Lücken

Gedicht zum Thema Vergessen

von  AchterZwerg


Erinnern:

hermetisch in seinem Gehege


Am Stacheldraht

ritzt sich das Flüchtige

blassrot die Spuren der Liebe


Konturloses Reich

zwischen Gestern


und Jetzt




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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (23.02.24, 08:05)
Na, da hast Du mit wenigen Zeilen einen großen Bogen gespannt.  :)  LG Uwe

 AchterZwerg meinte dazu am 24.02.24 um 07:26:
Ja,
platt beantwortet: Die Erinnerung ist ein weites Feld. 8-)

 eiskimo (23.02.24, 08:07)
Wunderbar getroffen, dieses fahrige Zurückschauen irgendwo in das kontur(en)lose Reich mit den (verdrängten?) Stolperfallen aus Stacheldraht.
Ich erinnere mich....
LG
Eiskimo

 AchterZwerg antwortete darauf am 24.02.24 um 07:29:
Vielen Dank, Eiskimo.
In der (zeitweiligen) Selbstbeobachtung fällt mir auf, wie vieles doch zurechtgebogen oder gar geschönt wird.
Auf diese Weise gestaltet sich die eigene Vita zu einem überschaubaren Ganzen ...

 willemswelt (23.02.24, 08:47)
stark,Nr.8,kurz ,intensiv und vielseitig-einen Morgengruß,Willem

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 24.02.24 um 07:30:
Danke Willem.
Erinnerungen sind trügerisch: im Kern wahr, doch mit allerlei Deko überfrachtet. 8-)

 Saira (23.02.24, 13:26)
Das Gestern wird in der Geschichtserinnerung vieler fest verschlossen gehalten und das Heute verliert sich in einer konturlosen politischen Haltung.
 
Die Menschen, die im Gestern grausam starben, könnten, wäre es möglich, weinen.
 
Liebe Grüße
Sigi

 AchterZwerg äußerte darauf am 24.02.24 um 07:35:
Vielen, vielen Dank,
für diesen wunderbaren, weiterführenden Kommentar. <3 
Tatsächlich ist ja das verwendete Bild nicht an eine individuelle Retrospektive gebunden, sondern entlässt die Leser ebenso in eine allgemeinere Deutung.

Herzlichst
Heidrun

 GastIltis (23.02.24, 13:42)
Hallo Achter,
deine Zeilen sind für mich eindeutig, weil sie den Bogen so weit spannen, dass Verwechslungen (für mich) nicht möglich sind. Und da sind sie wichtig, weil sie ehrlich sind. Das Unehrliche und Unehrenhafte der Unwisenden und Nichtwissenwollenden schließe ich mal aus.
Herzlich Gil.

 AchterZwerg ergänzte dazu am 24.02.24 um 07:38:
Danke, Gil.
Zum Gesagten lässt sich auch das Nachlassen des Gedächtnisses im Alter hinzufügen, die sog. Gedächtnislücke eben.
Vielleicht ist dies aber das, was du mit deinem Kommentar ausdrücken willst ...

 DanceWith1Life (23.02.24, 15:39)
hermetisch scheint ja die Grundvoraussetzung jeder Erinnerung zu sein, beim Stacheldraht schrecke ich kurz zurück, das Flüchtige, hilft mir dann weiter, im Bild, da steh ich dann im "konturlosen Reich", da war doch jeder schon mal, oder?

 AchterZwerg meinte dazu am 24.02.24 um 07:42:
Weiß nicht, ob das so stimmt, Dancer ...
Die hermetisch verschlossene Erinnerung fällt eigentlich schon unter das Thema "Verdrängung."

Im konturlosen Reich befinden wir uns sehr häufig, da hast du ganz Recht. Und dies wird durch die einströmende Informationsflut nicht gerade besser ...

 DanceWith1Life meinte dazu am 24.02.24 um 18:55:
stimmt, ist schon sehr eine Sache des Blickwinkels, den meine Aussage da voraussetzt, lach, wobei Flut im digitalen Zeitalter ja fast eine Untertreibung ist, ich denke, also bin ich, muss da ja völlig neu definiert werden, wenn man schon KI geschaffene Kunstwerke finden kann.
Brot (39) meinte dazu am 02.03.24 um 11:35:
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 FrankReich meinte dazu am 02.03.24 um 11:55:
Was macht das für einen Unterschied, wenn Du nicht weißt, von wem ein Kunstprodukt stammt? 🤔

