Am Meer

Gedicht zum Thema Sehnsucht

von  Saira

Müde Möwen treiben mit den Winden,
sie sinken in den Abend sacht –
es verblasst das Lächeln auf den Wellen,
das kurz noch in der Sonne lacht.

 

Im Nebel ruft ein fernes Bootshorn,
die Küste hält den Atem still,
nur das Meer rauscht sanft im Zwielicht,
so wie mein Herz es fühlen will.

 

Überm Wasser dämmert sanft der Morgen,
die Nacht vergeht, der Tag erwacht.
Mein Spiegelbild im Glas verschwimmt,
die Stille hält mich mild bewacht.


Draußen ziehen Schiffe ihre Spuren,
als schrieben sie ein fernes Wort,
das niemand liest, das niemand deutet –
nur ich trag seine Sehnsucht fort.

 

Dort am Horizont die leisen Schimmer,
das Blau verweht im weiten Raum.
Muscheln blinken, wie verlorne Augen,
die träumend ruhn im flachen Schaum.


Jede Welle scheint mir zuzuraunen,
von dir, von uns, von einem Wir –
und in den Salzgeschmack der Stunde
haucht still das Meer: „Bleib hier – bei mir.“

 

Ich möchte fort, hinab zum Ufersaum,
wo Wind und Woge Namen tragen,
möcht meinen Herzschlag in den Wind
und meine Fragen in die Wasser sagen.


Das Meer, es ruft – so tief, so klar,
als trüg es Antwort in sich drin,
und jede Bö will mich erinnern:
dass ich aus seiner Weite bin.

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025



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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (06.10.25, 11:02)
Hallo Sigi,

du hast weit meer gesehn als andere.
Drum mach nur weiter so und wandere
am Ufer lang, genieß die Sicht
und schreibe manchmal ein Gedicht.

Liebe Grüße, 
Dirk

 Saira meinte dazu am 07.10.25 um 08:43:
Moin Dirk,
 
ich folge den Möwen und schreibe, solange sie mir nicht die Stifte klauen oder das Meer sie verschluckt.  :)

Die Spuren meiner stillen Lieder
verwehn, wo weiße Möwen ziehn,
doch manchmal kehrt ein Klang herüber,
wie Schritt im Sand -  kaum noch zu sehn.

 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (06.10.25, 11:27)
Hallo Sigi,

die Substanz des Gedichts zeigt, dass das Lyrische Ich aus der Weite des Meeres ist.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira antwortete darauf am 07.10.25 um 08:45:
Moin Ekki,

ja, vielleicht trägt das Meer mehr von uns in sich, als wir ahnen. Manchmal glaube ich, es schreibt unsere Geschichten in den Sand und löscht sie gleich wieder fort.
:)
 
Herzliche Grüße
Sigi

 Pearl (06.10.25, 12:13)
"Muscheln blinken, wie verlorne Augen,"

Mein Lieblings ♡ Vers!

Liebe Grüße, Pearl

Kommentar geändert am 06.10.2025 um 12:20 Uhr

 Saira schrieb daraufhin am 07.10.25 um 08:46:
Das freut mich sehr, liebe Pearl,
 
die Muscheln sind meine heimlichen Co-Autorinnen ... sie bestehen auf Glanz und Melancholie.   :)
 
Liebe Grüße
Saira

Antwort geändert am 07.10.2025 um 08:56 Uhr

 plotzn (06.10.25, 14:30)
Man spürt die Sehnsucht in und zwischen den Zeilen, liebe Sigi!

Das Meer erweckt in uns Gefühle,
fast wie ein vorteilhafter Tausch
von Ofenwärme gegen Kühle
und Langeweile gegen Rausch.

Liebe Grüße
Stefan

 Saira äußerte darauf am 07.10.25 um 08:48:
Moin, lieber Stefan,
 
ich hab’s ausprobiert: Meer statt Heizung ... es funktioniert, aber nur mit ordentlich Rum im Tee.

Ich tausch den Rauch der Stubenwärme
gern gegen Salz und Windgebraus.
Wo Meer und Himmel sich umarmen,
ruht still mein Herz – und läuft zugleich hinaus.

