Alle 542 Texte von BeBa

was soll ich sagen / mein verstorbener vater sitzt / auf meiner parkbank /

ton abgeschaltetdoch der wahnsinn sendetstumme bilder /

M liebt Kino. Filme jeder Art. Es darf ein Western sein oder Science Fiction, Dokumentarfilm oder Liebesschnulze. Er schaut alles, bezahlt überzeugt seinen Eintritt und hat die Investition noch nie bereut. M liebt den Moment, wenn der Vorhang...

Kennen Sie diesen Moment? Sie haben im Hotel Ihrer Wahl eingecheckt. Nach einem Mehrstundenflug in der Holzklasse bei null Beinfreiheit konnten Sie sich nur vage an Ihren Namen erinnern, haben diesen und dazu den Ihrer Begleiterin mühevoll in...

in meinen träumen dunkle wolken, blitze und zwei frauen mit schirm

Den Tag des Umzugs habe ich mir freigenommen, konnte es bis zum Schluss nicht glauben. Aus dem Fenster, zweiter Stock und exzellenter Überblick, beobachte ich, wie die Möbelpacker aus dem LKW steigen. Um sicherzugehen, laufe ich nach unten bis...

wir nachtschwärmer und / das grölen in den / engen gassen / ich / liebe dich und / diese stille in prag /

heute kam dein brief / du bleibst noch was / dort unten in der sonne / das weiß ich schon längst / von deiner freundin / die jetzt bei mir wohnt /

warten im u-bahn-schacht aus der menge trifft mich ein blick die S3 fährt ein türen öffnen und schließen abfahrt an der wand lese ich anne ♥ jens

Ein unglaublicher Lärm, der von der Straße her bis zum fünften Stock zu mir in die Wohnung dringt. Als das Spektakel auch nach Minuten noch kein Ende nimmt, gehe ich auf den Balkon und schaue hinunter. Eine Menschenmasse steht vor dem Haus....

Mitten in unserer Stadt, unweit vom Bahnhof, kommt mir jemand entgegen. Er zieht einen kleinen schwarzen Rollkoffer hinter sich her, bleibt immer mal wieder stehen, schaut sich um und geht dann ein paar Schritte weiter. Als wir uns endlich...

Die Kinder bemerken sein Zögern. Um ihn herum Schaukeln, eine Wippe und dort hinten ein Sandkasten. Nicht seine Welt, gar nicht seine Welt. Er weicht langsam ein paar Schritte zurück, bemüht sich zu lächeln. Aber sie durchschauen ihn, kommen...

Ich öffnete die Tür, trat ein und wusste, dass ich hier nicht mehr herauskommen würde. Ein langer Raum, ein ebenso langer Tisch, links und rechts jeweils zehn Stühle, besetzt bis auf einen Platz, vor dem ich jetzt stand. Alle, die hier...

da / wo sie hinschaut / ist nichts / wie ein kleines kind / steht sie dort / schließt den mantel / wendet sich um zu mir / und geht mit / wenigen schritten / durch mich hindurch /

liebe ist sagst du und schweigst

ruhe schreit jemand - im haus spielt leise ein klavier

was von mir bleibt:das tagebuch und eine uhrohne zeiger /

ich steh auf dem balkon hör meine kaffeemaschine in der küche fauchen der himmel grau die straße schon feucht und die nachbarin dort drüben macht sonntags keine frühgymnastik jetzt klingelt das telefon vielleicht bist du es was für ein...

der alte mann auf der parkbank schaut der frau hinterher den langen beinen in dieser hellgrünen hose gab es solche hosen damals so lange beine und waren die frauen so hübsch er weiß es nicht mehr weiß vieles nicht mehr und vergessen auch...

das rot ihrer lippen macht mich traurig den ganzen abend starre ich an ihr vorbei und als ich gehe reiche ich ihr den brief den ich nie geschrieben habe

central park tower auf neunzig steigt einer zu mit diesem lächeln

Gulasch Marco lehnt sich zurück und schaut der Stewardess auf den Hintern. Nicht so flach wie bei Anja, denkt er, und die hier hat längere Beine. Sein Nachbar schnarcht und er spürt wieder diese Magenschmerzen. Die Schmerztabletten...

rekordsommerschluss / die kraniche trompeten / den novemberblues /

er grüßt mich nachts / augenzwinkernd im treppenhaus / der verstorbene nachbar /

deine kaffeetasse steht / halbleer in der spüle / um mich herum / noch dein parfüm / von der straße / höre ich schritte / und mein handy / vibriert einmal zweimal / dann ist es still /

schritte vor meiner tür ein schlüssel will nicht ins schloss genuschelte worte ich stehe schon auf dann findet der nachbar doch die eigene wohnung

Mein Chef hatte mir für den nächsten Tag eine Dienstreise nach Hamburg in den Kalender geschoben. „Macht doch nichts“, meinte Nicole, meine Frau, „übermorgen bist du ja wieder da.“ Unser Hochzeitstag. Ich gab zu bedenken, erst am...

