fuck it sweetheart

Tragikomödie zum Thema Beobachtungen

von  AchterZwerg

wer vormals auf klassiker setzte
preist nun debütantinnen an
bis selbst die in kein ebook mehr passen

sie tragen zerfledderte jeans – löchrig
mit blick auf die mageren knie
und spatzengeschosse in ihren köchern
Die Woolf wird wohl kaum eine geben
sie trauen kopiertem einwegpapier
aus apple-computern

dem abgefallenen wort

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Kommentare zu diesem Text


 Moja (05.01.20)
Feine Beobachtung, die sich rasant steigert, lieber 8.,
besonders die letzten vier Zeilen verdeutlichen Melancholie, Resignation, gar Trauer - wer reicht schon an Virginia heran?
Wunderbarst: Amselgeschosse!

Die Weisheit alter Märchen: Der Brei quillt über. Manipuliert kopiert - pappsatt, selbst einst gerufene Geister.

Theatralisch aufseufzender Gruß,
Moja

 AchterZwerg meinte dazu am 05.01.20:
Ach, wie froh ich bin, liebe Moja,
dass du gleich zu Anfang kommentierst!
Ich habe mich schon zwanghaft allerlei Erklärungen abgeben sehen ... so bleibt mir dies erspart. :)
---
Virginia Woolf war nicht nur eine begnadete Schrifstellerin und Feministin, sondern eine der ersten großen Verlegerinnen.

Dankbar grüßt
der8.

 AchterZwerg antwortete darauf am 06.01.20:
Liebe Moja,
ich hoffe, du wirst es mir nicht nachtragen, dass ich die musikalischen Amseln durch Spatzen ersetzt habe.
Die passen inhaltlich besser und erschaffen die mögliche Umkehrung einer bekannten Redensart: "Mit Spatzen auf Kanonen schießen."

 Moja schrieb daraufhin am 06.01.20:
Wie könnte ich, lieber 8.!

Die Assoziation zu Spatzen stellt sich sofort ein.

Dein Gedicht hat mich gestern noch länger beschäftigt; wir trauern einer Zeit nach, die "langsamer" verlief, in der das Wort Gewicht hatte, Ausführlichkeit erlangte. Wohl deshalb bin ich hingerissen von W. G. Sebald, denke ich an die Tagebücher, Briefe der Woolf - diese geistreiche Lektüre.

Das "Einwegpapier" hat es mir auch angetan (früher gab es Pfandgeld für Altpapier), ein-und-weg.

:-) Gute Grüße,
Moja

 TrekanBelluvitsh (05.01.20)
Als ich vor Jahren in einem Kino arbeitete, diskutierte ich mit einer lieben Kollegin. Wir waren beide der Meinung, dass es mittlerweile zwar mehr Filme geben, die Anzahl der im Jahr veröffentlichten guten Filme aber gleich geblieben sei.

 AchterZwerg äußerte darauf am 05.01.20:
Hallo Trekan,
das ginge ja noch ...
Ich fürchte den qualitativen Schwund, der sich - aus meiner Sicht - bereits an der Auswahl der Genres festmachen lässt:

1. Kriminalromane
2. Fantasy-Romane.
3. Kriminalromane

Mir ist natürlich klar, dass sich auch hier Kunst finden lässt. Aber eher selten.

Leicht resignierte Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg (05.01.20)
hallo Achtsame,
es gibt Zeugnisse der Klassiker, die satt und selbstzufrieden machen und andere, die ewig virulent bleiben. Man kann nur hoffen, dass Debütantinnen diesen Unterschied erkennen.
Innovative Grüße
Ekki

 AchterZwerg ergänzte dazu am 05.01.20:
Lieber Ekki,
zumindest ihre VerlegerInnen sollte den Unterschied kennen,

hofft
der8.Pico

 franky (05.01.20)
Hi liebes Zwergerl!

Innovativ sind meist nur die unzufriedenen, die etablierten Gangs schielen nur nach Anerkennung, das heißt: „Gewinnoptimierung.“

Liebe Grüße

von
Franky

 AchterZwerg meinte dazu am 05.01.20:
Lieber Franky,
da hast du leider nicht Unrecht.

Wie gut, dass es wenigstens ein paar junge eigenwillige Künstler gibt, die die bereits vorhandenen Medien tatsächlich einbinden. Und damit meine ich nicht nur youtube.
Gerade in der Bildenden Kunst gibt es Installationen, die den Betrachter förmlich vom Hocker reißen.
Wenn sich dies nun auch bei uns irgendwie niederschlüge, hätten wir ein neues Paradies im Visier.
Das müssten halt Leute mache, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind ...

ahnt
der8.
Sätzer (77)
(05.01.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 06.01.20:
Gutes wird es wohl noch länger geben.
Nur seltener.
Das ist umso bedauerlicher, bedenke ich die Vielzahl der Möglichkeiten, einen Text "standesgemäß" zu platzieren.

Liebe Grüße
der8.

 harzgebirgler (12.10.20)
hier ein gedicht von mir, steht auch hier drin
mit "himmelarschundwolkenbruch"-beginn
lg
harzgebirgler

"was für inflation der worte
himmelarschundwolkenbruch
währt schon lang die drögste torte
schreibt wenn’s juckt mal flott ein buch
auch die kerle sind kaum besser
kotzen sich zum zeitvertreib
oh welch toughe sprachzerfresser
krud die seele aus dem leib

dennoch herrscht im grunde schweigen
weltallschwarz und weltallweit
niemand weiß den weg zu zeigen
aber jeder hanswurst schreit
hier bei mir ist sie zu holen
hier bei mir ist sie daheim -
wahrheit kommt auf leisen sohlen
tor geht blendern auf den leim

ps
es kommt manch ochs vorm scheunentor
sich mit i-kuh wie einstein vor :
viel buch gibt’s nicht
wonach die hähne krähen
doch umso mehr
sieht man sich deppen blähen..."

 AchterZwerg meinte dazu am 13.10.20:
Danke schön, Henning,

super!
Na, wenigsten ein guter Comic ist in dieser Saison rausgekommen ("Bei mir zu Hause") und ein "Heldinnen-Epos."

Liebe Grüße
der8.

 harzgebirgler (29.12.20)
der wortabfall nimmt zu und das entsorgen
besorgt lächelnd die zeit auch übermorgen.

lg
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 30.12.20:
Leider nicht nur der Ab-, sondern auch der VERfall,

beobachtet der Greinende8. :(

 Pearl (16.06.23, 10:54)
Eine Woolf wird`s nicht mehr geben, liebe AchteZwergin <3 dafür eine andere, die ihr ebenbürtig ist. Daran glaube ich fest.
Doch ich verstehe die Kritik. Sehr sogar. Im Thalia kaufe ich öfters Erstromane, oder ich leihe sie in der Bibliothek aus, doch ich lese sie selten zuende. Enttäuschend. Ausnahmen bestätigen sie Regel... Ich empfehle dir Michelle Zauners Debütroman "Tränen im Asiamarkt", er ist autbiographisch, authentisch, echt. Eine Perle unter leeren Austernschalen.

Lieb grüßt dich,

Pearl

Kommentar geändert am 16.06.2023 um 10:55 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 16.06.23 um 16:49:
Hab's mir schon notiert, Pearl.
Und bin gespannt!

Liebe Grüße
der8.
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