 
Liebe Grüße
Sigi

 Hannes (06.10.25, 20:09)
Hallo Saira,
wie immer von dir wunderbare Verse, die einen beim Lesen dorthinziehen, wo du gerade stehst.
Aber wie so oft, wenn ich von Meer und Sehnsucht lese, fällt mir mein Liebling Heinrich Heine ein, der unvergleichliche Polemiker und sein so sehre gerührtes Fräulein.
                       Das Fräulein stand am Meere
                         Und seufzte lang und bang,
                             Es rührte sie so sehre
                             Der Sonnenuntergang.

                       Mein Fräulein! sein Sie munter,
                            Das ist ein altes Stück;
                           Hier vorne geht sie unter
                        Und kehrt von hinten zurück.

 Saira ergänzte dazu am 07.10.25 um 08:50:
Moin Hannes,
 
Heine hat’s gewusst ... man darf das Meer nicht zu ernst nehmen. Sonst schickt’s einem Gischt ins Gesicht und ruft: „Zurück kommt sie immer, die Sonne!“  :)

Heine lacht vom Dünenschatten,
sein Wort zieht scherzend mit der Flut;
doch selbst sein Lächeln wird ermatten,
wenn Sehnsucht schweigt und Stille ruht.

 
Danke für deine Spuren!

Liebe Grüße
Saira

 Teo (06.10.25, 20:14)
Tja Sigi, was soll ich schreiben...einfach wunderbar!
Das nennt man auch Liebe. Du hättest locker noch weitere vier oder fünf Strophen hinbekommen. 
Nahezu euphorisch.
Mit Herne geht es mir fast ähnlich...
Es grüßt dich und das Meer
Teo

 Saira meinte dazu am 07.10.25 um 08:55:
Moin Teo,

hab vielen Dank! Ich schwöre dir, die restlichen fünf Strophen hat mir der Wind verweht … irgendwo zwischen Ebbe, Flut und Herne.   :)
 
Vielleicht, wenn Nordwind wieder flüstert,
find’ ich sie leis im Abendlicht,
sie ruhn in Herne’s stillen Gärten,
wo Sehnsucht durch die Zweige bricht. 

 
Liebe Grüße
Sigi

Antwort geändert am 07.10.2025 um 08:55 Uhr

 Teo meinte dazu am 07.10.25 um 09:07:
Oh Sigi,
durch die Zweige gebrochen...das ist lange her. Das war 1977 nach einem 2:1 meiner Westfalia gegen die schwarz gelbe Trachtengruppe aus dem östlichen Ruhrgebiet.
Ja gut...15 Pils, das muss erst mal einer schaffen!

 TassoTuwas (07.10.25, 09:44)
Moin Sigi,

ich werde beim Webmaster beantragen, dass jeder der hier schreibt, nur ein Meer-Gedicht pro Jahr veröffentlichen darf, und keines mehr.
Das Meer ist bekannterweise voller Wasser und manchmal ist das auch in den Augen, besonders wenn man davon liest und hunderte Kilometer bis zum Deich braucht.

Ich weiß, du verstehst mich
Liebe Grüße
TT



Kommentar geändert am 07.10.2025 um 09:47 Uhr

 Saira meinte dazu am 07.10.25 um 11:23:
Moin, mien leeve Jung Tasso,
 
jo, dat hest du man fein seggt – wenn dat Meer all de Verse lesen müßt, denn würd’t wohl sülvst mol in Tranen utbreken. Aver wat sall’s?
 
Dat Water hett Platz för all uns Dichten, un wenn wi ok alleen bi de Waterkant stahn, denn löppt dat Sülvige doch dor inne – en bietje Solt, en bietje Leev, en bietje Wehmut ...
 
Ik verstah di good – mennigmaal sünd de Tränen slimmer as’t Sturmflut.
 
Un dat Meer seggt still un sacht:
 
„Kumm man her, mien Hart, nich bang,
hier is nix vörswemmt all so lang.
Dat Water weet, wat Leevde is,
un jeden Weg, den du vergeten hüst.“

 
Hartlich Grööten ut’n Norden,
Sigi
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