Was mich wundert

Ansprache zum Thema Luxus

von  eiskimo

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte
Unser Land gilt als entwickelt, die Leute sind  alle mal zur Schule gegangen, haben dort  gelernt,  zu rechnen  und gewisse logische Zusammenhänge zu erkennen;  man hat ihnen die Naturwissenschaften und  Natur nahe gebracht, auch so etwas wie politische Verantwortung und Ethik,  man lässt sie reisen, die Welt mit eigenen Augen sehen…
Mit diesen Privilegien und auf dieser Basis sollten die Menschen hier begriffen haben, dass ihre Art zu leben nicht umweltverträglich ist, ja, dass ihr exzessives Konsumverhalten die Zukunft der Menschheit zunehmend in Gefahr bringt. 
Vor allem der viel zu hohe Energieverbrauch  mit den damit verbundenen klimaschädlichen Abgasen wurde ihnen  immer wieder als eine der Hauptgefahren dargelegt und auch in all seinen Facetten erläutert. Das müsste also Eingang gefunden haben in die Köpfe.
Was mich wundert und  inzwischen auch empört: Diese wichtige Erkenntnis hat kaum signifikante Verhaltensänderungen zur Folge. Nach wie vor benutzt zum Beispiel eine übergroße Mehrheit dieser Bevölkerung täglich das Privatauto. Diese Leute tun das mit der allergrößten Selbstverständlichkeit und Nonchalance. Sie nutzen ihr Auto auch, wenn die Sonne scheint und Fahrradwetter wäre. Es ist auch fast immer ein sehr großes Auto. Schlimmer noch: Der Anteil der SUVs wächst sogar seit Jahren, jetzt boomt auch noch der Markt für Wohnmobile - da können also noch so viele Belege für die voran schreitende Klimaveränderung vorgelegt werden, es kommt kein wirkliches (!) Umdenken in Gang. .
Weiterhin werden täglich gesunde Schulkinder von Taxi-Mama bis vors Schulportal gekarrt , weiterhin quälen sich täglich Blechlawinen in die Innenstädte, weiterhin sitzen in all diesen Autos stets nur eine Person, weiterhin wird Freizeit nur in Auto-Kilometern gedacht., weiterhin ist der private Komfort das Maß aller Dinge.
Wo bleibt der Schritt von der Einsicht hin zur entschlossenen Tat?  In diesem Fall: Wann steigen die Leute endlich um auf umweltverträgliche Fortbewegungsmittel, wenigstens bei den kleinen Fahrten? Wann  überwinden sie sich, vielleicht  ansatzweise ihren Lebensstil zu ändern? Corona hätte da ja durchaus ein Anstoß sein können....
Wie gesagt: Ich wundere mich, wie langlebig die breitgesessene Bequemlichkeit und wie gering die Verantwortung für eine lebensfähige, überlebensfähige Umwelt ist.

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (26.06.21)
Wer Grün wählt, wählt auch das Flugzeug. Umweltpartei halt.

 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
Quatsch.
Wer Grün wählt, hat zumindest das Problem erkannt!

 Regina antwortete darauf am 27.06.21:
Kein Quatsch. Wer Grün wählt, hat nicht deren Opportunismus erkannt.

 eiskimo schrieb daraufhin am 27.06.21:
Ja, klar... Die Grünen, waren das nicht die, von denen etliche an der Masken-Beschaffung verdient haben und diffusen Deals mit Belarus?
Mono (70)
(26.06.21)
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 eiskimo äußerte darauf am 26.06.21:
Dass dieser Herr, den Du ansprichst, so lange im Amt war und ist, zeigt den Stellenwert, den das Thema bei unserer aktuellen Regierung hat.
Umso mehr müssen die Willigen Druck machen!
lG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 26.06.21:
Du hast recht, Mono. Ich wohne auf dem Lande und kenne viele Pendler, die keine andere Wahl als die Autonutzung haben.

