Wenige Tage später kam ich an einem kleinen Haus ganz in Nähe meiner eigenen Wohnung vorbei. Mein Blick fiel zufällig - oder war es schicksalhaft gewollt - auf das am Gartenzaun angebrachte Namensschild.
Ich stutzte. Wohnte hier etwa jener Michael Borke, mit dem ich einige Jahre zuvor an den deutschen Hochschulmeisterschaft im Schach teilgenommen hatte? Schon wollte ich den Klingelknopf drücken, überlegte es mir dann doch anders. Warum nicht mal dem Schicksal eine Chance geben?
Wiederum ein paar Tage später fuhr ich mit dem Bus in die Innenstadt, als jener Michael zustieg. Natürlich sprach ich ihn sofort an und im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass er tatsächlich in einer Hälfte jenes besagten Hauses zur Miete wohnte. Spontan lud er mich ein, ihn einmal zu besuchen.
Ich war sehr berührt von dieser Begegnung, zumal er mit erzählte, dass er normalerweise immer nur mit dem Fahrrad - aktuell defekt - unterwegs wäre. Hatte hier das Schicksal fügend eingegriffen?
Als ich ihn zwei Wochen später abends besuchte, war ich schon etwas überrascht ob der spartanischen Möblierung seiner Wohnstube.
Michael begründete es vor allem mit seinem esoterischen Lebensstil. Ihm wären die materiellen Dinge nicht so wichtig. Es ginge um das Verstehen und Praktizieren spiritueller Wahrheiten. Dazu gehöre genügsame Lebensweise.
Tatsächlich gelang es ihm an diesem Abend mein Interesse an der Esoterik zu wecken. Ich begann mich in der Folge mit Astrologie, Tarot und der Reinkarnationslehre zu beschäftigen.
Die Inhalte saugte ich auf wie ein trockener Schwarm das Wasser. Eine neue faszinierende Welt tat sich vor mir auf. Der Sinn des Lebens schien plötzlich zum Greifen nahe.
Wie hätte ich zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass ich auf einen grandiosen Irrweg geraten war, an dessen Ende ein tiefer Abgrund auf mich warten würde?