Literarisches Rätsel 17. Weltliteratur eines heimatlosen Lyrikers

Ansprache zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Ein herausragendes Gedicht zeugt für seine lebenslange Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

Die Gruppe 47 lehnte es wegen seiner Vortragsweise ab und verhöhnte den Autor, der spätere Einladungen nicht mehr annahm. Seine Lyrik reflektiert Sprache und Kommunikation sowie Grenzerfahrungen.

Der einzige Sohn konnte die Deportation und den Tod seiner Eltern in einem jüdischen Ghetto nie verwinden.

Er floh aus dem stalinistischen Rumänien nach Wien, wo 1947 sein erster Gedichtband mit Verweisen auf Vergänglichkeit und Tod im Titel gedruckt wurde. In Wien begann er 1948 ein Liebesverhältnis mit Ingeborg Bachmann, das nach Unterbrechungen im Oktober 1957 bis Mai 1958 in Paris wieder aufgenommen wurde.

Sein bekanntester Gedichtband 1952 weist im Titel einen Blumennamen auf und will dem Vergessen entgegenwirken.

Wegen der Wertschätzung der Philosophie war der Autor Heidegger freundschaftlich verbunden.

Er erwarb zwar die französische Staatsbügerschaft, doch die deutsche Sprache blieb seine einzige Heimat.

Mehrfache Depressionen lassen seine späte Lyrik kryptisch erscheinen. Ein herzlicher Empfang in Israel 1970 gibt seinem Leben nicht mehr den gewünschten Sinn.

Nach seinem Suizid fand man auf seinem Schreibtisch eine aufgeblätterte Biografie Hölderlins, die auf dessen geistige Umnachtung verweist.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (17.04.25, 00:09)
Wolfgang Borchert?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.04.25 um 00:13:
Der ist berühmt für seine Kurzgeschichten

 TassoTuwas (17.04.25, 00:19)
Hallo Ekki
das Gedicht mit der "schwarzen Milch" stand zu meiner Zeit in den Lehrplänen.
LG TT

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 17.04.25 um 00:25:
Merci, es gibt kein anderes Gedicht, das mich so ergriffen hat wie dieses, Tasso.
Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 17.04.25 um 06:30:
Dito. :)

 Aron Manfeld (17.04.25, 00:20)
Max Frisch?

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 17.04.25 um 00:30:
Gracias, Aron, der ist es nicht. Aber ich schätze den Dramatiker sehr

 Aron Manfeld ergänzte dazu am 17.04.25 um 00:36:
Paul Celan?

 AchterZwerg meinte dazu am 17.04.25 um 06:33:
Was lange währt, wird endlich ...

In deinem Fall befürchte ich aber, dass du des Rätsels Lösung bereits nach dem ersten Satz erkannt hast - ebenso wie ich. ;)

 AchterZwerg (17.04.25, 06:39)
Für mich der Größte unter den Großen. Hand in Hand mit Hölderlin.
Seine große Liebe zu Ingeborg Bachmann ("Wir sagen uns Dunkles") wurde vielfältig literarisiert. - Nicht immer gut.

Das ändert aber nicht an seinem herausragenden Werk. :)

 Aron Manfeld meinte dazu am 17.04.25 um 08:29:
Und mir sagst Du immer, ich sei der Größte ...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.04.25 um 11:21:
Hallo Piccola,
für mich gehört er auch zu den größten Poeten. Das mag aber auch daran liegen, dass er immer wieder Betroffenheit bei mir auslöst, zum Beispiel
Espenbaum
ESPENBAUM, dein Laub blickt weiß ins Dunkel.
Meiner Mutter Haar ward nimmer weiß.
Löwenzahn, so grün ist die Ukraine.
Meine blonde Mutter kam nicht heim.
Regenwolke, säumst du an den Brunnen?
Meine leise Mutter weint für alle.
Runder Stern, du schlingst die goldne Schleife.
Meiner Mutter Herz ward wund von Blei.
Eichne Tür, wer hob dich aus den Angeln?
Meine sanfte Mutter kann nicht kommen.
[size=-1]  [aus [i]Mohn und Gedächtnis[/i], Stuttgart 1952][/size]

 Augustus meinte dazu am 17.04.25 um 12:39:
Das Gedicht von Paul Celan verstärkt sich aus dem uns bekannten Kontext, weil dieser gerade einen traurigen und schrecklichen Hintergrund hat. Die gewalttätige Art und Weise, wie die Mutter verstarb, aufgrund ideologischer Verherrlichung bereits durch den ersten Weltkrieg Gedemütigten,  die nur zwei Welten kannte „Sieg oder Tod“ von der Hand der selbst später Todgeweihten und in der Welt verhassten Mördern, die selbst anfingen aus dem gedemütigten Geiste andere zu demütigen, zeichnet den Hintergrund, woraus sein Gedicht die entsprechende menschlichen Empfindungen über den zutiefst ungerechten Verlust eines geliebten Menschen bezieht. 


