Das irdische Jammertal

Satire zum Thema Ehe

von  loslosch

Mirum est, quod homo podest umquam perfecte in hac vita laetari (Thomas von Kempen; ~1390 bis 1471; De imitatione Christi - Von der  Nachahmung Christi oder Nachfolge Jesu Christi). Es wäre [ist] ein Wunder, wenn ein Mensch sich in diesem Leben jemals vollkommen freuen kann.

Der Mystiker aus dem niederrheinischen Kempen dachte an das Verschmelzen mit Gott, ja das Einssein mit ihm, und blickte voll Gleichmut und innerer Distanz auf das beschwerliche Erdenleben. Es wäre insbesondere dann der richtige Ton getroffen, wenn Thomas a Kempis sich auf das moderne Familienrecht bezogen hätte mit der Möglichkeit, dass die einander entfremdeten Partner unter einem Dach "getrennt" leben. Das Dasein mindestens eines der Betroffenen kann höllische Konturen annehmen, wenn die andere Partei das Verfahren gezielt in die Länge zieht. Drei bis vier Jahre, im Maximum noch etwas darüber, strapazieren die Nerven. Wobei der dilatierende Teil des gescheiterten Eheprojekts der Sentenz kaum etwas Sinnstiftendes abzugewinnen vermag, sich nur am Schmerz des anderen weidet. Der jedoch schöpft allein Kraft aus dem Mystikerspruch: Es wäre ein Wunder, wenn ein Mensch sich in diesem Leben jemals vollkommen freuen kann.

Auswüchse des modernen Scheidungsrechts.


Anmerkung von loslosch:

Für Corcillum.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(23.09.18)
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