 DanceWith1Life meinte dazu am 02.03.24 um 16:24:
das wäre ja dann die entscheidende Frage, kann man den Unterschied erkennen, auch wenn man es nicht weiß?
Brot (39) meinte dazu am 02.03.24 um 16:49:
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 FrankReich meinte dazu am 02.03.24 um 23:34:
@DanceWith1Life
Es ist doch völlig egal, ob ein Affe, ein Nashorn oder ein Elefant ein Bild gemalt hat, wenn es gefällt, und ein Käufer bereit ist, dafür ein paar Scheine hinzublättern, hat er doch schon Kunst erworben, auch wenn das Nashorn Stubby bspw. sein eigenes Werk nicht zu schätzen weiß. Was jemandem gefällt, sei es ein Bild, ein Gedicht oder auch nur ein zum Kunstwerk erklärter Klumpen Fett; was jemand als Kunstwerk durchsetzt, das ist auch Kunst, den Beweis traten bereits sowohl die Dadaisten in den 1930er Jahren als auch Joseph Beuys an. 
Wer z. B. kann sich bei einer abstrakt gestalteten Leinwand eines Künstlers schon sicher sein, dass der nicht eine Horde Schildlröten hat darüber marschieren lassen, bzw. seine eigene Leistung nicht nur aus seiner Signatur besteht, aber wen interessiert das eigentlich, wenn es einem Käufer nur darum geht, einen XY an der Wand hängen zu haben? Nach einem van Gogh krähte zu dessen Lebzeiten kein Hahn, heutzutage könnte sich der Mann zwanzig Ohren wieder annähen lassen, würde er denn noch leben.
Sicher lässt es sich in vielen Fällen durch Experten feststellen, ob für ein Gemälde ein Uhu, ein Mensch oder eine KI verantwortlich zeichnet, ich denke aber, dass es für den ein Kunstwerk darstellt, der darauf abfährt, dazu muss ein Kunstschaffender nicht einmal über Bewusstsein verfügen. Gefallen macht schön und Kunst liegt im Auge des Betrachters, nur so wird ein Schuh daraus und passt immer. 👋😂
Brot (39) meinte dazu am 04.03.24 um 14:53:
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 AchterZwerg meinte dazu am 04.03.24 um 17:35:
Hallo Brot,
hier möchte ich widersprechen.
Es gibt eine Reihe von Kulturschaffenden, die die KI als neue Art der Kunst für sich entdeckt haben und damit eine weitere Möglichkeit ihre Ideen und Fantasien umzusetzen.
Einen davon habe ich vor Kurzem kennengelernt (Charles Schrader). Er ließ eine Serie von 6 Rembrandt Gemälden durch die KI neu interpretieren (Remaster) - mit den unglaublichsten Ergebnissen.
"Christus Sturm auf dem See Genezareth" ist eines der interessantesten Bilder, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
Ich denke, wir stehen erst am Anfang und eine Inclusion könnte durchaus gelingen ...
Andererseits verstehe ich (auch), dass sich viele Künstler durch diese Entwicklung bedroht fühlen.

Antwort geändert am 04.03.2024 um 17:36 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 05.03.24 um 11:52:
@Brot
Nein, tut sie nicht, denn der Algorithmus setzt ja nicht sein Produkt als Kunst durch, sondern diejenigen, die es anregen, es erwerben, als Kunst identifizieren, weitervertreiben, etc. 
@A-Z
Genauso verstehe auch ich es, der Mensch macht sich quasi zum Agenten der Maschine, indem er ihre Produkte vermarktet, usw.

👋😂

 diestelzie (24.02.24, 02:25)
"Hermetisch" und "Stacheldraht" klingt nach schmerzvoller Gefangenschaft. Das konturenlose Reich wirkt dagegen eher frei und friedlich. 
In den verschiedenen Phasen des Vergessens erlebt man sicher beides.

Liebe Grüße 
Kerstin ☀️

 AchterZwerg meinte dazu am 24.02.24 um 07:44:
Du sagst es, Kerstin. :)
Oft ist man sicherlich sogar dankbar, wenn sich Konturen verwischen, Ereignisse weichgezeichnet werden ...

Herzliche Grüße
Heidrun
Brot (39) meinte dazu am 02.03.24 um 11:39:
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 AchterZwerg meinte dazu am 04.03.24 um 17:38:
Bist wahrscheinlich keine große Verdrängerin ... 8-)

 Teo (25.02.24, 15:01)
Nun mein Zwerg,
dein Werk tangiert die Grenzen meines lyrischen Universums. Da mir die Attribute Anspruch und künstlerische Tiefe sehr wichtig sind, tu ich mal so, als wäre die Sache für mich klar.
Es bleiben Fragen, die vielleicht bei einem Gläschen Wein in deiner Naturholzlodge auf meinem Anwesen zu klären wären.
Liebste Grüße 
Teo

 AchterZwerg meinte dazu am 26.02.24 um 05:17:
Danke, Teo.
Das Beste wäre allerdings, wir würden das nächste KaVau-Treffen in Herne (oder davor) abhalten!
Dorthin würde ich sehr gern anreisen. :)
Und viele andere bestimmt auch!

Grüße der Hoffnung

 AvaLiam (27.03.24, 02:00)
Geliebter Achter,
ritzen?

Schneiden ...

wortkarge Grüße,
deine immertreue Ava

 AchterZwerg meinte dazu am 27.03.24 um 12:33:
Ava, du Schöne,

wie erfreulich, dass du dich mal wieder blicken lässt!
 Zwar bin ich mir nicht sicher, ob du nicht mit einerm HErrn, der ebenfalls mit A beginnt, sockenverpuppt bist, aber falls ja, bist du in jedem Fall "mein" Lieblingspüppchen. <3

Auf ewig grüßt der 8.Zwerch

 AvaLiam meinte dazu am 27.03.24 um 20:29:
Geliebter Achter,

ich puzzle mich noch immer Stück für Stück zusammen, was nicht ganz einfach ist, wenn die Farbe blättert. 
Leben passiert und ich hab das Gefühl, ich habe 7 Leben, jedenfalls deuten die einzelnen Herausforderungen daraufhin. 
Aber hey - ich bin hier - heute - und ich beabsichtige nach wie vor, zu bleiben.

Und ich kann dich beruhigen - seit meinem Unfall sind Socken unerträglich geworden.
Insofern - nein - ich bin mit niemanden sockenverpuppt, falls ich dich jetzt richtig verstehe (meine Leitung hat in den letzten Monaten ein paar Dehnungsstreifen erhalten).
Ein Herr mit A? Na - ob das so Sin(n) macht?
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