 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
Auch auf dem Land könnte man kleinere, sparsamere Autos benutzen, bei Gelegenheit Fahrgemeinschaften bilden, kürzere Strecken per Fahrrad bewältigen usw....
Ich vermisse, wie gesagt, den Willen zur Veränderung....
Mono (70) meinte dazu am 26.06.21:
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 Graeculus meinte dazu am 26.06.21:
Der ÖPNV fällt (anders als der Fernverkehr) nicht in die Zuständigkeit des Bundesverkehrsministers. Die Landesregierung hier in Baden-Württemberg (Grüne/CDU) hat sich ein ehrgeiziges Projekt in den Koalitionsvertrag geschrieben: Jede geschlossene Siedlung (also ab Dorf aufwärts) soll von 5.00 bis 24.00 Uhr halbstündlich mit einem Bus verbunden werden.

Für das Dorf, in dem ich lebe, ist dies sogar fast schon verwirklicht (nämlich stündlich), und das halte ich für einen großen Fortschritt.

Wir müssen sehen, ob er angenommen wird, d.h. ob er dazu führt, daß dieser von eiskimo beschriebene Wahnsinn, daß eine Tonne Blech eine einzige Person befördert, eingeschränkt wird.
Die Blechtonne mit einem Elektro- statt einem Bezinmotor zu bewegen, halte ich für keine Lösung, denn so wird die Umweltbelastung nur von der Straße in den Bereich der Herstellung verschoben.

Politiker müssen freilich auch immer daran denken, daß an der Autoindustrie sehr, sehr viele Arbeitsplätze hängen - gerade in Baden-Württemberg. Wohl deshalb wird das Elektro-Auto als Kompromiß angesehen.

Ich persönlich halte diese Eine-Tonne-Blech-pro-Person-Mobilität auch in dieser Form für einen Irrweg; aber ich bin auch kein Politiker, der Wahlen gewinnen muß.
Dessen sollte man sich bewußt sein: Man kann 'am Stammtisch' jede Menge revolutionärer und hochmoralischer Ideen entwickeln, aber als Politiker muß man hin und wieder eine Wahl gewinnen. Und die gewinnt man nicht mit der Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Reduzierung von Bedürfnissen.

 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
Was Du ansprichst, ist die Schwäche der Demokratie: Unpopuläre Maßnahmen - so lebenswichtig sie am Ende sind - lassen sich dem Wahlvolk nicht verkaufen.
Leider wird das Klima nicht warten, bis unsere "Konsens-Weichspül-Maschine" durchgelaufen ist.

 Graeculus meinte dazu am 26.06.21:
Man muß in der Demokratie verschiedene Interessen austarieren, was als "Konsens-Weichspül-Maschine" erscheinen mag, aber nichts daran ändert, daß verschiedene Interessen legitim sind. Arbeiter im Braunkohlebergbau oder in der Autoindustrie haben ein legitimes Interesse an ihrem Arbeitsplatz bzw. daran, daß sie einen in etwa gleichwertigen anderen bekommen.

Die Monokultur eines einzigen legitimen Interesses, und sei es ein grünes, wäre eine Diktatur im Hinblick auf die anderen, unterdrückten Interessen.
Nein, ich verabscheue auch eine grüne Diktatur.

Gut kann ich mich übrigens daran erinnern, daß die Grünen das Projekt hatten, Deutschland solle Marktführer in grüner Industrie, damals die Solarzellen, werden. Und nun schau Dir einmal an, wer heute die Solarzellen herstellt. Der Weltmarkt sorgt dafür, daß die günstigsten Hersteller sich durchsetzen - und das sind nicht die deutschen mit ihren hohen Lohnkosten.

Du kannst natürlich - eiskimo als Spitzenkandidat der Grünen - dafür plädieren, unsere Löhne insgesamt zu halbieren.
Achte auf das nächste Wahlergebnis. Und auf Deinen eigenen Kontoauszug.

