Alle 395 Texte von Walther

Gekommen um zu bleiben / Gestriges sei das neue heute / skandieren vermummte mit kerzen / in der hand & alu hüten auf den / leer geschrienen köpfen / Telegram stil nennt man das / cringe ruft der teenie in sein smart / phone &...

Gemein(t) Sie wächst ganz leise und mit Tücke: Gemein(t) ist die Gedächtnislücke. Man wird es in der Hölle büßen, Wenn einen nette Menschen grüßen, Mit Freude, Wärme und mit Namen, Die einem recht bekannt vorkamen, Doch da ist nichts,...

Gemeinsamkeiten Wer an der Straße steht, macht einen Fehler: Er bietet sich dem Feinstaub freundlich an, Damit er schneller daran sterben kann. Und wer das sagt, ist durchaus kein Krakeeler. Auch manche Dame, kurzberockt, steht da, Und sie...

Geplatzter Traum Ich hatte eine helle Sichtung Ganz tief im Wald auf einer Lichtung. Das Licht schien schräg in eine Richtung, Da trat der Urgrund aller Dichtung In es hinaus, und ich war weg Und rührte mich nicht mehr vom Fleck. Uff, diese...

Gernegrößer Es lebt ein ziemlich kleiner Mann auf dieser Welt – Er wäre gerne groß, so fast zwei Meter zehn. Er reicht bis an den Schoß, kann stets nur Gürtel sehn. Was gäbe er dafür! Sogar sein ganzes Geld! Sein Innerstes ist sein...

Gestalt gestalten Der Liebe glaubt und sie nicht lebt, der ist Verloren, ist verraten und verkauft, verliert Sich in sich selbst, wo er sich selbst gebiert Und sich danach in sich gleich auch vergisst. Wer Wir nicht lebt, nicht nach Verdopplung...

Gestern heute Der neue Wein in alten Schläuchen: So vergärt man alt mit neu Und bleibt gleich seinen alten Bräuchen Wie der dumpfen Heimat treu. Aus dem Behältnis wabert Gestern, Schön als Heute angepinselt. An Ostern spielt man wilde...

Getackert / Die Fetzen meiner Haut sind an die Wand getackert. / ‘The Wind of Change’ rauscht durchs Betongerüst. / Die Drohnenphalanx, die durch Schluchten düst, / Hat alles, was noch lebte, längst beackert: / Ne Salve da, ein...

Gewesen, das Wesen, der Vogel, so tot: Die Welt, schau, sie taumelt, der Abend ist rot, Und rot ist der Morgen, der Mittag, der Tag, Die Wüste versandet, im Meer schwimmt die Not, Die Felder sind fahl, und im Baum krächzt die Klag.

Gewöhnung. Die Brücke biegt sich übers Nichts, Aus Dunkel ists, und tief, so tief, Es frisst das Strahlen allen Lichts, Und leuchtete es intensiv. Man will, dass ich die Brücke quere. Man will so viel, doch ich will nicht. Ich mag sie nicht,...

Gezeter mehr Mag kein gezeter mehr keine platzenden gehör gänge keine end los schleifen Will tat & tun will willen nicht un willen Sprich die losung zieh lose nimm lösungs mittel löse auf löse dich auf mich auf: kein gezeter mehr

Gleichnis Der Frage Antwort lag darin verborgen: Der Satz verbog sich unter der Bedeutung, Und seine Zeichen krümmten sich vor Sorgen. Die Seite log sich zur finalen Häutung. Nach Luft rief jetzt sein Atem pfeifend, Der kalte Schweiß benetzte...

Glück. Sucher. / Am Tag des Herrn geh ich auf meine Weise / Durch meinen Wald, mein Feld und meine Wiese. / Die Wintersonne macht mich groß: ein Riese / Zu sein, macht stark vielleicht, nicht klug und weise. / Was soll schon sein! Es ist nur...

Glühwein. Kalter Kaffee. Acht. / Ein falscher Griff zur Glühweinkanne / Verführt mich in Sekundenspanne / Durch das Verbrannt-zu-sein-Gefühl / Ins Eisfach und an Wasserhähne, / Wo ich den Ort zur Kühlung wähne. / Zum Glück steht da...

Got the blues Der wind bläst die träume weg ent kleidet die bäume der letzten blätter bringt schauer trauer & streckt seine finger durch die ritzen bis in meinen nacken Vor der scheibe grau hinter der scheibe weiß man’s nicht genau oder...

Haartraum Du weißt, wie flüchtig feuchte Träume sind! Die Frühlingswinde wohnen tief im Haar, Wo Träume sind, und mancher Traum wird wahr! Du warst ein wunderschönes kluges Kind, Die Frau, die in dir war, ist mehr als schön, Ist mehr als...

Hab ich t… / Willst du hin ein rufen oder soll ich / sagte der wald un gefragt zu jenem / der da sein maul auf riss um einen / auf riss wegen eines ab risses zu / Machen ganz ohne birne bagger / dynamit: nobel raschelte der wald / geht die...

