Alle 9.503 Textkommentarantworten von Graeculus

07.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Es wird allmählich unübersichtlich. Habe ich jetzt irgendwo noch eine Antwort Deinerseits unbeantwortet gelassen?"

08.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Dann ist es gut; ich muß mir schon mit der Suchfunktion helfen, um einigermaßen den Überblick zu bewahren."

09.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Plinius d.J. schreibt über Christen, nicht über Jesus Christus - deshalb hatte ich ihn nicht erwähnt. Ich vermute stark, daß einem Heiden - und ein solcher bin ich ja selbst - die tieferen Annahmen des christlichen Glaubens immer verschlossen bleiben werden (und natürlich werden sie nicht 40 Jahre ihrer knappen Lebenszeit aufwenden, um daran etwas zu ändern). Es ist das, was das Christentum exklusiv hat, was es nicht mit dem Heidentum teilt. Meine Kandidaten dafür: das Konzept der Sünde, die Umwertung der Werte (arm, schwach, jenseitig > reich, stark, diesseitig), die Askese um des himmlischen Lohnes willen."

06.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Danke für den Hinweis auf W. B. Yeats, dessen Werke ich habe; da werde ich nachschauen. Ein schönes Zitat! Nun schließt sich gleich eine weitere Frage an: Auf welchen namenlosen Fakir der griechischen Antike spielst Du an? Meinst Du Empedokles, der in den Ätna gesprungen sein soll? Doch hier ist keine spezifische Absicht fühlbar wie beim Tod Jesu. Da von den beiden Berichten ja historisch allenfalls einer wahr sein kann, können wir eine pädagogische Absicht des Überliefernden (Platon oder Teles) nicht ausschließen: welch ein vorbildlicher Tod! Platon erscheint mir pessimistisch (das Leben als Krankheit, der Tod als Heilung), Teles ... heiter. Das Verspritzen des Restes im Becher spielt auf ein in der Antike beliebtes Spiel an: das Kottabos-Spiel, bei dem man versuchte, mit Wein ein Ziel zu treffen. Die Szene verwechselt Teles möglicherweise mit dem von Xenophon (Hellenika II 3, 56) geschilderten Tod des Theramenes, wo dieser dergleichen tat und zitiert wird mit: „Κριτίᾳ τοῦτ‘ ἔστω τῷ καλῷ.“"

08.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Von Platen (assoziative Verbindung zu Platon?) habe ich relativ wenig gelesen und besitze auch nur einen einzigen Band. 12 Bände, ui! Über die Bedeutung Platons als Philosoph kann es kaum zwei gegensätzliche Meinungen geben. Und die Existenz Jesu ist ja durch nichtchristliche Historiker einigermaßen! sicher bezeugt, auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, daß sie die Ansichten von Christen wiedergeben: Flavius Josephus, Tacitus, Sueton, Lukian und Kelsos erwähnen ihn, wobei die Passage bei Flavius Josephus (das "Testamentum Flavianum") m.E. eine spätere, christliche Fälschung darstellt: Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Thaten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf das Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten von ihm vorherverkündet hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort. (Antiquitates Judaicae XVIII, 3) Aber Tacitus bezieht sich anscheinend auf römische Akten aus der Zeit des Tiberius bzw. Pilatus."

09.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Von dem Pilatus-Fund habe ich gehört. Der stand für mich aber außer Zweifel, weil er von Tacitus erwähnt wird, und zwar in einer Weise, die den Eindruck erweckt, daß er sich da auf römische Akten und nicht auf christliche Berichte bezieht. Der Autor heißt (August Graf von) Platen, nicht Platon - klar. Ich habe lediglich nicht verstanden, wie Du gerade auf den gekommen bist, weshalb ich eine Assoziation vermutet habe. Dein tatsächliches Motiv hatte ich mangels Platen-Kenntnis nicht durchschaut. Poet statt Gelehrter. Worin sieht man seine Fähigkeiten? Wie glaubt man, sich am besten ausdrücken zu können, wenn man beispielsweise Homosexueller in einer heterosexuell dominierten Gemeinschaft ist? Wer weiß, was aus Rosa von Praunheim sonst noch hätte werden können?"