Antwort geändert am 26.06.2021 um 15:02 Uhr
LARK_SABOTA (37) meinte dazu am 26.06.21:
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 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
@graeculus
Wenn hierzulande die legitimen Interessen austariert werden, sitzen unsere Kinder und Enkelkinder nicht mit am Verhandlungstisch; auch die Alpengletscher und vom Aussterben bedrohten Arten haben da keine Lobby...
Ich fürchte einfach, dass sich mit dem Kippen des Klimas auch unsere Geschäftsgrundlage geändert hat - Dürre, Wasserknappheit, Hitze-Tote...da muss schneller und wirksamer reagiert werden. Ob es die Schwarzen, Gelben, Roten oder Grünen sind, die das veranlassen, ist mir völlig egal. Hauptsache, man erkennt endlich den Ernst der Lage.
@LARK_SABOTA
Vielleicht. Käme aber sehr drauf an, wie!

 AZU20 (26.06.21)
Ja, aller Anfang ist schwer, aber es geht auch bei Verzicht auf das Auto, zumindest teilweise. LG

 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
Richtig! Es fällt schwer, und es ist auch ein Verlust an Bequemlichkeit. Die politischen Parteien, die jetzt so tun, als ließe sich die Klima-Wende zum Null-Tarif herbei zaubern, sind unseriös.
LG

 TrekanBelluvitsh (26.06.21)
Es gibt dafür viele Erklärungen. Eine ist: Da Wissen generiert keine soziale Kontrolle. Das kann man auch bei anderen Themen sehen. Alkoholmissbrauch wäre so einer. Jeder weiß, was Alkohol bewirkt. Die gesellschaftliche Konsens dazu: Na und?

Wenn man sich hingegen in aller Öffentlichkeit ständig mit einem Hammer auf den Schädel schlägt, wird man mit Sicherheit irgendwann zwangseingewiesen. Denn das ist doch schädlich! :D

 eiskimo meinte dazu am 26.06.21:
Wer zu viel Alkohol zu sich nimmt, schadet in aller Regel nur sich selbst.
Wer weiter im Auto Vollgas gibt, verschlechtert mit die Klimabilanz für den ganzen Planeten
Deswegen sehe ich in einer Zurückhaltung beim Auto die höhere Dringlichkeit.
Dass Wissen nicht unbedingt zu mehr (Selbst-)Kontrolle führt, da stimme ich dir natürlich zu.
lG
Eiskimo

 Terminator meinte dazu am 29.06.21:
Wer zu viel Alkohol zu sich nimmt, schadet in aller Regel nur sich selbst. Wer weiter im Auto Vollgas gibt, verschlechtert mit die Klimabilanz für den ganzen Planeten
Dann sollten die Linken-Wähler ruhig noch mehr saufen und die Grünen-Wähler weniger SUV fahren und rumfliegen (die sind mit den FDP-Wählern die größten Klimasünder, der Unterschied ist, dass die FDP-Wähler den Anstand haben, sich kein gutes Gewissen durch leere Absichtserklärungen und symbolische Handlungen zu erkaufen).
LARK_SABOTA (37)
(26.06.21)
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 AchterZwerg (27.06.21)
Was mich ebenso wundert ist,
dass direkt nach einem weiteren Höhepunkt der Coronakrise wieder gut besetzte Kreuzfahrtschiffe in See stechen.
Orkane und Umweltkatastrophen jeder Art mehren sich. Politiker reisen per Flugzeug an und machen sich vor Ort ein Bild. Wir sind gerührt und gucken betroffen ...

 eiskimo meinte dazu am 27.06.21:
Was mich wiederum wundert: diese Kreuzfahrt-Dampfer sind echte Dreckschleudern. Dass die noch Hafenrechte kriegen... meine Heizung würde sofort stillgelegt, bei weit sauberer Leistung
Lg
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