgemeinen zulässig. Als der tenno hirohito (auch: hirohitler) nach dem 2. weltkrieg öffentlich erklärte, er sei nicht von göttlicher natur, sind einige japaner in eine tiefe depression gefallen. lo
Skandia (43)
(02.07.12)
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 loslosch meinte dazu am 02.07.12:
glaube und religionskrieg. ein historisch belegter und immer wieder bestätigter zusammenhang. im ersten weltkrieg noch segneten kath. priester kanonen ein, deutsche wie französische ... danke für den denkanstoß. lo
AronManfeld (43)
(02.07.12)
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 loslosch meinte dazu am 02.07.12:
war mein erster gedanke auch, aron. er hatte max. 14 minuten zur verfügung - für diesen gehaltvollen kommentar! lo
AronManfeld (43) meinte dazu am 02.07.12:
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 loslosch meinte dazu am 02.07.12:
dürfen das denn alle merken?
ichbinelvis1951 (64)
(02.07.12)
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 loslosch meinte dazu am 02.07.12:
ignoramus et ignorabimus. wir wissen es nicht und wir werden es nicht wissen. eine berühmt sentenz der wissenschaftsgeschichte. ich hab sie hier vor längerem vorgestellt. "begrenztes wissen", vom 3.12.09. der berühmte catull schrieb vor mehr als 2000 jahren über den toten sperling:

qui nunc it per iter tenebricosum
illuc, unde negant redire quemquam.

Ach! nun wandert er jene finstere Straße,
Die man ewiglich nicht zurücke wandert.

lyrisch gut verpacktes nichtwissen, in der übersetzung von eduard mörike. danke, klaus lo
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