Happy Endings Die ganze Welt hat einen Frühling. Wir Nicht. Dafür haben wir April. Für Immer? Ich wollt, wir wären gar nicht wirklich hier, Doch mit dem Wunsch würd’s besser nicht, nein, schlimmer. Der olle Shakespeare schrieb mal „Was...

Herbst. Elegisch. / Es tanzt der Herbstwind laut in allen Ecken / Und bläst dazu zum Spaß die Flötentöne. / Wenn’s Blütenträume gab, hey, sie verrecken. / In Grau gewandet altert selbst das Schöne. / Die Tropfen zählen auf den...

Herbstoffensive / Ich möchte gern ins Wasser fallen. / Die Schneeballschlachten lieb ich auch. / Und warmes Essen, voller Bauch: / Das könnte mir jetzt sehr gefallen. / Ich freu mich auf Kastanienbäume, / Schau, die Kastanien heb ich...

Herbstverführung Der Nebel hing. Mit ihm hing die Laterne. Die Kinder zogen durch die Wassertröpfchen, Ein Käppchen auf den kleinen Wuschelköpfchen, Und sangen, was nicht war: Nicht Mond, nicht Sterne, Und Sonne nicht, die war weit in der...

Herrn Woelki in den Spiegel geschrieben Du willst den neuen Blick eröffnen, weit, Weit soll er reichen, bis zum Horizont. Er soll sie überwinden, diese Zeit, Die dunkel ist, verloren, unbesonnt. Du möchtest von der Kanzel Losung rufen,...

Himmel himmel blau Diesen sommer beschloss der himmel nicht alt zu werden & grau sich dem herbst nicht zu beugen – allen falls ein bisschen weiß wollte er zu lassen & kleine schwarze tupfer von vögeln & kondens streifen von düsen fliegern &...

Hippe Lippe Ich lege Wert darauf, von Wert zu sein, Und klimpre mit den Münzen in der Tasche. Dann nehme ich die goldne Schampusflasche, Die mit den Plättchen drin, und schenke ein: Das ist die neuste hippe Jetsetmasche. Ich rede mir schnell...

Hitze. Kontempliert. / Der Tag ist heiß. Die Nacht wird heißer, heißt es. / Die Decke auf dem Bett stört jedenfalls. / Ein Teleskop erforscht das Licht des Alls. / Weit draußen, nach dem Mond, da schaut und kreist es. / Das Leben ist...

Honigliebchen Ich bin ein Honigbübchen Und hab ein süßes Grübchen Am Kinn und an den Wangen: Um mich muss keiner bangen. Ich küss mein Honigmädchen, Schenk ihr ein Schokolädchen. Sie wackelt mit dem Köpfchen Und steckt es in ihr...

Der Fischer Hans-Peter aus Husum,Der soff gern und hing im Kap Hoorn rum.Er hat sich beim SchiffenSehr häufig vergriffen.Drum strich ihm der Wirt jetzt den Strohrum. /

Ich hab’s total versockt. / Am Abend trug die linke Socke Trauer, / Ganz früh die rechte tiefe Sorgenfalten. / Ich hatte sie die Nächte anbehalten. / Warum? Das wüsste ich gern selbst genauer. / Es ist nicht kalt. Es fallen keine...

Ich steh im Wind und denke: Herbst. Und schwenke eine weiße Fahne Weil ich schon von dem Ende ahne: Erst Herbst, dann Winter. Sterbst. Verderbst. Die Vögel übten Karawane. Der Süden rief. Der Wein wird herb. Und wenn ich alle Tode sterb, Dann...

Ich trage dich und will getragen sein: Wir sind uns schwer und wollen gar nichts wiegen, Wie eine Feder selbst den Wind besiegen; Wir wollen ewig und wie Sphären sein. Ich greife nach dem Anker, der uns rettet: Der Fluss führt uns ins weite,...

Im Schafspelz.Was soll ich erzählen? Was will ich berichten?Die Welt dreht sich weiter, und alles wird gut.Doch Krieg und das Sterben: Sie fordern den Mut,Sie führen die Seelen zu innren GerichtenUnd tränken die Träume rot randvoll mit...

Im spiegel des wand schranks / Deine hand halten die kühle fein / gliedrige & mich in dein haar / träumen / Du hast dich an der rose geritzt / der roten die der dürre / des sommers wider / stand & der kälte des winters / Dann...

Immer rose Im garten pfleg ich meine neu rosen & die alt rosen - auch die in alt rosa Die roten wind ich dir zum kranz kein finger bleibt ganz - bade sie im roten blut Der linken herz kammer weil ich einen stich habe - nein viele von dir & bienen...

In Märchenhaft Die Welt, so böse: Ich bins nicht. Bin klein, Mein Herz ist rein, mein Mund ist groß. Und bloß Steh ich nur da und hab nichts an. Und nackt Und habs verkackt und steh im Wald allein Mit Hut, der steht mir gut, und Schwert, das...