09.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Ich hatte das griechisch-römische Heidentum im Kopf, dem das Christentum fremd erschien. Vom Jainismus wußte man damals nichts (obwohl es, wie ich gerade sehe, den damals schon gab). Erlösungsbedürftigkeit vom Leiden des Lebens ist für mich etwas anderes als Sündhaftigkeit, weil jene nicht in der Schuld eines Vergehens gegenüber dem Willen eines Gottes wurzelt. Was diesen angeht so lesen wir, wie Diomedes von Troja die Aphrodite angegriffen und verwundet hat, während Cato d. J. mit Einsicht in seine geringere Macht, aber doch hartnäckigem Selbstbewußtsein sagte: "Causa victrix deis placuit, sed victa Catoni." Was die christliche Umwertung der Werte angeht (da bin ich natürlich Nietzsche dankbar), so hat sie im Judentum, speziell bei den Essenern, eine Wurzel - das innerhalb der antiken Religionen tatsächlich eine Sonderstellung einnimmt. Übrigens ist auch Dionysos ein Erlösergott, aber er kennt keine moralischen Gebote, gegen die man verstoßen könnte, sondern nur Respekt oder Respektlosigkeit ihm gegenüber, und er ist zudem ganz diesseitig, d.h. auch die Erlösung vollzieht sich im Hier & Jetzt, nicht im Jenseits. Antwort geändert am 09.02.2020 um 18:46 Uhr"

10.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Altgriechisch im Selbststudium - das hat meinen Respekt. Dazu fällt mir sonst nur Schliemann ein."

10.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Die Essener mögen sich zum Judentum 'nur' als radikale Ausprägung verhalten - im Verhältnis zum Heidentum sehe ich eine Umwertung der Werte. Allerdings - und da muß ich mich teilweise korrigieren - fallen mir gerade Hegesias mit dem Beinamen Peisithanatos und seine Anhänger ein: 1. Schüler des Antipater war Epitimides aus Kyrene, dessen Schüler Paraibates, dessen Schüler Hegesias, genannt Peisithanatos (zum Tode ratend), und Annikeris, der den Platon aus der Gefangenschaft freikaufte. [Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 86] 2. Was die sogenannten Hegesiaker (οἱ Ἡγησιακοὶ λεγόμενοι) anlangt, so stimmten sie in Annahme der Ziele, nämlich der Lust und des Schmerzes, mit dem Gesagten überein. In bezug aber auf die selbständige Geltung der Dankbarkeit, Freundschaft und Wohltätigkeit nahmen sie einen völlig ablehnenden Standpunkt ein, denn man erstrebe sie nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Nutzens willen, ohne den ihnen überhaupt kein Sein zukäme. Die Glückseligkeit sei eine reine Unmöglichkeit (τὴν εὐδαιμονίαν ὅλως ἀδύνατον εἶναι), denn der Leib werde von vielerlei Leiden heimgesucht, die Seele aber sei die Begleiterin des Körpers (τὴν δὲ ψυχὴν συμπαθεῖν τῷ σώματι) und teile seine Leiden und Erschütterungen, und was unsere Hoffnungen anlange, so würden viele durch das Schicksal zuschanden gemacht; damit aber sei das wirkliche Vorhandensein der Glückseligkeit ausgeschlossen. Leben und Tod seien erstrebenswert (τήν τε ζωὴν καὶ τὸν θάνατον αἱρετόν). Von Natur (φύσει), sagten sie, sei nichts angenehm und unangenehm: Seltenheit oder Neuheit oder Sättigung schaffe den einen Lust, den anderen Unlust. Armut und Reichtum kommen für die Lust nicht weiter in Rechnung, denn die Lust der Reichen habe keinen Vorzug vor der der Armen. Knechtschaft und Freiheit seien in gleichem Grade bedeutungslos für das Maß der Lust, ebenso hohe Geburt und niedere, Ruhm und Verachtung. Dem Unvernünftigen habe das Leben Wert, für den Vernünftigen sei es gleichgültig (καὶ τῷ μὲν ἄφρονι τὸ ζῆν λυσιτελὲς εἶναι, τῷ δὲ φρονίμῳ ἀδιάφορον). Der Weise werde um seiner selbst willen alles tun, da er keinen andern für gleichwertig mit sich selbst ansehe. [...] [Diogenes Laërtios: Vitae philosophorum II 93-95] Das waren allerdings Exoten in der heidnischen Kultur. Immerhin - es gab sie."

11.02.20 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Weshalb ich Religionen ablehne: "Das deckt sich mit meinen Kenntnissen. Typisierungen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn wir nicht ganz ohne sie auskommen: die Sadduzäer, die Pharisäer usw. statt die Juden ist ja selbst wieder eine. Wie realistisch "Das Leben des Brian" in dieser Hinsicht ist, hatte ich mir allerdings noch nicht bewußt gemacht. Danke für den Hinweis!"

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
/Seite /S.
Seite 1/951

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram