Der Nirwanaspießer

Aphorismus zum Thema Alles und Nichts...

von  nadir

Nirwanaspießer


Der zärtliche, mit Scham behaftete Impuls, war so hilflos in ihm und was ist das Hilflose Gute in einem Herzen, wenn nicht der Quell seiner – gegen ihn selbst gerichteten - Bosheiten? Er spricht von den Umtrieben und Faxen des Fleisches, der Quantisierung seiner Begierden zu einem System der Enttäuschungen und er leiht ihnen denselben Lyrismus, den die Anderen ihren Umarmungen, Liebkosungen und Küssen verleihen. Von den Buchrücken seiner Liebschaften hat er Name für Name gestrichen - anonyme Anekdoten, eines zum vergessen bereiteten Bewusstseins. Es gibt nichts mehr, was über seine Vereinzelung hinausginge und über der Verdunkelung seines Herzens gehen keine Sonnen mehr auf. Die Zukunft formt sich in ihm, als sei er weder lebendig noch tot. Handeln - das ist Attitüde, mehr noch: grob. Denken? Dasselbe. Berufungslos braucht er keine Gründe mehr – was ist die Berufung den anderes als ein Grund und ein Grund anderes als eine aggressive Geste? Und dennoch hängt er an sich. Ganz befreien wird er sich nie: denn die beschämte Hilflosigkeit zur Liebe ist eine feste, fast unlösbare Fessel: ein Blauäugiger der Zärtlichkeit? Ein Möchtegern des Nirwana? Ein Unglücklicher?


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (14.02.24, 08:00)
Vielleicht sollte der Protagonist seine Vereinzelung endlich (!) annehmen?
Im Finale ist sie ohnehin unabdingbar ...

 nadir meinte dazu am 14.02.24 um 08:07:
Das wäre die Lösung, aber wer giert nicht insgeheim nach seinem Untergang?

 AZU20 antwortete darauf am 14.02.24 um 13:02:
Ja, da habt ihr beide was Rechtes herausgefunden. LG

 Terminator (15.02.24, 06:48)
Der Duktus des Aphorismus... Emil Cioran auf MDMA?

 nadir schrieb daraufhin am 15.02.24 um 07:05:
Cioran auf MDMA, ja . 

Cioran schrieb in meinen Augen die besten Aphorismen des letzten Jahrhunderts, ich mag es, seinen Stil ins Extrem zu treiben, zu überspitzen.
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