In version am alb trauf Oben am ende der stiege soll ein wunder warten ein wunder von einem blick über das Nebel meer in dem das tal er trunken ist mit allem was da leibt & lebt – der wasser Fall fällt ins boden lose kein kräuseln an der...

In Wien. Mit Hölderlin. / Der Hölderlin, der Hölderlin, / Der saß mit mir im Zug nach Wien. / Ich las still im Hyperion. / Am Himmel stand der Lampion / Und schüttete sein kaltes Licht / Mir durch das Fenster ins Gesicht. / Ganz weit dreht...

Ins Unbekannte Das Schicksal öffnet eine Pforte. Schmerz verweht, Als einer durch die Türe geht: ins Unbekannte. Wer durch die Täler lief und um sein Leben rannte, Der weiß, was jeder Anfang ist, den man erfleht Hat und erhalten; doch den...

Irrungen und Wirrungen / - Kriminalsonett - / In einem Wiesengrund liegt eine schöne Tote. / Ist das da eine Leiche?, fragt den Mann sie, / Der mit ihr geht. Spazieren, ja, das kann sie, / Wenn sie es will, nah und als Asymptote, / Gebogen...

Jetzt. Ganz. Der Herzschlag spielt den leisen Rhythmus. Sing Die Melodie dazu und geig den Bogen Und taste dich, es kommt ein Lied geflogen, Hinauf zum Himmel, zu den Wolken, kling, Dass alle Sterne tanzen. Herz den Mond! Schnell, Pegasus, reit...

Kaffee ist fertig Gib dem himmel eine chance auf ein morgen abend rot auf das dämmern auf den wolken tanz im immer blau Das leben ist keine müll tüte: es ist wunder tüte füll horn es ist lust auf liebe lust auf tod & atem & Gib dem himmel...

Kaffee-Injektion / Die Frage, ob sich Kaffee lohnt, / Quält diesen Autor schon seit Stunden. / Er hat die Starre überwunden, / Die tief in seinem Körper wohnt, / Und einen Weg zum Seelenheil gefunden: / Er hat sich als KI geklont. / Er...

Kaffeesatz Der Kaffeesatz macht einen Satz Und macht den schlechten Träumen Platz, Die jener hat, der diesen liest, Bevor er ihn ins Becken gießt, Um danach rasch neu aufzubrühen, Bis Tasse und ihr Eigner glühen, Weil Kaffee rote Ohren macht...

Kartesisch / Die Wand ist weiß, und Weiß meint bittre Leere. / Mein Mund schmeckt gallig, wie nach Kotze, / Und keiner stört sich daran, dass ich rotze, / Denn niemand kommt mir nicht mehr in der Quere. / Ist es ein Stuhl, auf dem ich...

Kastanien Man will sich mit dem Blättertanz bewegen, Die Wangen rot gefärbt, ganz wie ein Kind. Wenn sich die Farben über Wälder legen, Beginnt das Ernten, und man stirbt geschwind. Die Rose kann das Blühen noch nicht lassen. Die...

Kein treffen in Teltge / In Teltge habe ich keinen getroffen / aber in Leutkirch: leute, kirchen, bürger / meister, auto schilder: baum an baum / standen sie im wald so wunder bar auf / Ge reiht so gerade so eiche an buche / an douglasie...

Kein.Rat.Für.Niemand.Ich gebe schon lang keinen Rat mehr.Er hat mich so lang schon verlassen.Ich nehme stattdessen die Tat her.Denn die darf man abgrundtief hassen.Was sollen die Worte schon ändern:Wenn Tun ist die Beste der Waffen.Die...

Keine kleine NachtmusikIn seiner Linken hält er die Granate,In seiner Rechten schwingt ein Schießgewehr.Sein linkes Auge, blau einst, gibt’s nicht mehr.Was braucht der Mensch für eine Bachkantate?Zehn ganze Finger. Das sind die Geräte,Die...

Klettenreaktion / Am Abend hing mir eine Klette / Am Sockensaum. Ich war verdutzt. / Ich war nicht draußen. Jede Wette / Hat sie sich anderswo verschmutzt: / Die Socke, grau, macht sich wohl mausig. / Die Zeitung las ich vorn und hinten. ...

Kontrafaktisch Der Wind zaust diese Hecke. Regen tropft. Den Schal geschlungen steht der Mensch und hofft, Dass es bald wärmer würde. Wie verkopft Kann ein Mensch sein? In seinem coolen Loft Hat er die Sonne strahlen sehen! Sie ging, Als die...

Krieg Es kam der Tod. Es gab für uns Vignetten. Ein jeder hatte seine. Kam der Ruf, Dann war das Leben schon nicht mehr zu retten, Es blieb das alles liegen, das man schuf. Die Sonne nahm den gleichen Weg am Himmel, Der Wind nahm Wolken, Regen...