Ich stehe unter Arrest. Darf die Wohnung nur verlassen, um mich behördlich zu melden. Seit drei Wochen jetzt, und über die Dauer der Maßnahme wurde ich noch nicht aufgeklärt. Abwarten, sagen sie, wenn ich den täglichen Besuch auf dem Amt...

sie trägt klamotten / vom wühltisch / dicke pullover / im sommer und / um ihre mageren schultern hängt / eine tasche aus krokodillederimitat / mit ihren pumps vom letzten jahr / klappt es immer noch nicht / und da wo sie lebt / ist es gestern...

dein gesicht ganz alt / es hat sein lächeln verloren / bei tageslicht /

seit tagen liege ich im bett oder stehe am fenster da draußen sucht mich niemand manchmal schreie ich vom balkon dann bleibt einer stehen schaut hoch und ich verstecke mich

am klaren himmel kein mond kein lachen bei den nachbarn unten auf der straße keine autos und alle ampeln abgeschaltet ich drehe das radio auf es sendet stille und auf dem kalender fehlt mir das heute

ein paar schuhe am brückengeländer und mein blick hinunter in den kalten fluss der langsam im nebel verschwindet

Heute Morgen kam mit der Post die Aufforderung, meinen Namen abzugeben. Ich hätte mit der Pensionierung das Alter erreicht, von dem an ein Name nicht mehr benötigt würde. Die steuerliche IDNr reiche zur Identifizierung aus. Ein weiterer Passus...

Winternebel – doch die Tempelglocke schlägt mit meinem Herzen © Bernd Balder

Man fragt sich, sagt er. Und das stimmt, zumindest im gewissen Sinn. Aber so ist das ja häufig: irgendwie stimmt alles, und sei es nur im gewissen Sinn. Wobei niemand weiß, was dieser Sinn (der gewisse!) überhaupt sein soll. Plötzlich ist er...

jetzt / da wir den herbst erwarteten / kam der sommer zuŕück / du täuschst dich / sagte ich / die frische am abend / ließ uns frieren /

was fehlt ist sein lachen das streicheln über meinen kopf und er mir bleibt seine brille mit der er dostojewski las die verwahre ich sicher bis ich alt genug bin dafür

Die Szenerie erinnert ihn wieder daran. Die Wellen, die sanft vor seinem Strandkorb auslaufen. Dazu sie, die da vorne bis zu den Knien in der kalten Nordsee steht. Sie schaut sich nach ihm um mit diesem Lächeln und ihre blonden Locken wehen in...

Das musst du nicht tun, sagt sie. Er kauft es ihr nicht ab. Sie ist blass, weicht seinem Blick aus. Und hofft ganz sicher, dass er es doch tut. Jetzt, sofort, damit wieder alles ok ist. Erst einmal. Nein, sagt er sich: Mache ich es heute, werde...

morgen ist abgestimmt / vermessen und passend gemacht / wir haben / ein gutes gefühl / dieses grinsen / in deinem gesicht / ich habe es immer geliebt / du wirst mich küssen / und lächeln / aber was weiß ich /

du und ich und unser auto fährt uns vorbei an den alten unbewohnten häusern in denen wir leben könnten vielleicht schon in diesem sommer

im schulbus saß ich wie immer am fenster schaute hinaus vor den augen die filme meiner eigenen welt ganz allein hatte ich keine angst mit meinem kleinen cowboy in der schultasche dann saßt plötzlich du mir gegenüber ich glaube ich wurde rot...

wir nahmen ihren wagen und fuhren fort in richtung freiheit teilten zimmer essen und hoffnung irgendwann erreichten wir das ende unserer straßenkarte mit nichts als schmutziger wäsche

hier liefen wir immer am rhein entlang hand in hand schiffe schipperten von und nach holland die nordsee fiel dir dann ein und wie wir hand in hand am strand liefen und wie wir lachten

wir sitzen da auf einer bank hand in hand und schauen hinunter ins weite tal jeder für sich in seiner welt

morgens um sieben das mädchen mit dem lächeln auf dem ersten bus

Der Reisende eilt durch die Altstadt, hält an, schaut sich um. Mitten auf der Gasse steht er, die Leute gehen um ihn herum. Einige schimpfen, andere sehen genauer hin und blicken in das verzweifelte Gesicht eines Fremden, bleich wie der Tod. Er,...

Heute Morgen erhielt er eine Karte von seiner Tochter. Aus Miami. Überhaupt kommt sie viel rum und schickt ihm Grüße aus Städten, die er nur aus dem Fernsehen kennt. Er wirft stets einen kurzen Blick auf die Bilder der Postkarten, die sich...

manchmal / sind da noch bilder / die wir mit unseren worten zeichneten / bilder von unseren leben / die für immer zusammengehören / alles war so intensiv und zum heulen schön / manchmal kommen sie noch / um sich dann aufzulösen in dem / was...