Meine erste Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz

Ansprache zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Ich war neugierig, was künstliche Intelligenz bei der Erstellung poetischer Texte leisten kann.

Es ist bei KV bekannt, dass ich Sonette auf berühmte Dichter schreibe. In diesem Zusammenhang unternahm ich einen Versuch.

Ich fand mit wrizzle.ai einen kostenlosen Textgenerator, der anbietet, kostenfrei in begrenztem Umfang poetische Texte zu generieren. Ich machte einen Versuch, bei dem ich ins Suchfeld eingab, dass ich mir ein Sonett auf Heinrich Mann wünschte. Man kann zusätzlich Stichworte eingeben, was man sich besonders von dem Text erwartet. Ich optierte: „Auf das Werk Manns bezogen“.

Von dem Ergebnis war ich positiv und negativ überrascht, aber der positive Eindruck überwog.

Zunächst verblüffte mich die ungeheure Geschwindigkeit der Erstellung, die in 10 Sekunden erledigt war.

Besonders eindrucksvoll war die metrische Leistung. Ich konnte bei den 5hebigen Jamben keinen Fehler entdecken. Inhaltlich war das Sonett eher enttäuschend. Die beiden Hauptwerke Heinrich Manns, „Der Untertan“ und „Professor Unrat“ wurden zwar erwähnt, aber das Gedicht war von einer solchen abstrakten Allgemeinheit, dass es auch auf andere Dichter hätte passen können.

Ich versuchte es jetzt noch einmal mit anderen Optionen, zum Beispiel „rühmend“, „feierlich“, „kritisch“. Ich erhielt tatsächlich andere Fassungen des Sonetts, die wiederum metrisch einwandfrei waren, aber inhaltlich wegen der unpräzisen Ausdrucksweise nicht überzeugten.

Ich überprüfte das Ergebnis zu Heinrich Mann, indem ich die KI Sonette auf zahlreiche andere Dichter verfassen ließ. Die Ergebnisse ähnelten sich sehr: Die Gedichte waren metrisch einwandfrei, doch inhaltlich von einer solchen Allgemeinheit, dass sie fast austauschbar waren.

Ich habe nicht herausgefunden, wie man die zeitliche Vorgabe der Erstellung von wenigen Sekunden auf einige Minuten strecken kann. Vielleicht wären so auch inhaltlich bessere Ergebnisse möglich.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (28.12.24, 01:37)
Interessant! Möglicherweise liegt das Ergebnis daran, daß es darüber, was ein fünfhebiger Jambus ist, keine Meinungsverschiedenheit gibt, wohl aber zur inhaltlichen Bewertung bestimmter Schriftsteller. Da die KI das gesamte Netz als Informationsgrundlage hat, ohne eine persönliche Bewertung vorzunehmen, kommt dann sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner aller Meinungen heraus.

Kommentar geändert am 28.12.2024 um 01:38 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.12.24 um 11:32:
Dieser gemeinsame Nenner aller Meinungen ist bei allen von KI erzeugten Sonetten ein verallgemeinerndes Lobpreisen, das wie gesagt kaum begründet wird. Deine Vermutung könnte auf umstrittene Autoren zutreffen, aber die Sonette auf Lieblinge der Poesie sehen nicht anders aus. Auch sie sind abstrakt rühmend.

 FrankReich (28.12.24, 05:55)
Hi Ekki, stell Dir so etwas wie einen Wissenskatalog vor, aus dem sich das Programm der KI bedient, je präziser Du Deine Wünsche, bzw. Erwartungen formulierst, desto besser können sie erfüllt werden, das schafft das Programm dann (nach menschlichem Empfinden) unabhängig von der Arbeitsgeschwindigkeit, je weniger Informationen das Programm also erhält, desto oberflächlicher verfährt es (noch), mit anderen Worten: Es wächst an seinen Aufgaben, indem es von diesen "lernt".🙂

Ciao, Frank

 AchterZwerg (28.12.24, 06:51)
Ja, lieber Ekki,

mit der Poesie tut sie sich (noch) schwer, kann aber bereits sehr gute Schriftstücke aus dem Rechtsbereich oder (teilweise) aus den Naturwissenschaften verfassen.

Und entzückende Bilder ausspeien. Denk nur mal an das weihnachtsmännische Osterkarnickel, das ich dir geschickt habe.

Das wird schon alles. Oder nicht. 8-)

Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 28.12.24 um 11:46:
Liebe Piccola,
ich bin auch davon überzeugt, dass dieses selbstlernende System in Kürze inhaltlich bessere Sonette produzieren wird. Darin liegt natürlich die große Gefahr, dass es plagiiert wird. Diese Gefahr ist jetzt schon sehr groß, wenn man bedenkt, dass man, je nach Eingabe, in kürzester Zeit unterschiedliche Sonette auf einen Autor erhält. 
Herzliche Grüße
Ekki

 Saira (28.12.24, 08:43)
Moin Ekki,
 
meine Erfahrung mit KI-generierten Bildern hat mich staunen lassen. Ich habe urkomische Fotos kreiert, die ich später wieder gelöscht habe. Sollte ich mal wieder einen Kaktus benötigen, der Fussball spielt, dann gehe ich zu KI
 
In Bezug auf Texte, die die Poesie betreffen, bin ich misstrauisch, da ich der Meinung bin, dass die Poesie die Gedanken und Gefühle des Schreibenden braucht.
 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 28.12.24 um 18:14:
Liebe Sigi,
ich bin aus demselben Grunde wie du skeptisch gegenüber der KI, weil ich es nicht für ausgeschlossen halte, dass sie sich gegenüber ihrem Schöpfer, dem Menschen, verselbständigen wird. Dennoch halte ich es für wichtig, sich auf sie einzulassen, um aus Erfahrung die Regeln ihres Spiels zu lernen.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (28.12.24, 11:43)
Moin Ekki,

das ist interessant und ich habe es auch gleich ausprobiert. Die ersten Ergebnisse waren erstaunlich und skurril zugleich. In den beiden Schlussstrophen wird es in der Tat sehr allgemein.

Zum Glück war das tägliche Limit schnell erreicht. 

Schöne Grüße, 
Dirk

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 28.12.24 um 18:43:
Hallo Didi,
wenn es bei dem derzeitigen kreativen Stand der durch KI erzeugten poetischen Texte bliebe, bräuchten wir uns nicht zu sorgen. Ich fürchte aber, dass die Entwicklung so rasch voranschreiten wird, dass bald von KI generierte Texte von individuellen nicht mehr zu unterscheiden sind.
Liebe Grüße
Ekki

 Moppel (28.12.24, 15:38)
Interessanter Versuch, Ekki. der das produzierte, was ich auch vermutet hätte. Dennoch sehe ich in KI die Gefahrr, dass sie genau von uns lernt. Gefühl lernt von unseren poetischeren Stücken.

Ich halte tatsächlich nichts von KI. Möchte auch keine humanoiden KI-Krankenschwestern. Aber danach wird nicht gefragt.
LG von M..

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 28.12.24 um 18:50:
Grazie, Monika, in der Ablehnung von KI sind wir uns einig. Ich habe mich auf diesen Versuch eingelassen, weil ich aus eigener Erfahrung einen ersten Eindruck gewinnen wollte, wie sie funktioniert.
LG
Ekki

 Teo (28.12.24, 16:52)
Hi Ekki,
Ich habe da auch schon interessante Informationen erhalten. Was ich schon alles gemacht habe!
Nun habe ich zufällig den Nachnamen eines polnischen Fußballnationalspielers.
Mein Gott...was diese KI mir alles angedichtet hat.
Lieben Gruß 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.12.24 um 18:57:
Sei unbesorgt, Teo, dein guter Ruf ist so unerschütterlich, dass selbst KI den Glanz nicht trüben kann. :)

Liebe Grüße
Ekki

 Aron Manfeld (28.12.24, 17:37)
Lieber Ekkehart,

mal unter Pastorentöchtern: Du hattest Deine letzten Sonette doch schon mit KI geschrieben, oder?