 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.04.25 um 18:28:
Danke für das Einbringen der historischen Perspektive, Augustus.

 Teo (17.04.25, 09:00)
Moin,
Ich gebe zu, ich musste etwas googeln.
Einige kannten ihn sofort. Mich stört ein wenig, dass es mich nicht stört, dass ich so doof bin. Ich danke Ekki für seine Bemühungen, da Abhilfe zu schaffen.
Wer wie ich früher nur Fix und Foxi, Mickey Mouse Hefte und St. Pauli Nachrichten gelesen hat, hat es schwer. Trotzdem...Aron ist fast straffällig schlau.
Euch allen einen grünen Donnerstag 
Teo

 Teo meinte dazu am 17.04.25 um 09:14:
Habe gerade sein Werk "Todesfuge" gelesen. Ja..hochpoetisch. Gut, ich schreibe da geringfügig anders.
Wir haben übrigens Werke von ihm irgendwo zu Hause stehen.
Ich muss mal gucken...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.04.25 um 11:36:
Ich weiß ja, Teo, dass bei dir immer Selbstironie mitschwingt. Aber wer ist wirklich doof? Aus meiner Sicht einer, der sich ständig Anregungen verschließt. Du gehörst zu denen, die kreativ immer wieder Anregungen geben.
Einen guten Einstieg in Celans Lyrik bietet  Paul Celan: Ausgewählte Gedichte

 Teo meinte dazu am 17.04.25 um 12:48:
Hi Ekki,
Ja, doof. Es will keiner sein, aber alle haben Spaß. Ich sauge deine Anregungungen stets gierig auf.
Du, Wolfgang, Tasso, Zwerg...um nur einige zu nennen, bereichern dieses Forum. Das da aus der Gosse auch Neid, Missgunst und Boshaftigkeit hochgespült wird, mag mehr erheitern.
Mein Wunsch an alle.. Weiter so!
LG
Teo

 Aron Manfeld meinte dazu am 17.04.25 um 19:03:
Und ich, lieber Volker?

 Teo meinte dazu am 17.04.25 um 19:05:
Schätzelein, was möchtest du denn?

 Aron Manfeld meinte dazu am 17.04.25 um 19:10:
Einen schönen Autorenkommentar, nicht so gehässig wie der letzte ...

 Teo meinte dazu am 17.04.25 um 19:24:
Gehässig? Ich bitte dich. Mein zweiter Vorname ist liebenswürdig. Was allerdings nur User mit einer gewissen Grundintelligenz wahrnehmen.
Also Du!!!

 Aron Manfeld meinte dazu am 17.04.25 um 19:35:
Dann schreibe bitte:

Ein Dichter mit einer gewissen Grundintelligenz, den ich abgöttisch verehre.

 harzgebirgler (17.04.25, 10:29)
hallo ekki, 

seine "todesfuge" stieß mich immer ab
denn er brach dort über deutschland voll den stab.

beste grüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.04.25 um 11:41:
Henning, die Todesfuge meint Nazi-Deutschland, das seine Eltern umbrachte. Obwohl er lange in Paris lebte, blieb Celan der deutschen Sprache immer treu.
Beste Grüße
Ekki

 Tula (17.04.25, 22:46)
Hallo Ekki
Um ganz ehrlich zu sein: Ich kaufte mir sein Gesamtwerk, angeblich mit guten, hilfreichen Anmerkungen. Nach etwa 200 Seiten gab ich auf, die Anmerkungen des Experten waren alles andere als hilfreich und erklärten absolut nichts. Schöne Sprache - gewiss, aber wer den religiösen Hintergrund oder persönliche Details aus seinem Leben nicht kennt, der muss sich aufs Rätseln verlassen.

Im Gegensatz zu seiner geliebten Bachmann. Bei ihr lag ich in der persönlichen Interpretation sicher auch ab und an daneben. Aber insgesamt zugänglich und inspirierend zugleich. 

LG Tula
Zur Zeit online: