Sterbenswörtchen

Aphorismus zum Thema Tod

von  EkkehartMittelberg

1. Wir würden besser leben, wenn wir ein Sterbenswörtchen hören wollten.

2. Wenn wir tot sind und dem Geheimnis des Todes auf die Spur gekommen sind, können wir anderen davon nicht berichten.

3. Furcht vor dem Tode ist unbegründet, denn entweder bedeutet er die große Stille des Nichts oder Aufbruch in ein neues Leben,

4. Wir leben in Erwartung zu sterben und sterben in Erwartung zu leben.

5. Je mehr wir den Tod in unser Leben lassen, desto weniger bedroht er es.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (26.10.20)
Hi Ekki, die (4) sagt mir besonders zu.

Morgengrüße von Franky

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Danke., Franky, du hast einen guten Geschmack.
LG
Ekki

 harzgebirgler (26.10.20)
aus unwillen, das zeitliche zu segnen,
begann der mensch der zeit einst zu begegnen
im geist der rache, wovon nietzsche spricht * -
viel weiter ist die menschheit seitdem nicht.

lg
henning

* "Der Geist der Rache [des Willens Widerwille gegen die Zeit und ihr »Es war«]: war bisher der Menschen bestes Nachdenken" (Nietzsche, Also sprach Zarathustra)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 26.10.20:
Merci für die besondere literarische Erinnerung, Henning. So klug Zarathustra auch war, der Mensch kann der Zeit nicht trotzen.
LG
Ekki
Jo-W. (83)
(26.10.20)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 26.10.20:
gracias, Jo, eine verständliche Neugier, aber ein Weg of no return.
LG
Ekki

 AZU20 (26.10.20)
Bei 3 wüsste ich gerne, was nun kommt. Dass ich es nicht weiß, kann mich nicht beruhigen. LG

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 26.10.20:
Danke, Armin, so geht es den Meisten, Aber man braucht sich deshalb nicht zu fürchten.
LG
Ekki

 Annabell (26.10.20)
... bedroht (t) er es

Lieber Ecki, Nummer 4 gefällt mir am besten, dafür ein *chen.
LG Annabell

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 26.10.20:
grazie, Annabell, wir sind uns einig.
LG
Ekki

 Borek (26.10.20)
Lieber Ekki,
Der Punkt 4 ist völlig richtig, und wenn man einmal diese Grenze
in seinem Leben überschritten hat, und Begegnungen erleben
durfte, trifft Dein Punkt 4 bestimmt zu
Gern gelesen und liebe Grüße
Borek

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Merci, Borek, schön, dass du, der ein an Erfahrungen besonders reiches Leben hatte, mit diesem Aphorismus etwas anfangen kannst.
Beste Grüße
Ekki.

 TassoTuwas (26.10.20)
Hallo Ekki,
mit Nr. 3 kann ich gut leben
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Gracias Tasso, solange wir uns 3 zu eigen machen, ertragen wir das Alter leichter.
Herzliche Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (26.10.20)
Könnte ich was mitnehmen, würde ich mir vorher noch schnell drei Dutzend Bücher aus der Stadtbücherei ausleihen. Etwas Lektüre auf den Weg kann nicht schaden. Und außerdem würden die ganz schön dumm gucken, wenn sie die zurück haben wollten.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Merci, das werde ich mir merken. Ob Himmel oder Hölle, Bücher werden wahrscheinlich Mangelware sein.
LG
Ekki

 BeBa (26.10.20)
Welches wäre wohl bei der III das bessere Los? Das werden wir wohl erst später erfahren ...

LG
BeBa

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Grazie, Beba, auf jeden Fall ist die Spannung, das zu erfahren, besser zu ertragen als Furcht.
Herzliche Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 28.10.20:
BeBa, ich fürchte, das werden wir nie erfahren, da beides gleichzeitig nicht eintreffen wird, und so die direkte Vergleichsmöglichkeit fehlt. Damit werden wir leben müssen 😉!
Liebe Grüße
mona

 Graeculus (26.10.20)
Du kennst gewiß das schöne Gedicht von Matthias Claudius (von Schubert vertont): "Der Tod und das Mädchen". Es vermittelt die Einsicht, die schon Epikur hatte: daß der Tod keine Bedrohung ist für uns.
Für die anderen Leser:
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod
Gib deine Hand, du schön zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Gracias, Graeculus, deine Kommentare sind fast immer Ergänzung und Bereicherung.