Dir ein gesundes und glückliches 2025!

Dein Aron

 Teo meinte dazu am 28.12.24 um 19:00:
mein lieber Aron,
wenn KI ein Sonette schreiben will, nimmt es bei Ekki Nachhilfe.
Alles klar?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.12.24 um 19:04:
Hallo Aron,

wenn ich mein erstes Sonett mit KI schreibe, wirst du der Erste sein, der es erfährt, aber nur privat.

Auch dir ein gesundes und glückliches neues Jahr.

 harzgebirgler (29.12.24, 10:22)
hallo ekki,

was dein versuch mir eindeutig beweist:
der ki wird es fehlen stets an geist.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.12.24 um 18:53:
Ich hoffe, Henning, du hast recht.
sonst wär's für Individualismus schlecht.

Merci und guten Rutsch
Ekki

 Tula (29.12.24, 21:41)
Hallo Ekki
Das Ergebnis überrascht mich wenig, auch die Sekundenschnelle nicht. Obgleich ich denke, dass KI durchaus gewisse Wettbewerbe gewinnen könnte, bei denen eine inhaltlich völlige Zusammenhanglosigkeit durchaus als Qualitätsmerkmal verstanden werden. Hauptsache, es klingt interessant  ;)

Kraweelische Grüße
Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.12.24 um 22:18:
Ein interessanter Hinweis, Tula. In der Moderne ist inhaltliche Zusammenhanglosigkeit als Qualitätsmerkmal denkbar.
Nachdenkliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (29.12.24, 21:46)
Hallo Ekki,

zum Thema Künstliche Intelligenz hab ich mich unter verschiedenen Genres schon geäußert.
 
Vor fast zwei Jahren habe ich der KI einen Text vorgelegt und um vier Kommentare gebeten, einen positiv freundlichen, einen neutralen sachlichen, einen kritisch ablehnenden und einen beleidigend und unflätigen. Letzterer wurde sofort mit Verweis auf die Anstaltsregeln abgelehnt!
Für die andern hatte ich Sonderwünsche wie, Benutzung vieler Fremdworte, hinzufügen einer Zitats, eines Scherzes oder eines Aphorismus, etc.
Innerhalb weniger Sekunden waren die Kommentare fertig, sprachlich einwandfrei, ohne Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler!
Einzige dieser Umstand, hätte den Leser stutzig machen können.

Mit der KI ist es so wie mit allen großartigen Erfindungen, sie sind den Guten ein Nutzen und den Bösen ein Werkzeug.

Und den Schreibenden zum Trost, sie ist nur verdammt schnell und verfügt über eine gigantische Datenbasis, aber eine eigene Idee, eine plötzliche Inspiration, wird sie nie haben.
Und das ist gut so!

Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.12.24 um 12:45:
Grazie, Tasso, deine Zusammenfassung zu KI gefällt mir gut: "den Guten ein Nutzen und den Bösen ein Werkzeug."
Man kann von den durch KI erzeugten Texten lernen, um die eigenen zu verbessern.
Mit herzlichen Wünschen für ein gesundes, glückliches neues Jahr
Ekki

 plotzn (31.12.24, 12:26)
Ein interessantes Experiment, lieber Ekki.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die KI mit der Zeit (und vermutlich sehr schnell) auch auf diesem Gebiet besser werden wird.

Und dann muss sich die Schwedische Akademie Gedanken machen, wie sie sicherstellen kann, dass der Nobelpreis für Literatur nicht einer Software überreicht wird ;) .

Liebe Grüße und einen guten Rutsch!
Stefan
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