 GastIltis (26.10.20)
Hallo Ekki,
ein Sterbenswörtchen, ach ein Sterbenswort,
verbleibe doch und geh nicht fort!
Verweile, denn was folgen wird, ist Nacht;
das Sterben hat schon jeden umgebracht!
Herzlich grüßt dich sehr verbunden Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.20:
Vielen Dank, mein Freund für deine schönen Verse., Mir scheint, dass du als einziger die Bedeutung meines ersten Aphorismus erkannt hast. Es ist so wichtig, dass wir in unsem Leben immer für ein Wörtchen über das Sterben offen sind, denn dies bewahrt vor Hybris und lässt die schönen Momente des Lebens angesichts ihrer Vergänglichkeit als besonders kostbar erscheinen.
Je mehr wir stets des Todes gegenwärtig sind, desto vertrauter wird er uns und verliert seinen Schrecken.
Herzliche Grüße zurück
Ekki
INS (55)
(26.10.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.10.20:
Merci, Sin, ich kann dir gut folgen. :) Es kommt letztlich nur darauf an, dass wir nicht ratlos bleiben.
LG
Ekki

 RainerMScholz (27.10.20)
Oder wir fahren alle zur Hölle und treffen da unsere Versäumnisse, unser Versagen und unser Unvermögen. Deswegen wollen all die Alten nicht sterben.
Grüße,
R.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.20:
Merci, Rainer, das ist eine gute Definition der Hölle.
LG
Ekki

 monalisa (28.10.20)
Hallo Ekki, abgesehen von deinen geistreichen Aphorismen habe ich jetzt ein ganze Weile über das Wörtchen "Sterbenswörtchen" nachdenken müssen.
Was bedeutet es? Geläufig ist es uns in der Wendung: "kein Sterbenswörtchen sagen (verraten)", also in der Negation, da soll es das Schweigen, nichts Sagen, nichts Verraten ... eindringlich verstärken. Also sind damit wohl kaum die "letzten Worte auf dem Totenbett" gemeint.
Kein Sterbenswörtchen: absolut nichts darüber aussagen, verraten, wie es ist zu sterben und was danach kommt, das würde eher passen. So meine ich, ist es genau das, was dein Apo 2 ausdrückt. Wir wissen es nicht und können niemanden dazu befragen.

In deiner sinnigen Überschrift bedeutet es wohl: Wörtchen über das Sterben, über Leben und Tod, über Leben mit dem Tod. Ich glaube auch, dass dieser an Schrecken verliert, je mehr man ihn einbezieht. (Apho 5)
Apho 3, denke ich, trifft mit "Wiederkehr" vielleicht nicht ganz. Das "neue Leben" (so es das gibt) stell ich mir, ohne wirkliche eine Vorstellung zu haben, doch so anders vor, dass ich eher von Aufbruch in ein neues Leben sprechen würde.
Vor dem Sterben und dem Tod habe ich keine Angst, aber getrennt zu sein von allen und allem, was mir lieb ist, diese Vorstellung macht mich doch ein wenig traurig.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.20:
Herzlichen Dank für deine wiederum so anregende Interpretation, liebe Freundin. Wie gut, dass der Leser den Text macht und dass ich dich als Interpretin habe, denn meine Gedanken über die Bedeutung von Sterbenswörtchen waren seichter als deine tiefschürfende Betrachtung.
Auf jeden Fall habe ich mit Sterbenswörtchen in der Überschrift genau das gemeint, was du schreibst : "Wörtchen über das Sterben, über Leben und Tod, über Leben mit dem Tod." Für 3 finde ich "Aufbruch in ein neues Leben" auch treffender und werde es gerne übernehmen.
"Vor dem Sterben und dem Tod habe ich keine Angst, aber getrennt zu sein von allen und allem, was mir lieb ist, diese Vorstellung macht mich doch ein wenig traurig." Das geht mir ganz genau so.
Liebe Grüße
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(30.10.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.10.20:
Grazie, Sigi, ich hoffe, dass unserer Freundschaft noch einige Jahre mit heiterem Gedankenaustausch beschieden sind,
Herzlichst
Ekki
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